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Wochenrückblick Tsipras im Zwiespalt

Mitten in den Verhandlungen mit den Geldgebern meutert Tsipras' Partei. Außerdem: Kettler-Insolvenz und Intel-Übernahme

Griechenland in Not

Griechenlands Premierminister Tsipras präsentierte Kommissionspräsident Juncker seine Reformliste – Foto: European Union
Griechenlands Premierminister Tsipras präsentierte Kommissionspräsident Juncker seine Reformliste – Foto: European Union

Die Stunde der Wahrheit im Gerangel um die Rettung Griechenlands rückt näher. Aber die Lage ist nach wie vor vertrackt: Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras muss sich nämlich nicht nur mit den Geldgebern verständigen, ihm droht zusätzlich Streit mit den eigenen Leuten. Der linke Flügel seiner Syriza-Partei will neuen Sparauflagen auf keinen Fall zustimmen. „Das gesamte Paket, das uns da aus Brüssel präsentiert wurde, lehnen wir ab“, sagte Vize-Arbeitsminister Dimitris Stratoulis.

Dass die Geldgeber auf Einschnitte verzichten werden, darf wohl als ausgeschlossen gelten. Sie verlangen von Tsipras unter anderem die Abschaffung von Zusatzrenten und die Erhöhung der Mehrwertsteuer beim Stromverbrauch. Tsipras lehnt das ab. Es soll stattdessen unterschiedliche Steuersätze für Energie geben, damit die Rechnungen nicht zu hoch werden.

Außerdem umfasst die griechische Reformliste unter anderem die Einführung eines einheitlichen Renteneintrittsalters, das künftig einheitlich bei 62 Jahren liegen soll. Eine Frühverrentung schon mit 50 wäre damit unmöglich. Zusätzliche Einnahmen will die Regierung durch eine Sondersteuer auf Gewinne von Großunternehmen erzielen: 1 Mrd. Euro verspricht Tsipras sich davon. Auf seiner Liste stehen auch Privatisierungen, die bis 2020 gut 11 Mrd. Euro einbringen sollen.

Konsensfähig ist der Tsipras-Plan aber noch nicht. Das wurde bei einem Treffen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch deutlich. „Es gab Fortschritte beim Verständnis der jeweiligen Positionen der anderen auf der Grundlage verschiedener Vorschläge“, sagte Juncker im Anschluss diplomatisch. Man bleibe im Gespräch. Das ist auch notwendig, denn die Uhr für die Griechen tickt unerbittlich. Am Freitag war eigentlich eine Rückzahlung in Höhe von 310 Mio. Euro an den IWF fällig gewesen. Doch die Athener Regierung will die vier im Juni fälligen Zahlungen zu einer zusammenfassen. Nach den Regularien des Währungsfonds ist das möglich. Spätestens zum 30. Juni muss Griechenland dann 1,6 Mrd. Euro nach Washington überweisen.

Der Deal mit den Geldgebern muss vorher stehen, damit die parlamentarischen Verfahren eingehalten werden können. Kommt es zu einer Einigung, wird Athen mit 7,2 Mrd. Euro von den Gläubigern weiter über Wasser gehalten. Ein Ende der Krise ist das nicht, aber es wird Zeit für Gespräche über ein neues Hilfsprogramm gewonnen.

Kettler meldet Insolvenz an

Das Kettcar war einmal der Verkaufsschlager von Kettler - Foto: Getty Images
Das Kettcar war einmal der Verkaufsschlager von Kettler - Foto: Getty Images
© Getty Images

Nach Märklin, Mifa, Metz und anderen muss ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen Insolvenz anmelden. Die Rede ist von Kettler, der bekannte Hersteller von „Kettcars“, Fahrrädern und Gartenmöbeln. Das Unternehmen soll aber nicht verschwinden, sondern weitergeführt werden. Neuausrichtung heißt das Zauberwort, das dem Mittelständler den Weg in eine gedeihliche Zukunft ebnen soll. Daher will das Unternehmen das Insolvenzverfahren auch in Eigenregie absolvieren.

Die Pleite hatte sich angedeutet, nachdem die Commerzbank einen Kredit über 12 Mio. Euro zurückgefordert haben soll. Wie das Wirtschaftsmagazin Bilanz im April berichtete, hätten sich unter anderem die Beteiligungsgesellschaften Carlyle und Tempus Capital um einen Einstieg bei Kettler bemüht. Das Unternehmen selbst sprach von einer „unabgestimmten Übernahme durch einen Finanzinvestor“. Der hätte vermutlich die Kosten gedrückt und wohl auch die Produktion ins Ausland verlagert.

Die teure Fertigung in Deutschland soll mitverantwortlich für die Schieflage des Unternehmens sein. Allerdings hat Kettler auch schon lange keine Produktneuheit auf den Markt gebracht, die das Potenzial des „Kettcar“ oder des Aluminiumfahrrades hätte.

Intel greift nach Altera

Intel ist bekannt für seine Computerchips - Foto: Getty Images
Intel ist bekannt für seine Computerchips - Foto: Getty Images

Noch eine Übernahme in der Chipbranche: Intel bietet 16,7 Mrd. Dollar für den kleineren Konkurrenten Altera. Es wäre der größte Deal in der Geschichte von Intel, wenn er denn zustande kommt. Vor einem Monat schienen die Verhandlungen schon geplatzt zu sein. Damals hieß es, die beiden Unternehmen seien sich nicht über den Preis einig geworden. Jetzt steht allerdings gleich Preis zur Debatte.

Mit der Übernahme steigt Intel in einen Markt ein, auf dem der Konzern bisher nicht vertreten ist. Altera produziert Chips für Datenzentren, die unter anderem Suchanfragen im Internet beschleunigen sollen. Intel ist auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern, weil es auf dem PC-Markt kaum noch Wachstumsmöglichkeiten gibt.

Die Suche nach Wachstum ist auch die Antriebskraft für das Fusionsfieber, das die Halbleiterbranche befallen. Erst in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass sich Broadcom und Avago zusammenschließen wollen.

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