Yang Huiyan galt als reichste Frau Asiens. Sie wurde als Erbin des Immobiliengiganten Country Garden schon vermögend geboren und mehrte diesen Reichtum noch. Doch in nur zwei Jahren verlor sie 28,6 Mrd. US-Dollar. Oder 84 Prozent ihres Nettovermögens, so der Bloomberg Billionaires Index.
Damit hat sie in den letzten zwei Jahren mehr verloren als jeder andere Milliardär auf der Welt. Ihr derzeitiges Nettovermögen beträgt „nur“ noch 5,5 Mrd. US-Dollar. Dem Index zufolge verlor sie allein am Dienstag 490 Mio. US-Dollar. Und nun droht der Sturz ins Nichts, da dem Baukonzern Country Garden die Zahlungsunfähigkeit droht. Zu Beginn der Woche konnte Country Garden die fälligen Zinszahlungen für zwei Anleihen nicht aufbringen. Noch hat Country Garden hat eine 30-tägige Frist, um das Geld auszuzahlen, danach wird die Firma als zahlungsunfähig eingestuft.
Schon vor zwei Jahren ist der Immobiliengigant Evergrande untergegangen. In den Zeiten des Baubooms haben diese Firmen hemmungslos Schulden angehäuft. Im derzeitigen Marktumfeld können sie diese Lasten nicht umfinanzieren. So geraten sie in eine akute Liquiditätskrise.
Überhitzte Baukonjunktur
Das Geschäftsmodell von Country Garden war einfach: Die Firma baute Appartementwohnungen für die schnell wachsende Mittelschicht des Landes. Doch neben den eigenen Problemen wie der Überschuldung verlor die Baubranche das Wohlwollen der Politik. Superreiche und zur Schau gestellter Reichtum kollidierten mit den Leitlinien von Xi Jinping.
Die reichsten Frauen der Welt
Abigail Johnson ist das Comeback auf der „Forbes“-Liste der zehn reichsten Frauen der Welt gelungen. Die CEO von Fidelity Investments war im Ranking 2022 auf Platz zehn gekommen, musste sich im Folgejahr aber auf Platz elf aus der Spitzengruppe verabschieden. Nun reichte es laut dem Wirtschaftsmagazin durch den Sprung von 21,6 auf 29,0 Mrd. Dollar erneut für den zehnten Platz unter den reichsten Frauen weltweit. Im Gesamtranking lag Johnson auf Platz 58. Das geschätzte Vermögen der US-Amerikanerin hat sich demnach seit 2020 fast verdreifacht. Damals war sie von den Analysten auf 10,8 Mrd. Dollar geschätzt worden. Die zur Veröffentlichung des Rankings 62-Jährige hält den Angaben zufolge geschätzt 28,5 Prozent an dem Unternehmen, das 4,5 Billionen Dollar an Vermögenswerten verwalten soll. Die Investmentfirma wurde 1946 von Johnsons Großvater gegründet. Sie übernahm die Leitung 2014 von ihrem Vater Ned Johnson III.
Einen Platz nach unten ging es im Ranking der reichsten Frauen der Welt hingegen für die reichste Australierin. Gina Rinehart war 2023 bei „Forbes“ bereits zwei Plätze auf Rang acht herabgestuft worden. Nun fand sich die Bergbau-Magnatin auf Platz neun wieder. Zwar attestierten ihr die Experten einen deutlichen Vermögenszuwachs von 27,0 auf 30,8 Mrd. Dollar. Im wieder sehr guten Jahr für die Superreichen weltweit reichte das jedoch nicht, um Schritt halten zu können. Die 70-Jährige leitet seit 1992 die von ihrem Vater gegründete Hancock Prospecting Group. Die Erbin machte laut „Forbes“ das einst angeschlagene Unternehmen zu einem der führenden Bergbau- und Agrarkonzerne des Landes.
Miriam Adelson gehört seit dem Tod ihres Mannes Sheldon Adelson, ehemals CEO des Casino-Betreibers Las Vegas Sands, zu den reichsten Frauen der Welt. Der Ärztin und ihrer Familie gehören laut „Forbes“ mehr als die Hälfte des Unternehmens, das zu den größten seiner Branche zählt. Die 78-Jährige fand sich allerdings unter den Verliererinnen des Rankings 2024 wieder. Sie wurde von 35 auf 32 Mrd. Dollar heruntergestuft. Unter den reichsten Frauen der Welt stieg Adelson damit von Platz fünf auf acht ab. „Forbes“ zählte weltweit 369 Dollar-Milliardärinnen. Ihr Anteil unter allen Superreichen erhöhte sich dem Bericht zufolge leicht von 12,8 auf 13,3 Prozent.
Rafaela Aponte-Diamant bleibt die reichste der 100 Selfmade-Milliardärin weltweit. Neun der zehn reichsten Frauen weltweit haben ihr Vermögen – oder zumindest dessen Grundstock – von ihren Eltern oder einem Ehemann erhalten. Aponte-Diamant aber gründete die Reederei MSC mit ihrem Ehemann Gianluigi Aponte. Dafür nahm das Paar laut „Forbes“ 1970 einen Kredit über 200.000 Dollar auf. Die 79-jährige Schweizerin belegte mit 33,1 Mrd. Dollar unter allen Superreichen Platz 48 (Vorjahr: 31,2 Mrd. Dollar, Platz 43). Im Frauen-Ranking verschlechterte sie sich vom sechsten auf den siebten Platz. Der war im Vorjahr an die BMW-Großaktionärin Susanne Klatten gegangen. Sie fiel 2024 jedoch aus den Top 10. Verdrängt wurden Klatten auch von der Neueinsteigerin auf dem sechsten Platz. Die gehörte laut „Forbes“ zu den 69 der 369 Dollar-Milliardärinnen, die ihr Vermögen geerbt und es durch eigene Arbeit vermehrt haben.
Die reichste Frau Indiens, Savitri Jindal (l.), hat sich mit einem gewaltigen Sprung nach oben einen Platz in den Top 10 der reichsten Frauen der Welt erobert. Die Chairwoman der Jindal Group, die unter anderen in den Bereichen Stahl, Zement, Energie und Infrastruktur tätig ist, verbesserte sich vom 13. auf den sechsten Platz. Dahinter steckte ein binnen eines Jahres fast verdoppeltes Vermögen. „Forbes“ stufte die 74-jährige Witwe des 2005 gestorbenen Firmengründers Om Prakash Jindal von 17,5 auf 33,5 Mrd. Dollar hoch. 2020 hatte die Stahlbaronin noch bei 4,8 Mrd. Dollar gelegen.
MacKenzie Scott ist die einzige Frau dieser „Forbes“-Liste, die ihr Vermögen nicht von ihrem Mann geerbt, sondern bei einer Scheidung eingefordert hat. Nach dem Ende ihrer 25-jährigen Ehe mit Jeff Bezos erhielt sie dem Bericht zufolge 2019 vier Prozent der Amazon-Aktien und stieg auf Platz vier ins Ranking der reichsten Frauen ein. Durch umfangreiche Spenden fiel die 53-Jährige zunächst auf den neunten Rang zurück. Nun aber verortete „Forbes“ sie auf Platz fünf. Scotts Vermögen erhöhte sich demnach von 24,4 auf 35,6 Mrd. Dollar. Im Gesamt-Ranking kletterte sie vom 60. auf den 43. Platz – und das trotz Spenden in Höhe von 640 Mio. Dollar für mehr als 300 gemeinnützige Organisation in den vergangenen Monaten, wie das Magazin berichtete. Ohne Spenden hätte es die Autorin, die in Princeton bei der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison studiert hat, laut „Forbes“ mit einem Vermögen von 69 Mrd. Dollar auf Platz drei der reichsten Frauen geschafft. Es soll übrigens Morrisons Empfehlung gewesen sein, die Scott 1992 einen Job bei einem New Yorker Hedgefonds einbrachte. Dort lernte sie Bezos kennen und heiratete ihn wenige Monate später. 1994 wurde Amazon gegründet.
Der Lebensmittelhandel in den USA hat zwei der reichsten Frauen des Landes hervorgebracht. Jacqueline Mars hielt Platz vier im „Forbes“-Ranking der Milliardärinnen. Die 84-jährige Enkelin der Firmengründer des Süßwarenherstellers Mars, Franklin und Ethel Mars, konnte ihre Vermögenswerte laut „Forbes“ zwar um lediglich 200 Mio. Dollar steigern. 38,5 Mrd. Dollar (Gesamt-Ranking: Platz 35) reichten allerdings gerade noch eben, um Mackenzie Scott auf Abstand zu halten. Das Gesamtvermögen aller Frauen im „Forbes“-Ranking belief sich auf 1,8 Billionen Dollar, 240 Mrd. Dollar mehr als im Vorjahr.
Einen Platz abgestiegen ist im „Forbes“-Ranking 2024 Julia Koch. Sie hatte 2020 nach dem Tod ihres Mannes David mit ihren Kindern rund 42 Prozent an dem Öl- und Chemiekonsortium Koch Industries geerbt. Nach einem leichten Rückgang im Vorjahr vergrößerte sich das Familienvermögen den Angaben zufolge nun deutlich von 59,0 auf 64,3 Mrd. Dollar. Im erneuten Boom-Jahr der Superreichen reichte es damit aber im Gesamtranking nach Platz 17 aber nur noch für den 23. Platz.
Seit Jahren machen zwei Erbinnen von Unternehmensdynastien den Titel „Reichste Frau der Welt“ unter sich aus. 2018 und 2020 ging der Spitzenplatz an Alice Walton, einzige Tochter des Walmart-Gründers Sam Walton. Sieben Jahre lang hatte zuvor die Witwe ihres Bruder John, Christy Walton, den Titel zugesprochen bekommen. Mittlerweile aber scheint die 74-jährige US-Amerikanerin sich mit Platz zwei abfinden zu müssen. Zu groß war mit ihren 72,3 Mrd. Dollar der Abstand auf die Erstplatzierte. Dabei konnte Walton ihr Vermögen erneut steigern. „Forbes“ hatte sie 2023 bei 56,7 Milliarden verortet. Unter allen Superreichen verharrte Walton auf Platz 21. #1 Françoise Bettencourt Meyers
Françoise Bettencourt Meyers ist laut „Forbes“ auch das vierte Jahr in Folge die reichste Frau der Welt. Die L'Oréal-Erbin fiel im Ranking der reichsten Europäer allerdings auf den dritten Platz zurück – und das trotz eines enormen Wertzuwachses. Das Vermögen der 70-Jährigen erhöhte sich den Angaben zufolge von 80,5 auf 99,5 Mrd. Dollar. Bettencourt Meyers lag damit weltweit auf Platz 15 und wäre beinahe die erste Frau gewesen, die in den dreistelligen Milliardenbereich vorstoßen konnte. Ihr Großvater Eugène Schueller hatte den späteren Weltmarktführer im Kosmetikbereich gegründet. Ihre Mutter Liliane hatte den Titel „Reichste Frau der Welt“ von 2006 bis zu ihrem Tod inne. Bettencourt Meyers und ihre Familie kontrollieren den Angaben zufolge mehr als ein Drittel des börsennotierten Konzerns. Sie leitet die Familien-Holding und sitzt seit 1997 im Vorstand von L'Oréal. Dort sind auch ihre Söhne Nicolas und Jean-Victor Meyers vertreten.
Der beschwört die Bekämpfung der Armut und eine gleichmäßigere Verteilung des Reichtums. Sein Schlüsselwort ist der „gemeinsame Wohlstand“. Der Bauboom sorgte zwar für die Bereitstellung von dringend benötigtem Wohnraum, führte aber auch zu einer Spekulationsblase. Wohnungen wurden so teuer, dass man sie nur mit der Hoffnung auf weitere Spekulationsgewinne kaufen konnte.
Unwillen der politischen Führung
Diese Immobilienblase hat Xi Jinping ins Visier genommen. Sein Mantra lautet „Häuser sind zum Wohnen da und nicht zum Spekulieren“. Das kommt in der Bevölkerung gut an, weil der Slogan suggeriert, dass Wohnraum wieder bezahlbar werden soll. Für eine Immobilienunternehmerin wie Yang Huiyan ist er eine unverhohlene Drohung.
Die Firmen in Schieflage können in China nicht darauf hoffen, „gerettet“ zu werden, wie etwa die Banken im EU-Raum. Für die Partei wäre ein geordneter Zusammenbruch und die Weiterführung in neuen Strukturen die eleganteste Lösung. Im August 2022 hat Yang Huiyan den Titel als reichste Frau Asiens an Savitri Jindal abgeben müssen. Sie ist die wohlhabendste Frau Indiens. Yang Huiyan soll schon vor Jahren eine zypriotische Staatsbürgerschaft erworben haben. Es ist anzunehmen, dass sie dort auch einen Notgroschen deponiert hat.
Der Artikel ist zuerst bei stern.de erschienen