Erst US-Strafzölle, dann Pandemie: Die Hersteller von Wein und Sekt durchleben eine schwere Zeit. Im jahrelangen Handelsstreit der USA und der Europäischen Union geht es zwar um Subventionen für die Flugzeugbauer Airbus und Boeing. Die deswegen verhängten Strafzölle haben aber unter anderem besonders hart die europäischen Winzer getroffen. Die Exporte in die USA brachen zeitweise über 50 Prozent ein. Trauben wurden statt zu Bordeaux zu Desinfektionsmitteln verarbeitet.
Die US-Regierung hatte Anfang 2021 neue Strafzölle auf Wein aus der EU verhängt. Die wurden unter dem neuen Präsidenten Joe Biden ausgesetzt. Geschlossene Restaurants und abgesagte Veranstaltungen verschärfen in der Pandemie die Lage der Branche jedoch. Jeder Deutsche hat 2020 im Schnitt 3,3 Liter Schaumwein getrunken, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das war ein Rückgang von 2,1 Prozent. Der Absatz für den Verbrauch in Deutschland ging um 3,2 Prozent zurück.
Schwere Zeiten für Winzer
Damit standen Hersteller von Sekt, Prosecco und Champagner aber noch deutlich besser da als Brauereien. Womöglich spielten hier günstigere Preise infolge der Mehrwertsteuersenkung eine Rolle. Schaumweine verzeichneten laut den Statistikern mit minus 1,2 Prozent einen stärkeren Preisrückgang als Bier oder Spirituosen.
Die Unternehmensberatung Brand Finance hat im August 2020 die führenden alkoholischen Marken der Welt gekürt. Dabei gab es erstmals auch eine Rangliste speziell für Wein und Champagner. Als Markenwert galt dabei der wirtschaftliche Netto-Gewinn, den das Unternehmen durch den Verkauf der Lizenz erzielen könnte. Dies sind laut Brand Finance die derzeit wertvollsten Champagner- und Weinmarken der Welt.
Das sind die wertvollsten Wein- und Champagnermarken

Martini ist ein weinhaltiger Aperitif und wurde von Brand Finance zu den Champagner- und Weinmarken gezählt. Sie gehört zum italienischen Getränkehersteller Martini & Rossi. Die Analysten schätzten den Wert von Martini auf 373 Millionen US-Dollar. Das bedeutete im Ranking der wertvollsten Marken Platz zehn.

Mit der Henkell & Co. Sektkellerei hat es ein deutsches Unternehmen auf die Liste der wertvollsten Marken 2020 geschafft. Brand Finance führte die 1832 gegründete Sektkellerei, die Teil der Dr. August Oetker KG ist, mit 437 Millionen Dollar auf Platz neun.

Australien ist mit gleich zwei Marken in den Top 10 vertreten. Den Anfang macht Beringer auf Platz acht. Der Wert der Marke wurde auf 462 Millionen Dollar geschätzt.

Weine aus dem Napa Valley haben weltweit Anhänger. Die USA schafften es dennoch nur mit der Marke Barefoot Wine auf die Liste. Das 1986 in Kalifornien gegründete Unternehmen kam mit einem Wert von 529 Millionen Dollar auf Platz sieben.

Das zweite australische Weingut in den Top 10 ist Lindeman's. Die Experten taxierten den Markenwert auf 534 Millionen Dollar.

Dom Pérignon ist für viele Menschen der Champagner schlechthin. Die nach einem Benediktinermönch aus dem 17. Jahrhundert benannte Marke von Moët et Chandon kam mit einem Wert von 803 Millionen Dollar auf Platz fünf. Dom Pérignon gehört zum Luxuskonzern LVMH. Brand Finance hat in dem Alkohol-Report 2020 auch die Stärke von Marken untersucht. Hier landete Dom Pérignon ebenfalls auf Rang fünf.

Veuve Clicquot konnte Dom Pérignon mit großem Abstand auf Platz fünf verweisen. Das 1772 gegründete Unternehmen aus Frankreich kam sicherte sich mit 960 Millionen Dollar Platz vier der wertvollsten Marken. Veuve Clicquot wurde 1986 von Louis Vuitton gekauft und ist damit ebenfalls Teil von LVMH. Auf der Liste der stärksten Marken reichte es für Veuve Clicquot sogar für den zweiten Rang.

Brand Finance hat in dem Ranking die Marke Chandon gesondert von Moët et Chandon ausgewiesen. Sie allein wurde auf 985 Millionen Dollar geschätzt und sicherte sich damit Platz drei. Denselben Rang gab es bei der Stärke der Marke.

Chinesischer Rotwein ist laut Brand Finance zunehmend in Australien und Europa gefragt. Das spiegelt sich in Platz zwei für Changyu wider. Die älteste und größte Winzerei der Volksrepublik wurde 1892 gegründet und konnte mit einer Ausnahme alle westlichen Konkurrenten hinter sich lassen. Vielleicht reicht es ja nächstes Jahr bereits für die Spitzenposition. Denn mit einem Markenwert von 1,35 Milliarden Dollar musste sich Changyu nur ganz knapp geschlagen geben.

Beim Marktwert kann laut Brand Finance der Wein dem Champagner nicht das Wasser reichen. Sekt-Marktführer Moët et Chandon wurde mit der Kernmarke zum Sieger in der Sparte ernannt. Das Unternehmen, das das „M“ in LVMH stellt, wurde auf 1,38 Milliarden Dollar geschätzt. Damit lag Moët et Chandon zwar nur etwas vor Changyu. Nimmt man aber die Untermarken des französischen Unternehmens hinzu, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Moët et Chandon wurde auch zur stärksten Marke der Branche gekürt. Das 1743 gegründete Unternehmen ist offizieller Champagner-Hoflieferant des britischen Königshauses.