Der Corona-Schock hat Deutschland und die ganze Welt in eine tiefe Krise gestürzt. Aber was macht diese Krise so besonders? Wie verändert sie unser Leben? Und welche Auswege gibt es? Der Capital-Podcast „Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise“ stellt diese Fragen den Menschen, die durch die Krise steuern: Unternehmern, Wissenschaftlern, Managern, Philosophen und Ökonomen.
Für Buchhandlungen steckt in der Krise und dem Shutdown eine Chance, sagt der Geschäftsführer der Buchhandelskette Thalia Mayersche, Michael Busch. Klar, die Branche wird von den wirtschaftlichen Auswirkungen nicht verschont. Doch nachdem 90 Prozent seiner Filialen wieder geöffnet haben, setzt er auf ein neues Bewusstsein der Kunden. „Viele Menschen haben in dieser Zeit gemerkt, wie wichtig die Läden in ihrer Gegend sind“, sagt Busch im Podcast „Die Stunde Null“. „Es könnte einen Schwenk zurück in die Innenstädte geben.“
Viele, auch kleinere Buchhändler hätten die Zeit genutzt, um sich im E-Commerce besser aufzustellen oder einen Liefer- und Abholservice zu etablieren. „Das hat mich sehr beeindruckt.“ Viele Kunden würden zwar im Onlineshop bestellen, aber die Bücher vor Ort abholen – auch aus Gründen der Nachhaltigkeit. „Wir haben nun alle mit Blick auf unsere Mülltonnen gesehen, was für einen gewaltigen Müll das Thema E-Commerce verursacht“, so Busch.
Als Beispiel führt er die Plattform Shopdaheim.de an, die Thalia mit dem Buchhändler Osiander in der Krise ins Leben gerufen hat. Innerhalb der ersten zwei Wochen hatten sich Tausende Buchhandlungen und andere Handelsunternehmen angeschlossen. „Wir hatten teilweise rund 600.000 Zugriffe pro Tag“, sagt Busch.
Busch fordert Aussetzung der Mehrwertsteuer
Die Zuwächse im Onlinegeschäft konnten den Schaden durch die Schließung der Läden allerdings nicht ausgleichen. Es gab „keine Chance, den Ausfall aus dem stationären Geschäft auch nur annähernd zu kompensieren“, so Busch. Durch den Shutdown habe die größte Buchhandelskette des Landes einen Schaden im zweistelligen Millionenbereich erlitten. Im April waren 90 Prozent der Mitarbeiter in Kurzarbeit, Thalia hatte in Filialen zudem nur die Hälfte der Miete gezahlt. Seit der Öffnung von etwa 90 Prozent der 350 Filialen sind die Angestellten auf 50 Prozent Kurzarbeit – diese Woche soll auf 30 Prozent reduziert werden.
In den Filialen gibt es nun Einlasskontrollen, nur ein Kunde pro zehn Quadratmeter – in manchen Bundesländern sind es 20 Quadratmeter – darf in den Filialen sein. Es gibt Mundschutzpflicht, Desinfektionsmittel und die Zahl der Tische mit Büchern wurde reduziert.
Damit der Einzelhandel wieder in Schwung kommt, regt Busch an, die Mehrwertsteuer für den Einzelhandel im Non-Food-Bereich temporär auszusetzen. Außerdem sollte es möglich sein, im Dialog mit den Kirchen an Sonntagen und Feiertagen bis Ende Januar zu öffnen. Arbeit an Sonntagen sollte für Mitarbeiter allerdings auf freiwilliger Basis erfolgen.
Busch lobt die Regierung für die schnellen und entschlossen Maßnahmen. Die Kurzarbeit sei ein erfolgreiches Instrument gewesen, die Darlehen sieht er zwiespältig. „Darlehen sind wichtig, die Überlebensfähigkeit zu sichern, haben allerdings den großen Nachteil, dass sie ein süßes Gift sind, denn man muss ja zurückzahlen.“ Das ganze Interview hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise“.
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