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Erfolgsstrategien Was wir vom Spitzensport für die Karriere lernen können

Was kann man von Spitzensportler Eliud Kipchoge für die Karriere lernen?
Was kann man von Spitzensportler Eliud Kipchoge für die Karriere lernen?
© Markus Schreiber / Picture Alliance
Visualisieren wie Schwimmerin Britta Steffen, Ziele setzen wie die Hockey-Nationalmannschaft – und was hat es mit dem Vitamin N von Marathonläufer Eliud Kipchoge auf sich? Fünf Tipps für die eigene Karriere

1. Smarte Ziele setzen 

Eine eigentlich banale Frage, auf die die meisten dennoch gar nicht so schnell eine Antwort finden. Denn häufig gibt es große Unternehmensziele – die sich aber nur schwer auf den individuellen Arbeitsalltag herunterbrechen lassen. Deshalb hilft es, sich ein klares Ziel zu stecken, das im Idealfall „smart“ sein sollte: spezifisch, messbar, ambitioniert, realistisch und terminiert. Die deutschen Hockeyherren haben so gearbeitet, als sie bei der WM 2006 im eigenen Land Gold holen wollten: Der damalige Bundestrainer Bernhard Peters hat mit jedem einzelnen Spieler Individualziele besprochen und abgeleitet, wie das zum Erfolg der gesamten Mannschaft beitragen könnte. Und tatsächlich haben sie den Titel geholt. 

2. Visualisierung ist der Schlüssel zum Erfolg! 

Jemand, der sein Ziel auch immer fest im Blick hatte – und das ist wörtlich gemeintist Arnold Schwarzenegger. Der fünffache Mister Universe hat schon als Teenager Bilder anderer Bodybuilder über sein Bett gehängt, um sich immer wieder vor Augen zu führen, was er einmal erreichen wollte. Die Visualisierung hat nachweislich funktioniert. Viele erfolgreiche Sportler wenden diese Methode an. Denn sie motiviert nicht nur, sondern hilft auch, stressige Situationen zu meistern. So bekämpfte die ehemalige Schwimmerin Britta Steffen mit Visualisierung ihre Nervosität und wurde 2008 in Peking Doppel-Olympiasiegerin. Ein Jahr lang war sie das entscheidende Rennen immer wieder im Kopf durchgegangen, Woche für Woche. Das echte Finale war dann quasi nur noch Runde 53. Visualisierung kann auch im Berufsalltag helfen: Indem man sich als Einzelner, aber auch als Team zum Beispiel ein sogenanntes Visionboard einrichtet, wo (anvisierte) Quartalszahlen aufgehängt werden oder das (dank KI schnell erstellte) Foto einer imaginären Preisverleihung. Oder man stellt sich einfach regelmäßig bildhaft vor, wie es sich anfühlen wird, die nächste Präsentation zu halten und von den Kollegen viel Anerkennung und Applaus zu bekommen.

3. Du brauchst Vitamin N für die Karriere

Alle 11 Minuten werden wir laut einer Studie der University of California (2022) in unserem Arbeitsalltag unterbrochen – und brauchen danach noch wesentlich länger, um wieder in die Konzentration zu finden. Deshalb ist es heute umso wichtiger, den Fokus zu schärfen und zu halten. Eliud Kipchoge, der bisher einzige Mensch, der einen Marathon unter zwei Stunden gelaufen ist, hat dafür den Begriff „Vitamin N“ geprägt: N steht für Nein sagen. Das heißt für ihn, alle Aufgaben danach zu bewerten, ob sie ihn seinem Ziel näher bringen. Auch die deutschen Ruderer um Andreas Kuffner haben bei den Olympischen Spielen 2012 in London so agiert: Sie haben auf die Eröffnungsfeier und jegliche Pressekonferenzen verzichtet. Macht das unser Boot schneller? Wenn nicht, dann machen wir es nicht. Eine radikale Einstellung, die zum Olympiasieg des Ruder-Achters geführt hat – und von der wir uns zumindest einzelne Aspekte für den Berufsalltag abgucken können. Indem wir uns zum Beispiel jeden Morgen fragen: Welche Aufgaben sind heute dringlich und wichtig? Diese erledigt man zuerst. Alle anderen werden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, delegiert oder ganz gestrichen. Und wenn wir dann mit einer Aufgabe beschäftigt sind, bleiben wir dabei. Ohne nebenbei Mails zu checken, mit halbem Ohr einer Konferenz zuzuhören oder 17 Tabs gleichzeitig geöffnet zu haben. Es hilft, sich feste Fokuszeiten im Arbeitskalender zu blocken und mit Kopfhörern zu arbeiten. Das signalisiert auch der Außenwelt: Ich bin gerade nicht verfügbar. 

4. Und immer wieder Feedback

Im Sport ist Feedback selbstverständlich: Im Training, nach dem Training, vor dem Training – die Leistung wird durch den Trainer, aber auch durch die Mannschaftskollegen bewertet. Immer mit dem Ziel, sich weiterzuentwickeln und zu verbessern. Im Berufsalltag fehlen solche regelmäßigen Feedbackschleifen oft. Abgesehen von jährlichen Mitarbeitergesprächen gibt es kaum Raum, um die eigene Leistung und Potenziale zu analysieren. Dabei muss und sollte das gar nicht immer „top down“ geschehen: Das Schweizer Segelteam Alinghi beispielsweise hat den Feedbackgeber regelmäßig rotiert, sodass irgendwann jeder mal jedem Feedback gegeben hat. 2003 gelang den Schweizern dann der große Coup: Als erstes Team ohne direkten Meereszugang gewannen sie den prestigeträchtigen America’s Cup. Also: Feedback regelmäßig einfordern und geben, dafür feste Zeitslots im Kalender blocken.

5. Weitermachen

Kein Sportler gewinnt immer. Auch Michael Jordan hat tausende Würfe verfehlt, trotzdem gilt er mit sechs NBA-Titeln bis heute als einer der besten Basketballer aller Zeiten. Roger Federer hat 2008 das historische Wimbledon-Finale gegen Rafael Nadal verloren, seine Karriere aber erst 2022 beendet – und in der Zwischenzeit noch viele weitere Matches und Titel geholt. Was die beiden und viele andere erfolgreiche Sportler eint, ist das grundlegende Verständnis, mit Niederlagen und Rückschlägen umzugehen – nämlich: Sie zu akzeptieren. Und daraus zu lernen! Das können wir auch für den Berufsalltag adaptieren. Nicht grämen, wenn ein Workshop mal nicht so gelaufen ist; sich nicht darüber aufregen, wenn dem Kollegen Fehler unterlaufen sind. Sondern sich fragen: Was können und müssen wir ändern, damit das nicht nochmal passiert? Übrigens gilt diese Bereitschaft zur Weiterentwicklung („Growth Mindset“) auch, wenn man schon sehr lange sehr erfolgreich ist: Trainerin Jill Ellis beispielsweise baute die amerikanische Frauen-Fußballnationalmannschaft radikal um, obwohl sie mit den Spielerinnen 2015 den WM-Titel gewonnen hatte. Die Folge? Der zweite WM-Sieg in Folge, 2019.

Lisa Uriel

Lisa Uriel-Wild ist ehemalige Showdance-Weltmeisterin. Gemeinsam mit Felix Wild, ehemaliger deutscher Feldhockeymeister und heute Unternehmensberater, hat sie das Buch „the working game. Mehr Spaß, mehr Team, mehr Erfolg im Job: Mach’s wie Spitzensportler!“ geschrieben. Es erscheint am 04.06.2024 im Forward Verlag.

Transparenzhinweis: Lisa Uriel-Wild arbeitet hauptberuflich als Executive Producerin bei RTL News. Zum selben Unternehmen gehört auch Capital.

Der Text wurde aktualisiert. Ursprünglich stand an dieser Stelle, Markus Weise sei 2006 Trainer der Hockey-Nationalmannschaft gewesen. Bernhard Peters war in Wahrheit der Trainer, das haben wir korrigiert.

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