Wieland Arlt ist aktiver Trader, Coach und Trainer. Mit seiner „Torero Traders School“ unterstützt er Trader dabei, ihre finanziellen Ziele selbstbestimmt zu erreichen. Sein Buch zum Risiko- und Money-Management ist 2014 im Finanzbuchverlag erschienen.
Exklusive Sportwagen, edle Zigarre, schicke Cocktails an endlos weißen Stränden und Müßiggang auf der eigenen 20 Meter-Yacht. Das sind die Bilder die viele vor Augen haben, wenn vom Lebensstil erfolgreicher Trader und Börsianer die Rede ist. Natürlich, wir alle haben den Film „Wall Street“ gesehen mit einem großartigen Prototypen des Spekulanten, der mit Haifischgrinsen ganze Firmen zerschlägt, um Profit daraus zu schlagen. Teurer Anzug, gegelte Haare und Essen im Nobelrestaurant. Das ist der Trader-Lifestyle!
Nur zu gerne werden diese Bilder auch bedient, wenn Menschen für den aktiven Börsenhandel begeistert werden sollen. Wer schon einmal auf einer der einschlägigen Finanzmessen war, konnte den Ausdruck des Trader-Lifestyles auch hier bewundern: Beim Gewinnspiel am Brokerstand lockt der Wochenendausflug im schnellen Porsche und die Informationsbroschüren werden von leicht bekleideten Hostessen mit einem verführerischen Lächeln verteilt. Willkommen in der Welt der Reichen und Schönen!
Wie sehr unterscheidet sich der Trader-Lifestyle doch vom farblosen Dasein der hart arbeitenden Bevölkerung. Verständlich, dass der Wunsch, schnellstmöglich mit dabei zu sein, bei vielen Einsteigern zur brennenden Begierde wird. Und schon ist die Falle mit den süßen Versprechen des Trader-Lifestyles zugeschnappt. Der eigene Job, oftmals eher durch Alltäglichkeit und Routine als durch Spannung und schnelle Erfolge gekennzeichnet, wird in Frage gestellt und es gilt, mit möglichst geringem Aufwand aufzuschließen, zu denen, die ein offensichtlich leichtes und unbeschwertes Leben führen. Trading statt Arbeit, das ist der Trader-Lifestyle!
Ohne Disziplin geht es nicht
Und so ist es kein Wunder, dass immer wieder neue Trader das Parkett betreten, geblendet von dem Wunsch, aus dem auszubrechen, was nicht mehr erstrebenswert erscheint und mit dem Trading auch alles hinter sich zu lassen, was auch nur im entferntesten mit Arbeit und Anstrengung zu tun hat. Laisser-faire als Lebensmaxime, das ist der Trader-Lifestyle!
Doch ist das Trader-Leben wirklich so, wie es auf den ersten Blick erscheint? Ist das Gras auf der anderen Seite des Zaunes wirklich grüner?
Werfen wir einen Blick über die Schulter eines Traders und beginnen gleich mit der Tagesroutine. Wer hoffte, durch Trading dem morgendlichen Aufstehen und der Regelmäßigkeit eines Arbeitstages entgehen und stattdessen in den Tag hineinleben zu können, wird schnell enttäuscht sein. Mit Markteröffnung muss auch ein Trader seinen eigenen Markt eröffnen. Schließlich kann nur gehandelt werden, wenn auch andere handeln. Selbst wer nicht als schneller Day-Trader agiert, muss sich regelmäßig und mehrmals am Tag mit den Märkten auseinandersetzen. Eröffnungskurs, Hochkurs, Tiefkurs, Schlusskurs. Das alles muss beobachtet, ins Verhältnis gesetzt, analysiert und bewertet werden. All das erfordert eine tägliche, disziplinierte und konzentrierte Arbeit. Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat. Statt also am Abend die E-Mails vom Chef am Smartphone zu beantworten, checkt der Trader die aktuellen Kurse. Beides zum Leidwesen des Partners.
Naja, Hauptsache ein Trader hat seine Ruhe… Wer meint, dass er endlich von den nervenden Kollegen verschont ist, wird sich schnell eben diese zurückwünschen. Das Trader-Leben ist einsam. Wer den ganzen Tag vor dem PC sitzt und mit sich und der Welt allein gelassen ist, gerät schnell in Gefahr zu vereinsamen. Sicher, der Trader ist frei in der Wahl seiner Pausenzeiten, ganz so wie es ihm gefällt. Doch was nützt das, wenn niemand anderes zur Verfügung steht, mit dem der Trader die Pausen verbringen kann? Selbst die Teilnahme an diversen Börsenforen ist nur ein unzureichender Ersatz für soziale Kontakte.
Steiniger Weg zum Reichtum
Wie sieht es denn dann mit dem Reichtum aus? Für den richtigen Trader-Lifestyle werden schließlich entsprechende Mittel benötigt. Auch dieser Punkt wird für die meisten Trader eine Enttäuschung bereithalten. Es gibt zwar prominente Ausnahmen, der Masse ebnet das eigene Trading aber nicht den direkten Weg zum Reichtum. Ganz im Gegenteil. Oftmals führt der Wunsch nach Reichtum zum genauen Gegenteil: Im Wunsch schnellstmöglich reich zu werden, wird das eigene Handelskonto schnellstmöglich ruiniert. So bleibt der Weg zur eigenen Yacht, dem schnellen Sportwagen und dem ewigen Müßiggang mit den Reichen und Schönen auch weiterhin versperrt.
Doch was ist es dann, was Menschen immer wieder am Trading fasziniert? Was ist denn dann der wahre Trader-Lifestyle?
Nachdem nun die Klischees nicht mehr länger den Blick auf das echte Trader-Leben versperren, können wir detailliert betrachten, was denn nun der wahre Trader-Lifestyle ist. Wobei allein diese Formulierung schon schwierig ist. Denn was der „wahre Lifestyle“ ist, das entscheidet natürlich jeder zunächst einmal für sich.
Erfolgreiche und professionelle Trader können im Regelfall von ihren Trading-Gewinnen leben. Dennoch beschäftigen sie sich zusätzlich noch mit dem Schreiben von Büchern, geben Seminare oder führen eigene Unternehmen. Kurzum: Sie sind auf vielen Spielfeldern aktiv. Macht sie das zu schlechteren Tradern, wie es dann oftmals heißt? Nein, denn erstens braucht ein Trader auch einen Ausgleich. Es geht eben nicht nur um das Trading selbst, sondern auch um das Drumherum. Die sozialen Kontakte innerhalb und außerhalb der Branche sind dabei genauso wichtig, wie der Austausch mit Kollegen im Büro. Der Mensch ist ein soziales Wesen.
Erfolgreiche Trader sind unabhängig
Dazu kommt ein zweiter Effekt. Wer selbstständig ein Geschäft führt oder eine Dienstleistung anbietet, der weiß, dass es Phasen voller Auftragsbücher und Phasen leerer Auftragsbücher gibt. Ähnlich sieht es auch im Trading aus. Volatile Phasen wechseln sich mit ruhigen Phasen ab. Wovon soll ein Trader leben, wenn es am Markt gerade nichts zu holen gibt? In der Verbindung von beidem, Unternehmertum oder selbstständige Arbeit – wozu auch Coaching, Beratung und anderes gehört – und Trading kann der Schlüssel zu der Unabhängigkeit liegen, die sich viele durch das Trading wünschen:
Weil ich trade, kann ich unabhängig sein und weil ich unabhängig bin, kann ich traden.
Warum nicht an einem oder zwei Tagen in der Woche einer (freiberuflichen) Arbeit nachgehen, um das Grundeinkommen zu sichern und sich den Rest der Woche auf das Trading konzentrieren? Das ist der wahre Trader-Lifestyle!
Unabhängigkeit ist im Übrigen einer der wichtigsten Aspekte, wenn es um den Trader-Lifestyle geht. Denn wer als Trader erfolgreich ist, der ist wahrhaftig unabhängig. Von Zeit und Raum. Denn ein Trader kann überall arbeiten – solange eine stabile Internetverbindung vorhanden ist. So gibt es Trader, die reisen durch die Welt und stellen ihren Trading-Desk rund um den Globus auf. Vielleicht wollen Sie in eine andere Stadt, ein anderes Land, einen anderen Kontinent ziehen? Als Trader brauchen Sie keine Bewerbungen zu schreiben. Sie brauchen nur Ihre Internetverbindung – und los geht´s. Das ist der wahre Trader-Lifestyle!
… und wie sieht es jetzt mit dem Reichtum aus? Dem schnellen Sportwagen? Auch das ist möglich. Mit Disziplin und Beharrlichkeit lässt sich durch Trading erst ein kleines, dann ein großes Vermögen erzielen. Das ist natürlich kein Versprechen, das wäre unseriös, aber möglich ist es schon. Auch das ist der wahre Trader-Lifestyle!