Der Donnerstag war kein guter Tag für die Aktie von Rocket Internet: Das Papier brach um 17 Prozent ein, nachdem der schwedische Investor Kinnevik die Hälfte seines Aktienpakets von 13,2 Prozent abgestoßen hatte. Die Schweden nahmen einen Abschlag von zehn Prozent vom Schlusskurs am Mittwoch in Kauf, um die Papiere loszuwerden. 210 Mio. Euro erlöste Kinnevik mit dem Verkauf der Aktien.
Es kriselte schon seit längerem zwischen Rocket und seinem schwedischen Großaktionär. Im Sommer vergangenen Jahres hatten die Kinnevik-Vertreter den Aufsichtsrat verlassen. „Die beiden Unternehmen kommen sich mit ihren Geschäftsmodellen immer häufiger in die Quere. Kinnevik baut sein ‚Company Building’ aus, vergrößert Anteile an wenigen Unternehmen und investiert zunehmend in Firmen, die mit Rocket nichts zu tun haben. Derweil dreht Samwer in die Gegenrichtung: Er konsolidiert größere Beteiligungen, ohne kleine groß zu machen, und sucht sein Glück in breit gestreuten Risikoinvestments“, schrieb Capital in einer großen Rocket-Analyse.
Kinnevik-Interimschef Joakim Andersson bestätigt das: „Wir sind so etwas wie Konkurrenten geworden... deshalb haben wir uns ein bisschen von Rocket distanziert.“ Streit soll es auch um den Börsengang des Kochboxenanbieters Hellofresh gegeben haben. Rocket-Chef Oliver Samwer wollte die Emission durchsetzen, soll aber von den Schweden ausgebremst worden sein. Samwer will den Rocket-Anteilseignern unbedingt einen erfolgreichen Börsengang präsentieren. Momentan gilt der Lieferdienst Delivery Hero als aussichtsreichster Kandidat.
Opel: "Dieses Unternehmen benötigt Hilfe"
Carlos Tavares kann zufrieden sein: Der Chef des französischen Autobauer PSA Peugeot Citroen hat sein Unternehmen erfolgreich saniert und kommt der geplanten Übernahme der GM-Tochter Opel näher. Was in Frankreich funktioniert hat, soll nun auch in Deutschland funktionieren. Opel befinde sich in einer vergleichbaren Lage wie Peugeot vor einigen Jahren. „Dieses Unternehmen benötigt Hilfe“, sagte der PSA-Chef. Der Sanierungsplan müsse aber von Opel selbst kommen.
Ein Zusammenschluss ergibt aus seiner Sicht Sinn, denn es gelte für seinen Konzern Kunden in Europa zu erschließen, die kein französisches Auto kaufen wollten. Daher soll Opel auch als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden. „Wir wollen eine deutsche Marke in unserem Portfolio haben“, sagte Tavares.
Die Politik wird es gerne hören. „Wichtig ist schon, dass Opel Opel bleibt, und das Opel-Unternehmen möglichst auch als eins von PSA übernommen wird“, sagte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries nach einem Gespräch mit ihrem französischen Kollegen Michel Sapin. Die Bundesregierung fordert den Erhalt der Opel-Standorte und der Arbeitsplätze. Die mit General Motors vereinbarte Beschäftigungsgarantie läuft noch bis Ende 2018.
Die PSA-Aktionäre können sich derweil auf eine Dividende von 48 Cent je Aktie freuen. Zum ersten Mal seit sechs Jahren erhalten die Anteilseigner wieder eine Ausschüttung. Möglich wurde das durch die guten Zahlen des vergangenen Jahres, in dem PSA den Nettogewinn fast verdoppeln konnte auf 1,7 Mrd. Euro.
RWE: Milliardenverluste, keine Dividende
Harte Zeiten für RWE-Aktionäre: Zum zweiten Mal in Folge müssen sie auf eine Dividende verzichten. Der Energiekonzern weist einen Nettoverlust von 5,7 Mrd. Euro für das vergangene Jahr aus – der höchste Verlust in der Firmengeschichte. Grund dafür sind Rückstellungen für den Atomfonds und milliardenschwere Abschreibungen auf unrentable Kohle- und Gaskraftwerke. Finanzchef Markus Krebber sieht noch keinen Spielraum für eine Ausschüttung.
Die 2,6 Mrd. Euro aus dem Börsengang der Ökostromtochter Innogy steckt er lieber in den Atomfonds, der die Energiekonzerne vor ausufernden Folgekosten des Abschieds von der Kernenergie schützen soll. Insgesamt 6,8 Mrd. Euro zahlt RWE in den Fonds.
Die Streichung der Dividende trifft vor allem die Städte und Gemeinden, die an dem Konzern beteiligt sind. „Sie können davon ausgehen, dass wir massiv enttäuscht sind“, sagte Ernst Gerlach, Geschäftsführer des Verbandes kommunaler RWE-Aktionäre. Für die finanziell klammen Ruhrgebietsstädte waren die Überweisungen aus Essen ein fester Etatposten. Mittlerweile denken einzelne Städte über einen Ausstieg nach – zum Beispiel Essen.
Andere verlassen sich auf die Ankündigung Krebbers, der im kommenden Jahr wieder eine Dividende zahlen will. 50 Cent je Aktie sollen es werden.
Wohin mit dem Überschuss?
Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen haben 2016 den höchsten Überschuss seit der Wiedervereinigung erzielt. 23,7 Mrd. Euro betrug der Überschuss im vergangenen Jahr. Das waren fast 3 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr. Die robuste Konjunktur und die gute Beschäftigungslage sorgten für die vollen Kassen.
Das Geld weckt natürlich Begehrlichkeiten – vor allem in einem Wahljahr. Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel bremst allzu forsche Ausgabenwünsche. Die Spielräume seien überschaubar, sagte sie. Das sehen freilich nicht alle so zurückhaltend in ihrer Partei. Finanzstaatssekretär Jens Spahn etwa schlug Steuerentlastungen und die schrittweise Senkung des Solidaritätszuschusses vor. Alles in allem will das Finanzministerium die Steuerzahler um 15 Mrd. Euro entlasten.
Die SPD hat andere Pläne mit dem Geld. Kanzlerkandidat Martin Schulz will die Überschüsse für Investitionen in Ausbildung und Pflege nutzen. „Gut ausgebildete Männer und Frauen sind die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes“, sagte Schulz. Und auch seine Pläne zur Verlängerung des Arbeitslosengeldes I für ältere Erwerbslose müssen ja irgendwie finanziert werden.