Einstellige Gradzahlen auf dem Thermometer, Regen und viel Dunkelheit. Wer schon jetzt genug von der kalten Jahreszeit hat, kann sich in Gedanken schon mal auf den Jahresurlaub in 2020 einstimmen.
Bei der Auswahl der Urlaubsorte gibt es dabei allerdings einiges zu bedenken. Denn die Touristenströme sorgen mancherorts bei den Einheimischen für gehörigen Urlauberfrust. Aber auch Umweltschutz und die politische Lage eines Landes sind nicht ganz unwichtig bei der Buchung.
Der Reise- und Tourismusverlag Fodor's spricht deshalb jährlich auf seiner „No List“ Empfehlungen aus, welche Orte Urlauber in 2020 am besten meiden sollten. Neben dem Matterhorn, das aufgrund von Lawinen und Bergrutschen zunehmend gefährlicher wird, stehen auch die Florida Keys auf der Liste. Grund sind die Korallenriffe vor den Inseln des US-Staates Florida, die durch den starken Bootstourismus schaden nehmen. Auch der Galapagos Nationalpark und die Komodo Insel – Heimat der Komodowarane – sehen ihre Flora und Fauna angesichts der Touristenströme gefährdet.
Unter der Rubrik „Orte, die dich nicht – oder nur in kleineren Mengen – wollen“ nennt der Verlag dabei auch die Urlaubsorte, die bereits spürbar unter „Übertourismus“ leiden. Heißt: Hier gehen die Massen an Besuchern zu Lasten der Anwohner und der Infrastruktur. Zu neun Orten, die Fodor's schon in den Vorjahren auf der „No List“ hatte, sind für das kommende Jahr noch fünf weitere dazu kommen:
Diese Urlaubsorte besuchen zu viele Touristen
Diese Orte haben zu viele Urlauber
Rund neun Millionen Hotelgäste kamen laut dem Tourismusbericht der Stadt in 2017 nach Barcelona. Einwohner hat die Stadt dagegen gerade einmal 1,6 Millionen. Das macht sich schon jetzt an überfüllten Straßen und Verkehrsmitteln bemerkbar. Die zunehmende Beliebtheit von Privatvermietungen wie Airbnb treibt zusätzlich die Wohnungspreise nach oben. Und auch für die Umwelt werden die Besucherströme und der damit verbundene Müll zur Belastung.
Die malerische Natur am Küstenstreifen Big Sur in Kalifornien zog bislang vor allem zahlreiche Fans der US-Serie „Big Little Lies“ an. Mit den Besuchern kommen aber auch die Probleme. Anwohner beklagen sich vor allem über die zunehmende Vermüllung des Küstenstreifens und Wildcamper. Für das Jahr 2020 rät Fodor's daher von einem Besuch des Küstenstreifens ab.
Die Region Angkor in Kambodscha wird auch bei Touristen immer beliebter. In 2018 kamen rund 2,6 Millionen Besucher in die Region, die vor allem für ihre historischen Tempelanlangen – darunter auch das Weltkulturerbe Angkor Wat – bekannt ist. Die Beliebtheit von Angkor hat aber auch ihre Schattenseiten. So zeigt die Infrastruktur einiger Tempel schon jetzt deutliche Abnutzungsspuren. Auf dem Hügel um den Tempel Phnom Bakheng dürfen sich mittlerweile maximal 300 Besucher gleichzeitig aufhalten, aus Sorge um die Gewichtsauslastung. Die zahlreichen Hotelgäste tragen außerdem zur Wasserknappheit in der Region bei.
Bali bedeutet für viele Urlauber blaues Wasser und eindrucksvolle Natur. Für die Bewohner der indonesischen Insel gehört dagegen auch der zunehmende Müll zur Realität – der wiederum stammt häufig von den Touristen. Rund 3800 Tonnen Müll fallen täglich auf Bali an, kritisiert Fodor's. 2018 hatte die indonesische Regierung bereits ein Verbot von Einwegplastik auf der Insel verhängt, auch eine Kurtaxe für Touristen ist aktuell im Gespräch. Eine Broschüre für den korrekten Umgang mit religiösen Plätzen auf der Insel ist ebenfalls in Arbeit.
Er gilt als der Selfie-Spot in Hanoi: Die sogenannte „Train Street“. Die Gleise, die durch das Old Quarter der vietnamesischen Hauptstadt gehen, sind ein beliebtes Fotomotiv. Unter #hanoitrainstreet finden sich auf Instagram Tausende Selfies und Bilder. Rund um die Strecke sind in der Vergangenheit daher auch Cafés und Stände entstanden. Mittlerweile ist die Strecke aber für Besucher gesperrt – aus Sicherheitsgründen. Denn Anfang Oktober musste ein Zugführer die Notbremse ziehen, um nicht mit Touristen zusammenzustoßen. Seitdem dürfen nur noch Anwohner die „Train Street“ betreten.
Die griechische Insel Santorin gilt als Perle der Ägäis und zieht jährlich über 1,5 Millionen Besucher an. Grund für die Beliebtheit ist in Zeiten von Instagram und Facebook auch der Sonnenuntergang über den Dächern der Insel. Für die Insel-Bewohner haben die Touristenströme längst spürbare Nachteile. Die Preise für Benzin und Wohnraum steigen, Wasser- und Stromverbrauch haben immens zugenommen und auch Touristen können kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen ohne in ihre Mitreisenden hineinzulaufen. Fodor’s hat Santorin deshalb schon seit 2018 auf der No-Go-Liste.
Die kroatische Stadt Dubrovnik ist nicht erst so beliebt, seit sie zum Drehort der Serie „Game of Thrones“ wurde. Mittlerweile kommen auf die knapp 42.000 Einwohner allerdings etwa 1,4 Millionen Touristen. Zu Hochzeiten kann das schon mal 27.000 Besucher am Tag bedeuten. Bei dem Versuch Szenen aus „Game of Thrones“ darzustellen, lassen manche Touristen dabei sogar wortwörtlich alle Hüllen fallen. Neben Lärm, Überfüllung und steigenden Lebenshaltungskosten ein besonderes Ärgernis für viele ansässige Kroaten. Im zweiten Jahr in Folge rät Fodor's daher auch von Dubrovnik als Urlaubsort ab.
Mallorca zählt zu den Lieblingsinseln der Deutschen. 2018 verbrachten rund 16,6 Millionen hier ihre Ferien. Zwar rechnete der Flughafen in Palma de Mallorca im vergangenen Sommer mit etwa drei Prozent weniger Urlaubern, zwischen Januar und April kamen aber zehn Prozent mehr ausländische Touristen auf die Balearen-Insel. Für Fodor’s gilt Mallorca deshalb weiterhin als Touristen-Hochburg, die man besser nicht besucht.
Wer an Venedig denkt, muss fast unweigerlich auch an die riesigen Kreuzfahrtschiffe denken, die dort täglich vor Anker gehen. In der italienischen Stadt sehen sich die 53.800 Einwohner einer Flut von Touristen gegenüber. Pro Tag kommen schätzungsweise 77.000 Besucher in die Lagunenstadt. Im Sommer erwägte Venedigs Bürgermeister daher bereits, die Stadt von der Unesco auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes setzen zu lassen. Vor drei Jahren hatte die Organisation damit angesichts des Massentourismus schon einmal gedroht. Auch Fodor’s sieht für Venedig-Urlauber rot – und das zum dritten Jahr in Folge.
Rund 20 Millionen Touristen kamen 2018 nach Amsterdam. Neben klingelnder Hotelkassen bedeutet die Vielzahl an Urlaubern aber auch Lärm und Müll. Die Grachtenstadt hat darauf bereits mit Schildern und Aufrufen für ein rücksichtsvolles Verhalten reagiert. Gegen Vermüllung und Alkoholgenuss auf der Straße werden Strafen erhoben. Und auch Abgaben sollen die Touristenflut drosseln. Neben der gültigen Touristenabgabe, gibt es ab 2020 eine Bettensteuer von 3 Euro pro Gast pro Nacht.
Imposante Schlösser und malerische Landschaften mit Klippen, die weit ins Meer ragen zeichnen die schottische Isle of Skye aus. Kein Wunder, dass vor allem Instagramnutzer hier für ihre Urlaubsbilder vorbeischauen. Auch lokale Busunternehmen machten sich das Interesse an der Insel schon zunutze – und verstopften mit ihren Fahrzeugen die Straße. Mittlerweile herrscht ein Busverbot, um den Verkehr auf der Insel nicht zu strapazieren.
Zu einem Urlaub in Peru, gehört auch der Besuch des Machu Picchu fest dazu. Und so machen sich jährlich 1,5 Millionen Besucher auf in die Inkastadt. Zwar profitiert die Region stark vom Tourismus rund um die berühmte Sehenswürdigkeit, allerdings sind durch die enormen Besucherströme auch Schäden nicht mehr auszuschließen, warnen Experten der Unesco schon seit Jahren. Die peruanischen Behörden haben den Zugang für drei der wichtigen Sehenswürdigkeiten innerhalb von Machu Picchu bereits eingeschränkt: Der Sonnentempel, der Tempel des Kondors und der Intihuatana-Stein sind nur stundenweise zugänglich.
130.000 Urlauber machen sich jährlich auf den Weg Richtung Osterinsel. Und auch bei Chilenen ist die Insel beliebt. Von 2002 bis 2017 hat sich die Zahl der Insulaner so verdoppelt. Die Einheimischen Rapanui werden so aber immer weiter zurückgedrängt, machen mittlerweile nur noch 40 Prozent der Bevölkerung aus. Auch der immense Müll durch den Tourismus ist für die Insel ein Problem. Denn der Abfall kann nur per Flugzeug abtransportiert werden. 2018 trat deshalb ein Gesetz in Kraft, das den Urlaub auf 30 Tage begrenzt. Nur, wer ein Rückflugticket vorweisen kann, kann eine Hotelbuchung vornehmen. Für Fodor’s ein Ort, den man besser meidet.