Deutschland und Österreich sind sich erstaunlich ähnlich, wenn es um ihre Superreichen geht. In beiden Nachbarn kommt auf knapp eine Million Bürger ein Milliardär. Die besitzen im Durchschnitt jeweils etwas über 4 Mrd. US-Dollar. Wegen der geringen Einwohnerzahl bekommt Österreich seine Top 10 in der aktuellen „Forbes“-Superreichen-Liste zwar nicht ganz voll. Während aber in Deutschland viele Erben an der Spitze rangieren, haben sich in Österreich fast alle Milliardäre ihren Reichtum selbst erarbeitet.
Die reichsten Menschen Österreichs mussten wie Milliardäre weltweit 2019 Federn lassen. Jeder zweite Vertreter auf der „Forbes“-Liste für 2020 war „ärmer“ als im Vorjahr. Unter den neun österreichischen Spitzenreitern konnten nur zwei ihren Reichtum mehren. Würden alle Milliardäre des Landes ihr Geld zusammenwerfen, würden sie mit 41,2 Mrd. Dollar auf der globalen Liste übrigens Platz 17 einnehmen, zwischen Michael Bloomberg und Jack Ma.
Dies sind die reichsten Österreicher:
#9 Gaston Glock und Familie
Dieser Industrielle will kein Milliardär sein. Vertreter von Gaston Glock haben gegen dessen Aufnahme in die Rangliste protestiert und die Zahlen von „Forbes“ dementiert, wie das Magazin berichtet. Es steht aber zu seinen Schätzungen, laut denen der Gründer und Mehrheitseigner des Waffenherstellers Glock GmbH aktuell 1,1 Mrd. US-Dollar schwer ist. Das ist derselbe Wert des Vorjahres. Der Umsatz des Unternehmens belief sich demnach 2017 auf mehr als 500 Millionen Dollar weltweit. Schätzungen zufolge entfallen fast 65 Prozent des Markts für Handfeuerwaffen in den USA auf Glock, wie „Forbes“ berichtete. Es führte den 91-Jährigen in dem 2020er Milliardärs-Ranking weltweit auf Platz 1851.
#8 Wolfgang Leitner
Platz acht geht ebenfalls an einen Selfmade-Milliardär. Wolfgang Leitners Vater war drei Jahrzehnte lang als Arbeiter beim Anlagenbauer Andritz beschäftigt. 1994 übernahm sein Sohn den Posten des CEO und machte den Andritz zu einem der größten Unternehmen Österreichs, wie „Forbes“ berichtete. Aber auch Leitner musste seit März 2019 Verluste einstecken. Das Vermögen des 67-Jährigen sank laut den Analysten um 1,7 auf 1,2 Mrd. Dollar.
#6 Michael Tojner
Michael Tojner (54) wird mit einem Vermögen von 1,9 Mrd. Dollar auf Platz 1135 des weltweiten Rankings geführt. Tojner ist neu mit dabei. Er kaufte 2007 den deutschen Batteriehersteller Varta und führte ihn zehn Jahre später an die Frankfurter Börse. Sein 56-prozentiger Anteil an Varta ist laut „Forbes“ mehr als 1 Mrd. Dollar wert. Sohmens Vermögen verringerte sich hingegen von 2,5 auf 1,9 Milliarden Dollar. Der zum Zeitpunkt der Listen-Veröffentlichung 80-Jährige leitete 28 Jahre lang die Geschicke des Reedereikonzerns BW Group. 2014 gab er die Leitung an Sohn Andreas ab. Der Österreicher lebt seit Jahrzehnten in Honkong und ist mit der ältesten Tochter des 1991 gestorbenen Reederei-Magnaten Yue-Kong Pao verheiratet. Sohmen kommt unter den reichsten Menschen Hongkongs aktuell laut „Forbes“ auf Platz 30.
#6 Helmut Sohmen
Der 80-jährige Helmut Sohmen (l. auf einem Foto aus dem Jahr 2008) ist ehemaliger Chairman und Präsident des Schiffahrtsimperiums Bergesen-Worldwide (BW Group), das sein Schwiegervater in Hongkong aufgebaut hat. Inzwischen hat er die Geschäfte an seinen Sohn abgegeben. Sein Vermögen ist im vergangenen Jahr von 2,5 Mrd. auf 1,9 Mrd. US-Dollar geschrumpft.
#5 Heidi Horten
Heidi Horten knackt als erste Österreicherin die Top 1000 der „Forbes“-Milliardärsliste. Sie ist die Witwe von Helmut Horten. Der hatte 1936 die deutsche Warenhauskette gegründet und hinterließ seiner Frau 1987 ein Vermögen in Höhe von 1 Mrd. Dollar, wie „Forbes“ berichtete. Das ist mit den Jahren gewachsen und in der vergangenen Dekade weitgehend konstant geblieben. Die Analysten schätzten den Reichtum der 79-Jährigen auf 3,0 Mrd. Dollar (2019: 3,1 Mrd. Dollar).
#4 Georg Stumpf
Georg Stumpf ist einer von zwei österreichischen Milliardären, die ihr Vermögen im vergangenen Jahr vermehren konnten. Dem Investor gelang sogar ein Plus von fast 50 Prozent auf nun 4,4 Mrd. Dollar. Das reichte weltweit für Platz 401. 2017 hatte der Zähler noch bei 1,5 Mrd. Dollar gestanden. Stumpf trat als Bauunternehmer in die Fußstapfen seines Vaters. Mit dessen Darlehen in fünfstelliger Höhe legte Stumpf 1994 den Grundstück für seinen Erfolg Er ist Aufsichtsratsvorsitzender des Gebäudetechnik- und Anlagenbauunternehmens Exyte AG. Die Garage seiner Villa in Wien bietet laut „Forbes“ Platz für 40 Autos.
#3 René Benko
René Benko ist mit einem Vermögen von 4,7 Mrd. Dollar (200 Millionen weniger als 2019) laut „Forbes“ der drittreichste Mensch in Österreich. Weltweit belegt der 43-jährige Gründer der Signa Holding Platz 361. Das größte private Immobilienunternehmen des Landes kann dem Bericht zufolge Vermögenswerte in Höhe von 20 Mrd. Euro vorweisen. Hierzulande wurde Benko durch den Kauf der Warenhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof bekannt. Sie wurden 2019 zu einem Konzern verschmolzen. Im Zuge der Corona-Krise sollen Medienberichten zufolge bis zu 80 der über 170 Filialen geschlossen und Tausende von Mitarbeitern entlassen werden. Benko ist seit 2018 Miteigentümer der beiden größten österreichischen Tageszeitungen „Kronen Zeitung“ und „Kurier“.
#2 Johann Graf
Johann Graf (73) ist Eigentümer des Glücksspielkonzerns Novomatic Group und aktuell laut „Forbes“ rund 6,5 Milliarden Dollar schwer. 2019 hatten die Analysten sein Vermögen auf 8,1 Milliarden Dollar geschätzt. Einschränkungen beim Glücksspiel in Deutschland sorgten dem Bericht zufolge dafür, dass Novomatic 2018 keinen Gewinn vermelden konnte.
#1 Dietrich Mateschitz
Dietrich Mateschitz (76) spielt unter Österreichs Milliardären in einer eigenen Liga. Der Mitgründer und -eigentümer der Red Bull GmbH verfügte laut „Forbes“ zum Stichtag 7. April 2020 über ein Vermögen von 16,5 Mrd. Dollar. Das war mehr als doppelt so viel wie beim Zweitplatzierten Johann Graf. Mateschitz' Vorsprung schmilzt allerdings Jahr für Jahr. 2019 hatte er die Liste mit 18,9 Mrd. Dollar angeführt, 2018 waren es noch 23 Mrd. Dollar.