Gesucht, aber schlecht bezahlt? Gehälter in Engpassberufen
In diesen Berufen ist die Personalnot amtlich. Wird der Fachkräftemangel eklatant, spricht die Bundesagentur für Arbeit offiziell von einem Engpassberuf. Die Frage, wie an diesen neuralgischen Stellen der Wirtschaft mehr Personal angeworben werden kann, beginnt meist beim Gehalt. Das Bundesamt für Statistik (Destatis) hat für eine Reihe ausgewählter Engpassberufe den durchschnittlichen Monatsverdienst von Vollzeitbeschäftigten verglichen. Aktuell lagen Gehaltsdaten für April 2023 vor. Demnach landeten Beschäftigte in der Landwirtschaft auf dem neunten und damit letzten Platz der Rangliste. Die Statistiker errechneten für Ausbildungsberufe in der Branche einen durchschnittlichen Verdienst von nur 2609 Euro brutto.
Zahnärzte gibt es viele, doch die Zahnarzthelfer werden knapp. Ein naheliegender Grund: Sie verdienten laut der Statistikbehörde zuletzt nur etwas wenig mehr als Vollzeitbeschäftigte in der Landwirtschaft. 2660 Euro bedeuteten in dem Gehaltsvergleich für Engpassberufe den vorletzten Platz für Zahnarzthelfer. Zur Einordnung: Der Durchschnittsverdienst aller Personen mit abgeschlossener Ausbildung belief sich den Angaben zufolge auf 3714 Euro.
Lebensmittelverkäufer ohne Spezialisierung haben zuletzt durchschnittlich 2739 Euro brutto verdient. Das entspricht mit abgeschlossener Ausbildung in etwa einem Stundenlohn von 16 Euro. Entsprechend unattraktiv ist der Engpassberuf offenbar für viele Fachkräfte. „Bei der Bestimmung eines Engpasses wird beispielsweise berücksichtigt, ob es im jeweiligen Beruf verhältnismäßig viele unbesetzte Stellen in Deutschland gibt oder wie lange es durchschnittlich dauert, diese zu besetzen“, erklärte Destatis.
Wie wichtig Lkw-Fahrer für den Alltag in Deutschland sind, hat sich spätestens während der Pandemie gezeigt. War das Leben auf der Straße früher für viele ein gut bezahlter Traumjob, schrecken die Konditionen mittlerweile viele Kandidaten ab. Destatis errechnete ein durchschnittliches Einkommen von zuletzt rund 3088 Euro.
Auch in Metropolen werden immer mehr Buslinien von Subunternehmern bedient. Die Folge sind häufig Verspätungen und volle Fahrzeuge. Bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt von 3189 Euro lagen Bus- oder Straßenbahnfahrer unter den ausgewählten Branchen auf Platz fünf der Engpassberufe mit dem höchsten Gehalt.
Baufacharbeiter im Tiefbau legen zum Beispiel Rohre oder Bauen Straßen und Gleise. Auch hier ist der Fachkräftemangel so groß, dass offiziell von einem Engpassberuf die Rede ist. Durchschnittlich 3399 Euro brutto verdienten Vollzeitbeschäftigte hier zuletzt.
Der Fachkräftemangel wird auch bei der Heizungswende zum Nadelöhr. Denn häufig fehlen die geschulten Fachleute, um all die gewünschten Wärmepumpen zu installieren. Ob das Gehalt daran etwas ändert? Fraglich. Destatis errechnete für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker ein durchschnittliches Monatsgehalt in Höhe von 3412 Euro brutto. Sie lagen damit deutlich unter dem Durchschnittsverdienst aller Personen mit abgeschlossener Ausbildung. Der belief sich auf 3714 Euro.
Nur zwei Engpassberufe wurden in der Auswertung von Destatis überdurchschnittlich gut bezahlt. Dazu gehörte vielleicht etwas überraschend die Altenpflege. Das Durchschnittsgehalt summierte sich den Angaben zufolge auf 3920 Euro brutto. Der Spitzenreiter des Rankings kam hingegen knapp über die Marke von 4000 Euro.
Zumindest unter den ausgewählten Engpassberufen bietet die Krankenpflege mit Abstand die höchsten Gehälter. Das Durchschnittseinkommen lag den Angaben zufolge bei 4067 Euro brutto monatlich. Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld wurden bei der Analyse nicht berücksichtigt.