Der Corona-Schock hat Deutschland und die ganze Welt in eine tiefe Krise gestürzt. Aber was macht diese Krise so besonders? Wie verändert sie unser Leben? Und welche Auswege gibt es? Der Capital-Podcast „Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise“ stellt diese Fragen den Menschen, die durch die Krise steuern: Unternehmern, Wissenschaftlern, Managern, Philosophen und Ökonomen.
Nicht nur der Arbeitstag wird von vielen Deutschen ins Home-Office verlegt, auch das Feierabendbier und das gelegentliche Glas Wein wird dieser Tage zu Hause getrunken. Das bekommt die Alkoholbranche natürlich zu spüren. Hinzu kommt, dass jüngst das Oktoberfest für dieses Jahr abgesagt wurde, bei dem sonst um 7,3 Millionen Maß Bier verkauft werden.
In der heutigen Episode von „Die Stunde Null“ sprechen Horst von Buttlar und Nils Kreimeier mit Unternehmern, die genau sagen können, was die Coronakrise für den Wein- und Bierkonsum der Deutschen bedeutet. Ein Gesprächspartner: Michael Käfer, der berühmte Feinkosthändler und Wiesnwirt.
"Fleisch und Wurst gehen nach oben"
Herr Käfer, das Oktoberfest ist ein Hort der Gastlichkeit. Was bedeutet es für Sie als Wiesnwirt, dass es in diesem Jahr ausfällt?
Michael Käfer: „Es wäre in diesem Jahr fast mein 45. Oktoberfest gewesen, ich habe dort schon als Jugendlicher gearbeitet. Deshalb habe ich eine große Emotion dazu. Es macht eine unendliche Freude, auf dem Oktoberfest Gäste begrüßen zu können. Man hat dort eigentlich nur glückliche Menschen um sich. Die zweite Seite davon ist die wirtschaftliche, das Oktoberfest und alles drumherum ist für unser Unternehmen natürlich sehr wichtig. Auch unsere anderen Gastronomiebetriebe haben in der Zeit größere Umsätze, das geht durch die ganze Stadt hindurch. Ob Hotels, Restaurants oder auch Taxifahrer, das Oktoberfest ist ein riesiger Wirtschaftsfaktor für München.“
Sie beliefern ihre Kunden auch – was lassen sich die Menschen in diesen Zeiten liefern?
Käfer: „Was mich stark überrascht hat, ist, dass vor allem unsere Fleisch- und Wurstabteilung ganz stark nach oben gegangen ist. Denn eigentlich hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie stagniert – jetzt hat sich der Umsatz fast verdoppelt. Offenbar greifen Vegetarier in der Krise wieder gerne nach Fleisch. Aber auch bei Obst und Gemüse geht viel nach vorne. Im Alkoholbereich ist es allerdings relativ normal, aber man merkt, dass die Leute ihren Wein jetzt gerne zu Hause trinken – bei dem schönen Wetter gerne mal einen Roséwein.“
Wenn 2021 wieder ein Oktoberfest stattfindet – wird es dann das größte Oktoberfest aller Zeiten?
Käfer: „Es wird sicher ein ganz besonderes Oktoberfest. Es geht im Leben immer so: Wenn Dinge, an die man gewöhnt ist, weg sind, dann vermisst man sie erst richtig. Das wird vielen in diesem Jahr mit dem Oktoberfest so gehen – und dann wird man sich einfach noch stärker auf das nächste Jahr freuen.“
Im Geschäft mit dem Genuss ist auch Thorsten Hermelink, seit 2015 Chef von Hawesko, zu dem unter anderem die Weinkette Jacques‘ Weindepot gehört.
"Gastronomen haben nicht viel auf der hohen Kante"
Herr Hermelink, Sie haben über Ihr Netzwerk viel Kontakt zu Restaurants. Wie nehmen Sie die Stimmung wahr – herrscht noch Verständnis für die Situation oder herrscht eine große Ungeduld, dass man wieder öffnen muss?
Hermelink: Die Gastronomen haben Verständnis dafür, sich vor dem Virus zu schützen und ihre Restaurants zu schließen. Aber die finanzielle Not drückt – Gastronomen haben in der Regel nicht viel auf der hohen Kante. Da herrscht eine Existenzangst, also überwiegen die eigenen wirtschaftlichen Interessen dem, was von Bund und Ländern beschlossen wird.
Sie wissen ja auch jetzt schon, dass mit einer Öffnung nicht gleich das Geschäft zurückkommt, vor allem, wenn es weiterhin die Abstandsregeln gibt. Dann müssen die Mitarbeiter bezahlt werden, sie können aber vielleicht nur die Hälfte des Umsatzes machen. Es ist jetzt schon absehbar, dass große Veranstaltungen wie Hochzeiten ausfallen, das wirkt sich auch massiv auf das Geschäft aus. Sie fühlen sich in der Situation und den Hilfen, die da sind, etwas vergessen.
Gibt es einen bestimmten Wein, bei dem Sie sagen, das ist die perfekte Flasche für den Shutdown? Was ist ihre Weinempfehlung in der Krise?
Hermelink: „Meine Empfehlung: Gehen Sie auf den Markt, holen Sie sich ein bisschen frischen Spargel und dazu einen frischen Weißwein. Die 19er Jahrgänge sind da, zum Spargel passt ein guter Weißburgunder. Das passt gut zum aktuellen Wetter – ich mache das so und kann das nur empfehlen!“
Beide Interviews hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise“.
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