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Business as Usual Weniger planen, mehr machen

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© Getty Images
Den eigenen Berufsalltag erfüllender gestalten? Manchmal ist das viel einfacher, als es klingt. Anne Weitzdörfer über unkomplizierte Wege zur Erfüllung im Job.

Annette ist eine ruhige, sehr kluge Frau Anfang 50, die ihr ganzes Leben lang unaufgeregt und doch sehr zielstrebig ihr Ding gemacht hat. Aus Leidenschaft studierte sie Sprachen und Geschichte, um dann zwei Jahrzehnte lang im Ausland zu leben und zu arbeiten. Irgendwann zog es sie zurück in ihre Heimat, wo sie heute der dreiköpfigen Geschäftsführung eines großen Mittelständlers angehört. Das Auffälligste an Annette ist eine innere Unabhängigkeit, die man sofort spürt, wenn man ihr gegenübersitzt. Sie scheint ihren Job sehr zu mögen, ohne ihn oder sich selbst allzu wichtig zu nehmen.

Das Problem: Annette würde gern etwas zurückgeben. Weil sie selbst immer das Glück hatte, von sehr guten Leuten lernen zu können, wünscht sie sich, dass nun andere von ihrer Erfahrung profitieren. Erst dachte sie, sie könne das im Rahmen von Vorträgen, Paneldiskussionen oder Netzwerktreffen tun, doch sie merkte schnell, dass Veranstaltungen dieser Art nicht ihr Ding sind. Stattdessen entschied sie, junge Leute in ihrer Firma zu fördern, bei denen sie Potenzial sah. Sich mit ihnen hinsetzen, reflektieren, sie in ihrer Entwicklung unterstützen – auch als eine Art Zukunftsinvestment in die Kinder, die sie selbst nie hatte.

Annette vertraute ihrem Instinkt

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Am Anfang setzte sich Annette stark unter Druck. Ein Konzept musste geschrieben werden, die Personalabteilung eingebunden, Kollegen anderer Bereiche um ihre Meinung gefragt werden, bevor es losgehen konnte. Doch mit jedem Gespräch und Planungsschritt fühlte sich das Projekt weniger richtig an. Bis Annette merkte, dass sie auf dem falschen Weg war. Einfach machen, das war immer ihre Devise gewesen, und daran hielt sie sich am Ende auch diesmal.

Mal war es die interessierte Azubine, ein anderes Mal der engagierte Abteilungsleiter oder auch der Kantinenchef, die ihr ins Auge fielen. Anstatt der Förderung einen formellen Rahmen zu geben, vertraute Annette ihrem Instinkt. Und setzt sich heute mit ihren Schützlingen zusammen, wann immer eine Seite das will. Dann hört sie zu, denkt mit und macht Personalentwicklung auf ihre Art. Zusätzlich bekommt sie dabei noch mit, was im Unternehmen so läuft. Inzwischen, sagt sie, sei das der Teil ihres Jobs, der ihr die meiste Erfüllung schenke.

Annettes Beispiel zeigt, dass es nicht viel Bürokratie und Aufwand braucht, um den eigenen Berufsalltag inspirierender zu gestalten. Bei Annette war es die Förderung von Jüngeren – was wäre es bei Ihnen? Keine Idee? Dann kleben Sie sich heute ein Post-it mit einem Fragezeichen auf den Bildschirm, bevor Sie das Büro verlassen. Und fragen Sie bei Gelegenheit mal Ihre Kollegen, was die so im Alltag erfüllt. Ich bin sicher, irgendwann, wenn Sie gar nicht damit rechnen, fällt Ihnen ein Projekt ein, das mit ein bisschen Willen und Zeit schon bald eine hübsche Erfüllungsrendite abwirft.

Anne Weitzdörfer begleitet als Beraterin und Coach seit vielen Jahren Unternehmen und Führungskräfte. Hier schreibt sie jeden Monat über Themen aus der Berufswelt.

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