Immer moderner, lauter in Konzept und Farbgebung und zugleich reduziert in der Formensprache: Die aktuellen Design-Trends, die Hotels in Dubai prägt, sind eindeutig. Umso mehr fällt auf, wenn ein Haus mutig ausschert aus der omnipräsenten Kühle futuristischer Betonästhetik. Ein Beispiel möchte ich Ihnen diesmal näher vorstellen, denn das „Al Habtoor Palace“ ist ganz bewusst der Opulenz eines klassischen Grandhotels treu geblieben und damit eine Seltenheit in dieser Region.
Moderne Pracht à la Grandhotel
Es gehört zur Marke „Preferred Hotels & Resorts“, die weltweit 750 privat geführte Luxushotels vereint und sich gemeinsam deutlich besser gegen große Hospitality-Konzerne behaupten als allein. Das Portfolio des Bündnisses spricht anspruchsvolle und erfahrene Reisende an, die wie ich authentische und maßgeschneiderte Hotelerlebnisse suchen; zudem einen hohen Qualitätsstandard und außergewöhnlichen Service.
Schon von außen wirkt das „Al Habtoor Palace“ mit seinen Säulen, verzierten Balkonen und Natursteinen wie ein europäischer Stadtpalast. Überall in der eleganten Lobby: Marmor. Dessen Pracht fällt mir selbst beim Check-in nachts um halb zwei sofort auf. Hohe Decken, Stuck sowie Kronleuchter werten den Empfang zusätzlich auf. In einem angrenzenden kleinen Raum präsentiert der hauseigene Patissier seine süße, essbare Kunst, aufgereiht wie in einer Galerie.
Feinster Marmor und Wände aus Seide
Beim Check-in begrüßt mich eine junge Frau strahlend lächelnd und so herzlich, als hätte sie den ganzen Tag bloß auf meine Ankunft gewartet. Sie überreicht mir einen üppigen Strauß Rosen – ein Ritual, das in Dubai selten geworden ist – und begleitet mich zu meiner Suite.
Auch hier: feinster Marmor. Die Wände sind mit schimmernder Seide bespannt, die Badetücher schwer und hochwertig. Das „Al Habtoor Palace“ ist ein im besten Sinne konservatives Grandhotel, jedoch bei aller Klassik nicht spießig oder verstaubt. Oft übernachten Geschäftsreisende hier, die ihre Familie für ein paar angehängte Strandtage mitbringen. Sieben Meetingräume und ein 800 Quadratmeter großer Ballsaal stehen für Konferenzen oder rauschende Hochzeitsfeste zur Verfügung. „Die Gäste kommen vor allem zu uns, um die ‚Signature Suites‘ zu erleben und den Butler-Service zu genießen“, erklärt mir Hotelmanager Edoardo Buffin de Chosal.
Zu den Prunkstücken dieser Kategorie gehören die 195 Quadratmeter große „Bentley Suite“ und die beeindruckende „Sir Winston Churchill Suite“ – mit drei Schlafzimmern, einem Essbereich für zwölf Personen und vielem mehr. Stolze 913 Quadratmeter, das nenne ich wahren Luxus. Der Name des bedeutenden Regierungschefs verweist übrigens auf die enge Verbindung zum britischen Königshaus, die „Al Habtoor“-Gründer Khalaf Ahmad Al Habtoor über viele Jahre pflegte.
Höchste Qualität und hausgemachter Senf
Während das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen rundum solide ausfällt, ist mein Dinner im „World Cut Steakhouse“ ein echtes Highlight. Ich lasse mir perfekt gereifte Cuts schmecken, begleitet von exquisiten Senfvariationen, die hausgemacht sind: Honig, Grüner Pfeffer, Trüffel, tropische Früchte. Einfach köstlich!
Der Service ist aufmerksam und sehr persönlich, jeder Mitarbeiter kennt meinen Namen. Als unterwegs im Auto mein mobiles WLAN ausfällt, zögert die Concierge keine Sekunde: Sie öffnet den privaten Hotspot auf ihrem Handy und verbindet mich ganz selbstverständlich. Die zusätzlichen Daten kaufe sie dann eben, sagt sie nur. Solch exzellenter Service gehört auch zu den zentralen Merkmalen der übrigen Häuser im „Preferred Hotels & Resorts“-Verbund. Dafür verzichtet man auf die bei anderen Ketten üblichen Vorgaben für Design und Corporate Identity, einzig das hohe Qualitätsniveau soll die Konkurrenz herausfordern. Ein Wettbewerb, der schlussendlich vor allem dem Gast nützt, und den ich daher begrüße.
Wie eine Stadt in der Stadt
Das Hotel mit seinen 234 luxuriösen Zimmern – davon 52 Suiten – liegt in der sogenannten Al Habtoor City im Stadtteil Business Bay. Ein von privater Hand entwickelter Gebäudekomplex, vergleichbar mit „Hudson Yards“ in Manhattan. Die Al Habtoor Group wiederum ist eines der größten Konglomerate in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie entwickelte das Areal als eigenständiges Lifestyle-Konzept, einem sorgfältig kuratierten Mix aus Gastronomie, Kultur- und Freizeitangeboten sowie Hotellerie. Dazu gehören das von mir besuchte „Al Habtoor Palace“, das avantgardistische „V Hotel“ und das familienfreundliche „Hilton Dubai“. Das Trio entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ein urbanes Resort mit Veranstaltungsflächen, Spa-Angeboten, Rooftop-Pools, internationalen Restaurants, Boutiquen und einem Theatersaal. Die drei Häuser sind über einen Boulevard verbunden, der sich abends in eine lebendige Flaniermeile verwandelt.
Unbedingt empfehlen möchte ich Ihnen das atemberaubende Wasserspektakel „La Perle“ im „V Hotel“, das der unvergessene Franco Dragone entwickelt hat, langjähriger Regisseur des berühmten „Cirque du Soleil“. In dieser aufwändigen Show verschmelzen Musik, Akrobatik und 3-D-Projektionen zu einem Spektakel für die Sinne. Ein weiterer Beweis dafür, dass sich die „Al Habtoor City“ nicht als bloßer Hotelstandort begreift, sondern als ein Erlebnisraum von internationalem Rang.
Eigene Identität statt Konzern-Einerlei
Einst war das „Al Habtoor Palace“ übrigens Teil einer weltweit agierenden Gruppe. Das Haus erlebte dort hautnah, wie globale Markenstrategien mit lokalen Interessen kollidieren können. Ein Lehrstück über den Luxus unternehmerischer Unabhängigkeit.
Wenn große Hotelgesellschaften fusionieren oder andere Ketten übernehmen, so wird das den Beteiligten meist als Vorteil verkauft: zusätzliche Marktanteile, gebündelte Ressourcen und anderen Pfeilern der „Economies of Scale“. Doch für manches Haus kann sich daraus auch ein Nachteil entwickeln, beispielsweise wenn sich – wie in Dubai – das Wettbewerbsumfeld dramatisch verändert.
Der Eigentümer Khalaf Ahmad Al Habtoor war ursprünglich eine Partnerschaft mit den „Starwood Hotels“ eingegangen, die überraschend vom Marriott-Konzern übernommen wurden. Fortan gehörten auch seine Hotels mit dazu.
Das Problem: Direkt nebenan eröffnete ein „J.W. Marriott“, das nun zugleich ein direkter Konkurrent und Teil der gleichen Gruppe war. Bei aller Familienharmonie stellten sich jedoch drängende Fragen: Wohin fließen die Buchungen? Wer wird gepusht und profitiert, wer nicht? Die Situation gefiel Eigentümer Al Habtoor nicht, weshalb er nach und nach die Zusammenarbeit mit Marriott kündigte. Seitdem führt er seine Häuser wieder privat und unabhängig, bei voller Kontrolle über Geschäft und Marke. Ein Schritt, der mehr war als ein Managementwechsel, sondern eine Rückbesinnung auf die eigene Identität, die sich merklich ausgezahlt hat.
Mein Fazit: Wer in Dubai echte Palastkultur erleben möchte, der findet sie im „Al Habtoor Palace“. Ein Haus, in dem jeder Raum eine herrliche Grandezza verströmt, und überall ungekünstelte Gastlichkeit zu spüren ist. Ein Luxushotel, das mich daran erinnert hat, dass wahre Eleganz zeitlos ist und ehrliche Herzlichkeit einfach jeden Trend überdauert.