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World Padel Tour in Düsseldorf Sponsoren, Plätze, Bekanntheit: Was fehlt Padel noch zum Durchbruch?

Denise Höfer schlägt auf der World Padel Tour in Düsseldorf auf. Sie und ihre Mitstreitenden hoffen, dass die Tour mehr Aufmerksamkeit auf den Sport in Deutschland lenkt
Denise Höfer schlägt auf der World Padel Tour in Düsseldorf auf. Sie und ihre Mitstreitenden hoffen, dass die Tour mehr Aufmerksamkeit auf den Sport in Deutschland lenkt
© German Padel Open / Sascha Feuster
Die Trendsportart Padel hat den Durchbruch in Deutschland noch nicht geschafft. Dabei wird sie von großen Sponsoren unterstützt, Start-ups investieren Millionen. Jetzt ist erstmals die World Padel Tour in Deutschland zu Gast und soll endlich Aufmerksamkeit auf den Sport lenken

Die Sitzreihen sind gelb angeleuchtet. Laute Musik wummert durch den ganzen Körper. Geht sie aus, folgt das dumpfe Geräusch eines Schlägers, der auf einen Filzball trifft. Wäre in der Mitte der Arena kein Käfig, sondern ein Netz aufgebaut, wäre es ein typisches Tennismatch. So ist es aber eine neue Trendsportart: Padel.

Gerade hat das erste Match mit deutscher Beteiligung angefangen. Daniel Lingen und Vincent Jülich treffen auf die Top-20-Spieler Miguel Yanguas und Fernando Belasteguín. Es ist eine Premiere, dass die Deutschen bei einem so wichtigen Turnier vor Heimpublikum gegen die Weltelite spielen. Denn mit den German Padel Open in Düsseldorf findet erstmals ein Turnier der World Padel Tour (WPT), vergleichbar mit der ATP-Tour im Tennis, in Deutschland statt. Sie bieten den deutschen Top-Spielern eine außergewöhnlich große Bühne – und auch dem hier eher noch unbekannten Trendsport Padel insgesamt. Die Sponsorenpräsenz ist groß. Überall in Deutschland werden Anlagen gebaut und in der Szene sind sich sowieso alle einig, dass Padel hierzulande wirtschaftliches Potenzial hat.

Die Aufmerksamkeit für Padel wird größer

Padel ist ein Racketsport, eine Mischung aus Tennis und Squash. Der Platz, „Käfig“ genannt, ist kleiner als beim Tennis und von Glaswänden mit Metallstreben umgeben, die ins Spiel einbezogen werden. In der Düsseldorfer Eventlocation stechen neben dem Käfig die orangefarbenen Bänke für die Spielerinnen und Spieler heraus. Die darauf montierten Sitze erinnern an Autos: Kein Zufall, der Autovermieter Sixt ist einer der Hauptsponsoren. Den Namen für das Turnier gibt das Modeunternehmen Hugo Boss. Auf den Werbebanden leuchtet vor allem Werbung spanischer Unternehmen auf, etwa die der Biermarke Estrella Damm oder des Sportausrüsters Nox. Präsent ist auch die Automarke Cupra: mit einem Modell neben dem Centre Court, einem großen Werbestand vor dem Eingang und dem Logo auf der Kleidung vieler Spielerinnen und Spieler.

Die VW-Tochter aus Spanien ist international bereits seit vier Jahren im Padelsport aktiv und bis mindestens 2024 Premiumpartner aller offiziellen Turniere der World Padel Tour. International sei die Reichweite natürlich größer als in Deutschland, teilt das Unternehmen auf Capital-Anfrage mit. Doch auch hier schätzt der Autohersteller das Wachstum des Sports beinahe als exponentiell ein und hält Padel nicht – wie viele andere Trendsportarten – für eine „Eintagsfliege“.

In den vergangenen Jahren ist Padel in Deutschland zwar im Aufschwung, den Durchbruch hat der Sport aus Spanien aber immer noch nicht geschafft. Hierzulande gibt es aktuell etwa 300 Plätze. In Spanien, wo Padel schon beliebter als Tennis ist und jeder Zehnte regelmäßig spielt, gibt es mehr als 20.000 davon. Und auch die deutschen Nachbarländer entwickeln sich wesentlich schneller, in Schweden gibt es beispielsweise schon um die 4000 Plätze.

„Die anderen sind uns vier, fünf Jahre voraus. Aber Padel kommt mehr und mehr auch in Deutschland an“, sagt Victoria Kurz, eine der in Düsseldorf aktiven Spielerinnen im Gespräch mit Capital. „Wir hoffen, dass Padel diese Woche an Bekanntheit gewinnt und mehr Leute auf der Straße wissen, was es überhaupt ist.“ Kurz und ihre Partnerin Denise Höfer sind aktuell das beste deutsche Frauen-Doppel, beide tragen ein buntes Sportoutfit aus Shirt und Rock. Sie waren schon bei Weltmeisterschaften dabei und sind international viel unterwegs. Millionensummen verdienen sie damit allerdings nicht: Bei einem Turnier der WPT-Tour wie diesem in Düsseldorf liegen die Preisgelder im Hauptfeld um die 500 Euro, erzählen sie. Aber ins Hauptfeld kommen deutsche Spielerinnen und Spieler in der Regel nicht. Paarungen  aus Spanien und Argentinien, die unter deutlich professionelleren Bedingungen trainieren, dominieren die Weltspitze. In Düsseldorf haben einige deutsche Paarungen eine Wildcard bekommen.

Daniel Lingen mit seinem Partner Vincent Jülich
Daniel Lingen mit seinem Partner Vincent Jülich
© German Padel Open / Sascha Feuster

Meistens verdienen Kurz und Höfer 100 bis 200 Euro bei einem Turnier. „Du musst erstmal an den Punkt kommen, dass du die Kosten für Reisen, Hotel und so weiter decken kannst“, sagt Höfer, die auch mit einem Sportmarketing-Unternehmen selbstständig ist. „Die Preisgelder helfen teilweise, aber hauptsächlich decken wir die Kosten mithilfe von Sponsoren.“ Auch Cupra ist einer ihrer großen Sponsoren und stellt ihnen beispielsweise ein Auto zur Verfügung, mit dem sie zum Training fahren. 

„Der Durchbruch steht unmittelbar bevor“

Die vier besten Paare kommen mit Sponsorengeldern schätzungsweise auf einen Verdienst von über 1 Mio. Euro. In Spanien werden die Padelprofis in Fernsehshows eingeladen und sind echte Stars. Davon ist Deutschland meilenweit entfernt, doch die beiden Spielerinnen merken: Je bekannter Padel hierzulande wird, und je mehr Aufmerksamkeit ihre internationalen Auftritte bekommen, desto mehr Sponsorenanfragen erhalten sie. „Die Bekanntheit des Sports in Deutschland bringt uns sportlich sehr viel, auch finanziell“, sagt Kurz. Stefanie Steible vom Deutschen Padelverband (dpv) bestätigt gegenüber Capital, dass die Sponsoringanfragen zunehmen. „Das schafft neue Möglichkeiten“, sagt sie. „Aber wir möchten auch gesund wachsen.“

Denise Höfer, 42, (links) und Victoria Kurz, 24, sind aktuell das beste deutsche Frauen-Doppel im Padel
Denise Höfer, 42, (links) und Victoria Kurz, 24, sind aktuell das beste deutsche Frauen-Doppel im Padel

Wachstumspotenzial ist aus Sicht vieler Experten jedenfalls vorhanden, gerade weil der deutsche Markt im internationalen Vergleich noch hinterherhinkt. Entscheidend für den Durchbruch sei aber, dass Padel in der Breite ankommt. Immerhin: „Es werden gerade so viele Plätze gebaut und die Leute sind neugierig“, sagt Höfer. „Die schauen sich das an, wollen wissen, was passiert und im besten Fall probieren sie es aus.“ Tatsächlich hat der Bau von Padelanlagen in den vergangenen Monaten an Fahrt aufgenommen. Laut dpv hat sich die Zahl der Plätze allein im vergangenen Jahr fast verdoppelt, die Investitionen dürften sich der Einschätzung nach in einem ähnlichen Bereich bewegen. 

In diesem Jahr hat unter anderen das 2022 von Ex-Bundestrainer Hansi Flick mitgegründete Start-up Padelcity mehrere neue Anlagen eröffnet. Mit dem Investment der Gründer und einer ersten Finanzierungsrunde hat es eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 4 Mio. Euro eingenommen. Und der Kurs der Unternehmens lautet klar: Wachstum. „Deutschland verträgt sicher 8.000 bis 10.000 Courts“, sagt Mitgründer Jonathan Sierck gegenüber Capital. „Wir gehen derzeit von circa 15.000 bis 20.000 aktiven Spielerinnen und Spielern aus, wobei die Zahl von Monat zu Monat stark ansteigt.“ Seiner Meinung nach sind die nächsten zwei bis drei Jahre entscheidend. „Der Durchbruch steht unmittelbar bevor, davon bin ich felsenfest überzeugt“, sagt er. 

Daniel Lingen hat sein Match klar verloren – obwohl Kurz und Höfer aus dem Publikum lautstark angefeuert haben. Spielerisch, das sagt er selber klar, können auch die besten Deutschen nicht mit der Weltspitze mithalten. Lingen ist Deutschlands erfahrenster Top-Padelspieler, war schon bei drei Welt- und vier Europameisterschaften dabei. „Wir sind alle nur Semi-Profis“, sagt er nach der Niederlage im Capital-Interview. Von dem Turnier in Deutschland verspricht er sich trotzdem viel. „Das hier ist ein Riesenauftakt und jeder in der Szene merkt, dass etwas passiert“, sagt er. „Jetzt kommen neue Turniere und Sponsoren, es steckt mehr Geld drin. Und je mehr Geld drinsteckt, desto mehr Potenzial hat die Sportart natürlich langfristig.“

In Düsseldorf laufen noch Weltklasse-Matches bis in den Abend. An diesem „deutschen Tag" am Mittwoch waren zwar nur wenige Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort, laut Veranstalter wurden aber für das gesamte Turnier immerhin mehr als 4000 Tickets verkauft. Außerdem wurde mit diesem Turnier Padel erstmalig im deutschen Fernsehen übertragen. „Der Schalter wurde umgelegt“, sagt Lingen – also sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinne. „Padel kommt jetzt.“

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