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Capital Watch Award Philipp Günther: „Als Designer lasse ich mich gern von Impulsen leiten“

Philipp Guenther
Philipp Guenther
Philipp Günther ist Jurymitglied des Capital Watch Awards. Der Produktdesigner glaubt, dass die Armbanduhr auch in einer digitalen Welt überlebt, weil ihre Spuren am Gehäuse und Armband vom Leben erzählen.

Mit seiner Expertise in Industriedesign und Architektur ist Philipp Günther eine ideale Besetzung für unsere bewusst multi-disziplinär zusammengesetzte Jury für den ersten Uhrenpreis von CAPITAL. Günther ist Gestalter von Produkten, Einrichtungsobjekten sowie Verpackungen in Hamburg. Was ihn außerdem zum idealen Wertungsrichter edler Zeitmesser macht: Er arbeitet auch als Sound-Designer, unter anderem für BMW und Sennheiser.

Wie würden Sie Ihren Uhrengeschmack beschreiben?

Ich mag Uhren mit einem klaren, reduzierten, aufgeräumten Design und einfachen Funktionen.

Wie viele verschiedene Uhren tragen Sie im Laufe einer Woche?

Keine.

Nach welchen drei Kriterien suchen Sie eine (neue) Uhr aus?

Ästhetik, Funktionalität und Preis.

Können Sie sich noch an Ihre erste Uhr erinnern?

Als Kind bekam ich zur Kommunion eine Armbanduhr mit vergoldetem Gehäuse und Lederarmband. Da sie zum Spielen viel zu wertvoll war, verbrachte sie deutlich mehr Zeit in der Aufbewahrungsschachtel als an meinem Handgelenk.

Ihr bester Tipp zum Zeitsparen im Alltag oder Job?

Wenn ich unter Zeitdruck stehe, hilft es mir oft, einige Dinge bewusst langsam zu tun, etwas die Geschwindigkeit herauszunehmen. Dadurch bekommt das Getane wieder eine Bedeutung und es entsteht Raum für eigene Gedanken. In diesem „Slow-Motion-Zustand“ fällt es mir leichter, wichtige Dinge von unwichtigen zu unterscheiden und die vielen kleinen Zeiträuber verschwinden wie automatisch von der To-Do-Liste.

Ihr bester Tipp gegen Prokrastination, bzw. Verschieberitis?

Als Designer lasse ich mich gern von Impulsen leiten. Sobald mich etwas inspiriert oder eine Idee entsteht, tauche ich in das Thema ein und alles andere muss warten. Um nicht allzuviel wieder und wieder aufzuschieben, benutze ich einen analogen Kalender: Alle Einträge darauf müssen jeweils bis zum Wochenende erledigt sein.

Warum hat die Armbanduhr bisher die digitale Transformation überlebt?

Weil man zu ihr eine persönliche Beziehung aufbauen kann. Die Armbanduhr reist mit uns durchs Leben, durch Höhen und Tiefen. Die Spuren an Armband und Gehäuse erzählen davon. Ich glaube auch, jeder Mensch erlebt Zeit ganz unterschiedlich und entwickelt in seinem Leben ihr gegenüber eine individuelle Haltung. Deshalb geht es bei einer Armbanduhr nicht vorrangig um Zeitmessung, sondern darum, das eigene Zeit- und Lebensgefühl auszudrücken, in einem immer atemloseren Alltag etwas Zeit einzufangen, zu „besitzen“. Dieses Gefühl kann uns keine Software vermitteln.

Wenn Sie eine Zeitreise machen könnten – in welches Jahr würden Sie reisen und warum?

Nach Mittelamerika in die Hochkultur der Maya, also von circa 900 vor bis 900 nach Christus, weil mich ihr unglaubliches Wissen und ihre technischen Fähigkeiten faszinieren.

Welche Uhr ist Ihnen besonders lieb und teuer? Mit welchem Zeitmesser verbinden Sie besondere Erlebnisse, Anekdoten oder Menschen?

In meiner Kindheit hatten wir eine sehr elegante Taschenuhr, die früher meiner Oma gehörte. Das Gehäuse war rundum vergoldet, ein echter Handschmeichler, und besaß einen aufwändig verzierten Sprungdeckel. Für mich war diese Uhr pure Magie. Ich musste sie immerzu in die Hosentasche stecken, um sie an der Kette wieder herausziehen und vorsichtig den glänzenden Deckel öffnen zu können. Ihn aufzuklappen war ein absolutes Highlight: das Ticken zu hören und zu sehen, wie sich in ihrem Inneren alles dreht, ja, lebt!

Das sind die Kandidaten für den Watch Award:

Begleitend zum ersten Capital Watch Award stellen wir in dieser Interview-Reihe die Jurymitglieder vor. Natürlich mit einem Fragen-Schwerpunkt rund um die Uhr.

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