Nach dem verheerenden Brand von Notre-Dame laufen bereits die Spenden-Kampagnen für den Wiederaufbau. Die beiden Milliardärsfamilien Arnault und Pinault haben bereits mehr als 300 Millionen Euro zugesagt. Der Familie Arnault gehört der Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), der Familie Pinault das Luxus-Imperium Kering, zu dem Marken wie Gucci gehören Saint Laurent gehören. Weitere Milliardäre könnten folgen, an Superreichen mangelt es dem deutschen Nachbarland nicht. Zumindest an dieser Stelle stehen die Chancen für die Wiederinstandsetzung des französischen Wahrzeichens nicht schlecht.
Unser Nachbar kommt laut „Forbes“ aktuell auf 41 Milliardäre. Die französischen Milliardäre kommen im Durchschnitt auf ein Pro-Kopf-Vermögen von 8 Mrd. Dollar. Das ist doppelt so viel wie bei den deutschen Milliardären. Britische Superreiche kommen sogar „nur“ auf durchschnittlich 3,4 Mrd. Dollar.
Beim Blick auf die vermögendsten Franzosen schälen sich zwei Ursachen für den grassierenden Reichtum heraus: Erbschaft und Luxus, gern auch mal in Kombination. So wie bei den Spender-Familien Arnault und Kering.
Die reichsten Franzosen 2019
Auch Frankreichs Milliardäre mussten Federn lassen. Weltweit verzeichnete fast jeder zweite Superreiche „Forbes“ zufolge im vergangenen Jahr Einbußen. Patrick Drahi ist aber Schwankungen gewohnt. Der Gründer des Telekommunikationsriesen Altice kommt aktuell auf 7,7 Mrd. Dollar. 2015 waren es noch 16 Mrd., im Jahr darauf nur noch 5,9 Mrd., dann wieder 13 Mrd. Dollar. Drahi hält 60 Prozent der Aktien an seinem multinationalen Konzern.
Rodolphe Saadé feiert in diesem Jahr sein Debüt auf der „Forbes“-Liste – und das gleich mit einem Vermögen in Höhe von 10,5 Mrd. Dollar. Er ist Vorstandsvorsitzender und CEO von CMA CGM, einem der weltweit größten Schifffahrts- und Logistikunternehmen. Saadé erbte die Firma von seinem Vater Jacques, der im Juni 2018 starb.
Auch Emmanuel Besnier ist ein Erbe. Sein Vater André gründete 1933 eine Molkerei, die am ersten Tag 17 Camemberts produzierte. Daraus wurde Lactalis, eine der größten Molkereibetriebe Europas. Zu den Marken gehören Président und Storyfield Farm. Emmanuel Besnier ist CEO des Familienunternehmens. „Forbes“ schätzt sein Vermögen auf aktuell 14,3 Mrd. Dollar. Damit konnte Besnier sein Ergebnis aus dem Vorjahr nahezu halten. Der öffentlichkeitsscheue „Käsekaiser“ wird in Frankreich auch gern als „der unsichtbare Milliardär“ bezeichnet. Das Foto zeigt ihn bei einer Anhörung im Zusammenhang mit kontaminierter Babymilch in der Nationalversammlung.
In Europa teilen sich auffallend viele Brüderpaare den enormen Reichtum. Die meisten haben das Familiengeschäft geerbt, so auch Alain und Gérard Wertheimer. Ihr Großvater Pierre war Geschäftspartner der bahnbrechenden Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel. Heute kontrollieren seine Enkel die Geschicke von Chanel, der neben Louis Vuitton wichtigsten Luxusmarke der Welt. Die Wertheimers schlagen Kapital aus der hohen Nachfrage und erhöhen regelmäßig die Preise für die Kulttaschen des Hauses um gleich einige hundert Euro. Gerade stellte CEO Alain Wertheimer die Weichen für die Zukunft Chanels. Er ernannte nach dem Tod Karl Lagerfelds dessen langjährige Mitstreiterin Virginie Viard zur Chefdesignerin. Die Brüder kommen laut „Forbes“ auf jeweils 14,6 Mrd. Dollar. Beide leben in New York City.
Chanel ist als privat geführtes Unternehmen mittlerweile eine Ausnahme im Geschäft der Luxusmode. Das wird weitgehend von zwei Großkonzernen dominiert: LVMH (Louis Vuitton, Marc Jacobs, Givenchy) und Kering (Saint Laurent, Gucci, Alexander McQueen, Brioni). Kering-Gründer François Pinault trieb diese Entwicklung maßgeblich voran. Sein Unternehmen begann 1963 als Holzhandel. 1999 übernahm der Franzose die Kontrolle bei Gucci. Die italienische Traditionsmarke hatte zuvor unter dem US-Designer Tom Ford einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Schnell folgte Yves Saint Laurents Pariser Modehaus, der Rest ist Luxusgeschichte. Pinaults Vermögen beläuft sich aktuell auf 29,7 Mrd. Dollar. 2016 waren es noch 11,5 Mrd. Dollar.
Die reichste Frau der Welt ist Französin. Françoise Bettencourt Meyers erbte diesen Titel von ihrer Mutter Liliane Bettencourt, die 2017 starb. Bettencourt Meyers (Vermögen: 49,3 Mrd. Dollar) ist die Enkelin von Eugène Schueller. Der Chemiker mit deutschen Wurzeln gründete im Juli 1909 eine Firma, die zu L'Oréal wurde. Ihr Name verweist auf das erste Produkt, eine Haartönung namens Oréale. Der Konzern ist das größte Kosmetikunternehmen der Welt mit einem Jahresumsatz von rund 26 Mrd. Dollar. Zu den Marken gehören L'Oréal Paris, Garnier, Lancôme und Vichy.
Vor allem China sorgt seit einiger Zeit für einen nie dagewesenen Boom auf dem Markt der luxuriösen Mode, Kosmetik und Konsumgüter. Niemand scheint davon mehr zu profitieren als Bernard Arnault. Der Chef des Luxuskonzerns LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton konnte sein Vermögen binnen drei Jahren mehr als verdoppeln. Im März 2016 führte ihn das „Forbes“-Magazin mit 34 Mrd. Dollar. Aktuell soll sich das Vermögen des LVMH-CEOs auf 76 Mrd. Dollar belaufen. Damit ist der langjährige Konkurrent des Kering-Chefs François Pinault nicht nur der reichste Franzose, sondern auch der viertreichste Mensch der Welt, hinter Jeff Bezos, Bill Gates und Warren Buffett. Arnault leitet außerdem das Modeunternehmen Christian Dior.