Ältere Jahrgänge treten beim New-Work-Trend gern auf die Bremse. Das kann diverse Gründe haben. Digitale Arbeitsmittel sind weniger vertraut und lassen Kontrollverlustängste aufkommen. Herkömmliche Abläufe („So haben wir das schon immer gemacht“) hingegen werden aus dem Effeff beherrscht und geben damit Sicherheit. Wahr ist aber auch: Gestandene Angestellte springen nicht auf jeden Hype-Zug auf. Soll der doch erst einmal beweisen, dass er so viel besser ist.
New Work: Kosten-Nutzen-Rechnung
Kluge Chefs versuchen, unwillige Mitarbeiter für moderne Arbeitsstrukturen zu begeistern oder zumindest erst einmal Neugierde zu wecken. Wirtschaftspsychologe und Unternehmensberater Carsten Schermuly wirbt dabei für die Strategie „psychologisches Empowerment“, um Vorbehalte gegenüber New Work abzubauen. Im Kern geht es darum, auch bei älteren Mitarbeitern das Selbstwertgefühl und die Selbstbestimmung zu stärken.
„Psychologisches Empowerment“ basiert auf vier Säulen, wie Schermuly in der Sendung „Vis à vis“ des RBB Inforadios darlegte.
- Das Erleben von Bedeutsamkeit im Beruf: "Dass ich tatsächlich das Gefühl habe, das, was ich hier tue, ist sinnvoll.“
- Die Wahrnehmung: „Das, was ich hier tue, das kann ich."
- Ein Gefühl der Selbstbestimmung
- Das Gefühl des Einflusses auf die eigenen Arbeitsprozesse
„Da kenne ich wirklich kaum Mitarbeiterklassen, weder ältere noch jüngere, die das irgendwie nicht gerne hätten“, sagte der Professor für Wirtschaftspsychologie an der privaten SRH Hochschule in Berlin. Am Ende könnten alle Seiten von dieser Stärkung der Arbeitsmoral profitieren. Wenn psychologisches Empowerment funktioniere, führe es zu mehr Arbeitszufriedenheit, einer höheren Bindung an das Unternehmen, weniger psychischer Belastung, mehr Innovationsfähigkeit und mehr Leistungsfähigkeit, unterstrich Schermuly.
New Work bedeutet Demokratisierung
Die modernen Arbeitsstrukturen erfordern Flexibilität und häufig auch mehr Eigenverantwortung. Dabei haben nicht nur Chefs Probleme damit, Kontrolle abzugeben. Für weniger ambitionierte „Untergebene“ bieten Hierarchien durchaus Sicherheit und einen Rückzugsort vor gesteigerter Erwartung der Vorgesetzten. Damit ist es bei New Work – zumindest in Teilen – vorbei. Nicht umsonst ist bei den neuen Arbeitsmodellen laut Schermuly oft von den drei „Ds“ die Rede:
- Demokratisierung der Strukturen eines Unternehmens
- Dezentralere Arbeitsprozesse
- Digitalisierung
Mehr Verantwortung, dafür aber auch mehr Selbstbestimmung und Freiheit – das kann auch ältere Arbeitnehmer überzeugen.