Über die Aussagekraft der Milliardärsliste von „Forbes“ lässt sich streiten. Werbewirksam ist das alljährliche Ranking des US-Wirtschaftsmagazins allemal. Es nimmt für sich Anspruch, seit 1987 alle Dollar-Milliardäre weltweit zu erfassen. Mitglieder von Königshäusern und Diktatoren sind dabei von vornherein außen vor, da sich hier laut „Forbes“ schlecht Privat- und Staatsvermögen trennen lassen. Wie akkurat und tiefschürfend die Analyse bei den übrigen Kandidaten ist – jenseits der leicht zu berechnenden Aktienportfolios – darf zumindest bezweifelt werden. Selbst die Staatsangehörigkeit muss teilweise nachträglich korrigiert werden. so wurden einige deutsche Superreiche auf der Liste 2021 zunächst als Luxemburger geführt.
„Forbes“-All-Star-Ranking
Aus heutiger Sicht scheinen die USA die Spitze der „Forbes“-Liste zu dominieren. Dazu muss aber auch beachtet werden: „Forbes“ rechnet alle Vermögenswerte in US-Dollar um. Schwankungen bei den Wechselkursen können ausländische Superreiche im globalen Wettstreit benachteiligen. Der Blick auf die Geschichte des Rankings zeigt zudem, dass die USA bislang „nur“ die Hälfte der Spitzenreiter gestellt haben. Einer von ihnen konnte den Titel zudem nur ein Jahr halten. Zu Beginn der Liste dominierte noch eine andere Nation das „Forbes“-Ranking.
Wie sehr sich die Weltwirtschaft im Allgemeinen und die Welt der Superreichen im Besonderen geändert hat, zeigt auch dieser simple Fakt: 1994 reichten 8,5 Mrd. Dollar (was heute rund 15,4 Mrd. Dollar entspricht), um zum reichsten Menschen der Welt gekürt zu werden. 2021 kam der Spitzenreiter auf 177 Mrd. Dollar.
Diese sechs Männer haben bislang die „Forbes“-Liste angeführt – einer hat den aktuellen Champion kurzzeitig entthront.
#1 Yoshiaki Tsutsumi

Die erste „Forbes“-Liste der Dollar-Milliardäre weltweit wurde vom Japaner Yoshiaki Tsutsumi angeführt (Jahrgang 1934). Er debütierte 1987 mit einem Vermögen in Höhe von 20 Mrd. Dollar, was heute rund doppelt so viel wert wäre. Der Beginn der „Forbes“-Rankings der reichsten Menschen fiel laut dem Magazin in die Hochphase der japanischen Immobilienblase. Tsutsumi verdankte seinen Reichtum Immobilieninvestments der Seibu Group, die er rund 20 Jahre zuvor von seinem Vater geerbt hatte. Der Japaner hielt sich bis 1990 auf Platz eins der „Forbes“-Liste. Bis dahin war sein Vermögen auf 16 Mrd. Dollar geschrumpft. 1991 musste Tsutsumi den Spitzenrang räumen. Er kehrte jedoch 1993 und 1994 zurück. Dafür reichten damals knapp 9 Mrd. Dollar.
#2 Taikichiro Mori
Taikichiro Mori löste 1991 seinen Landsmann Tsutsumi als reichster Mensch der Welt ab. Er übernahm den Titel im Alter von 87 Jahren mit 15 Mrd. Dollar. Auch Mori hatte sein Immobilienimperium von seinem Vater geerbt. Er verteidigte den Spitzenplatz einmal (13 Milliarden). 1993 starb der Unternehmer und sein Konkurrent Tsutsumi kehrte für zwei Jahre als „Forbes“-Champion zurück. Er verlor infolge eines Abrechnungsskandals 2007 seinen Milliardärsstatus.
#3 Bill Gates
1995 begann bei „Forbes“ die 18 Jahre währende Ära Bill Gates. Der Microsoft-Mitgründer regierte die Rangliste zunächst von 1995 bis 2007. Nach einem Jahr Pause kehrte er 2009 im Anschluss an die Finanzkrise kurz zurück. Von 2014 bis 2017 konnte Gates eine dritte „Amtszeit“ beanspruchen. Er debütierte 1995 mit einem Vermögen von 12,9 Mrd. Dollar. Den Höchststand erreichte er 1999 mit 90 Mrd. Dollar, heute rund 144 Mrd. Dollar. Gates war im Ranking 2021 immer noch der viertreichste Mensch der Welt (124 Mrd. Dollar). Die anstehende Scheidung von Ehefrau Melinda dürfte allerdings kostspielig werden.
#4 Warren Buffett

2008 rutschte Gates von Platz eins auf den dritten Rang in der „Forbes“-Liste ab. Dabei war er sogar 2 Mrd. Dollar reicher gewesen als ein Jahr zuvor. Aber die Microsoft-Aktie hatte wegen der gescheiterten feindlichen Übernahme von Yahoo ein Minus von 15 Prozent verzeichnet. Der Aktienkurs von Berkshire Hathaway hingegen stieg damals um 18 Prozent und Gates' guter Freund Warren Buffett wurde zum neuen reichsten Mann der Welt gekrönt. Der Investor führte die Rangliste mit 62 Mrd. Dollar, heute rund 77 Mrd. Dollar, an. Buffett konnte sich jedoch nur ein Jahr an der Spitze halten. Die Finanzkrise hatte laut „Forbes“ den Aktienkurs seiner Unternehmensgruppe um 50 Prozent einbrechen lassen. Außerdem habe Buffett 2008 rund 1,8 Mrd. Dollar an die Bill und Melinda Gates Stiftung gespendet. Buffett ließ also wieder Gates den Vortritt.
#5 Carlos Slim Helu

Die „Forbes“-Liste der reichsten Menschen der Welt machte 2010 weltweit besonders viele Schlagzeilen. Der mexikanische Telekom-Tycoon Carlos Slim Helu löste Gates auf Platz eins ab. Der Microsoft-Mitgründer war im Vergleich zum Vorjahr um „nur“ 13 Mrd. Dollar reicher geworden. Slim konnte dies dank des gestiegenen Aktienkurses seiner Mobilfunkunternehmens America Movil um 3,5 Mrd. Dollar toppen. Er eroberte die Spitze mit einem Vermögen von rund 54 Mrd. Dollar. Und bewies, dass er keine Eintagsfliege war. Er hielt sich vier Jahre an der Spitze des Rankings. Den Höchststand erreichte er mit 74 Mrd. Dollar, heute rund 88 Mrd. Dollar. 2014 holte sich Gates den Titel „Reichster Mensch der Welt“ von Slim zurück.
#6 Jeff Bezos

Jeff Bezos ist seit 2018 laut „Forbes“ der reichste Mensch der Welt. 2017 hatte der Amazon-Gründer noch mit knapp 82 Mrd. Dollar hinter Gates gelegen. Im Jahr darauf konnte er Gates auf den zweiten Rang verdrängen. Das gelang Bezos mit dem Sprung auf 112 Mrd. Dollar, der größte Zuwachs binnen eines Jahres in der Geschichte des „Forbes“-Rankings. In dem Jahr hatte das Wirtschaftsmagazin zudem mit 2208 Milliardären eine neue Höchstmarke verzeichnet – ein Vorgeschmack auf das enorme Superreichen-Wachstum der nächsten Jahre. Buffett fiel 2018 auf Platz drei, LVMH-Chef Bernard Arnault kletterte um sieben Ränge auf Platz vier. Bezos wurde von „Forbes“ zum Stichtag 5. März 2021 auf rund 177 Mrd. Dollar geschätzt. Kurzzeitig vertrieb ihn jedoch ein Konkurrent von der Spitze.
Bonus: Bernard Arnault
Die „Forbes“-Liste ist bei ihrer Veröffentlichung zunächst ein Jahr lang in Stein gemeißelt. Parallel dazu misst das Magazin jedoch die aktuellen Vermögenswerte der Superreichen. Am 24. Mai 2021 wurde verkündet: „Bernard Arnault wird der reichste Mensch der Welt.“ Grund war ein erneut gestiegener Aktienkurs bei dem Luxusgüterkonzern LVMH. Das Wertpapier hatte sich zum Start der Börsenwoche um 0,4 Prozent verteuert. Das machte Arnault den Angaben zufolge auf einen Schlag um fast eine halbe Milliarde Euro reicher. Der Unternehmer stieg damit in der ständig aktualisierten Milliardärsliste auf den ersten Platz und ließ Amazon-Chef Bezos mit rund 245 Mrd. Euro hinter sich. Einige Stunden später hatte Bezos die Nummer eins aber bereits zurückerobert.