Wenn es um eklatante Unterschiede bei den Arbeitskosten geht, muss man gar nicht nach Fernost schauen. Bereits innerhalb der Europäischen Union existiert ein riesiges Lohngefälle. Im produzierenden Gewerbe und für wirtschaftliche Dienstleistungen wurden 2018 EU-weit durchschnittlich 26,60 Euro pro Stunde bezahlt. Die teuersten Länder lagen laut dem Statistischen Bundesamt mehr als ein Drittel darüber. Die billigsten EU-Staaten unterschritten den Mittelwert aus Bruttolohn und Lohnnebenkosten um fast 70 Prozent. In der Spitzengruppe waren die Arbeitskosten demnach mehr als viermal so teuer wie bei den Nachzüglern.
Allerdings holen die EU-„Billiglohnländer" auf. In Deutschland verteuerten sich die Arbeitskosten je geleisteter Stunde von 2004 bis 2018 um knapp ein Drittel (30 Prozent) auf 35 Euro. Damit liegt die Bundesrepublik im EU-Vergleich auf Platz sechs. In Bulgarien haben sich die Arbeitskosten im selben Zeitraum mehr als verdreifacht (231 Prozent).
In diesen zehn EU-Ländern ist Arbeit am billigsten:
In diesen 10 EU-Ländern ist Arbeit am billigsten
Zwei der zehn billigsten Länder für Arbeitskosten in der EU grenzen an Deutschland. Den Anfang macht die Tschechische Republik auf Platz zehn. 2018 zahlten Arbeitgeber dort laut dem Statistischen Bundesamt pro Stunde im Durchschnitt 12,70 Euro. Das war zwar weniger als die Hälfte des EU-weiten Mittelwerts von 26,60 Euro, aber bedeutete einen Anstieg um 10,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies war das zweitgrößte Plus in der Union. Hinter der Tschechischen Republik folgten Portugal (13,30 Euro), Malta (14,10 Euro), Zypern (14,40 Euro) und Griechenland (16,10 Euro).
Eine Arbeitsstunde kostet in der Slowakei genau ein Drittel dessen, was in Deutschland bezahlt werden muss. 11,80 Euro fielen 2018 für Bruttolohn und Lohnnebenkosten im Durchschnitt an. Das entsprach einem Plus von 6,7 Prozent im Vergleich zu 2017 und Platz acht dieser Rangliste.
Kroatien liegt als letztes Land in diesem Ranking noch über der Marke von zehn Euro. Exakt 10,90 Euro mussten Arbeitgeber im vergangenen Jahr für eine geleistete Arbeitsstunde bezahlen. Damit verteuerten sich die Arbeitskosten binnen eines Jahres um 8,9 Prozent.
Polen und Ungarn teilen sich den fünften Platz im Ranking der EU-Länder mit den niedrigsten Arbeitskosten. Sie kommen 2018 auf einen Durchschnittswert von jeweils 9,90 Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ungarn verzeichnete ein Plus von 5,6 Prozent. In Polen stiegen die Arbeitskosten um 6,9 Prozent.
Auch der dritte baltische Staat findet sich in der Liste der Länder mit den niedrigsten Arbeitskosten. Litauen verzeichnete 2018 einen Durchschnittswert von 9,20 Euro pro Stunde. Das war nur ein Cent mehr als der seit Anfang 2019 gültige deutsche Mindestlohn. Aber Litauen holt ebenfalls auf. Die Arbeitskosten verteuerten sich binnen eines Jahres um zehn Prozent.
Von Rang drei auf Rang zwei rauschen die Arbeitskosten in den Keller. Sie liegen in Rumänien ganze 30 Prozent unter dem Nächstplatzierten Litauen. 6,50 Euro zahlten Arbeitgeber 2018 im Durchschnitt pro Stunde – und klagten vermutlich über zu hohe Ausgaben. Denn die Arbeitsstunde war 2017 noch 8,5 Prozent günstiger.
Arbeit ist EU-weit mit Abstand in Bulgarien am billigsten. Gerade einmal 5,30 Euro kostete dort die Arbeitsstunde im vergangenen Jahr. Damit lag Bulgarien rund 17 Prozent hinter dem Nächstplatzierten Rumänien. Die Arbeitskosten in Bulgarien verteuerten sich zwar im Vergleich zu 2017 um 8,5 Prozent. Sie betrugen aber immer noch nur ein Fünftel des EU-Durchschnitts. Arbeit war in Deutschland fast siebenmal teurer.