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Voice of America Wie die Amerikaner aus der Immobilienkrise eine Chance machen

Home Stager: Eine Wohnung wird in Szene gesetzt
Home Stager: Eine Wohnung wird in Szene gesetzt
© Getty Images
Der umkämpfte US-Immobilienmarkt beflügelt den Aufstieg einer neuen Branche: „Home Stager“ setzen Wohnungen verkaufsfördernd in Szene. Ines Zöttl über das Talent der New Yorker, im abflauenden Immobilienmarkt neue Chancen aufzutun

Unbemerkt von der Weltöffentlichkeit durchlebt New York gerade eine neue Krise: In Amerikas Finanzmetropole bricht der Wohnungsmarkt ein. Jedenfalls empfinden das viele Immobilienentwickler so, die der Big Apple traditionell gut ernährt hat. Zwar hat der Hedgefondsmanager Ken Griffin gerade den Wahnsinnspreis von 238 Mio. Dollar für ein Penthouse am Central Park gezahlt, doch das ist ein Ausreißer. Der Durchschnittspreis für eine Wohnung in Manhattan ist im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 2,06 Mio. Dollar gefallen, im Luxussegment geht ohne Preisnachlässe von ein paar Millionen Dollar heute kaum mehr etwas. „Es fühlt sich an, als hätten wir die Autobahn verlassen“, klagte ein Insider in der „New York Times“.

Die neue Capital
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© Capital

Doch die Amerikaner wären nicht sie selbst, wenn sie nicht aus jeder Krise eine Chance machen würden. So beflügelte der Preiseinbruch bei Luxusimmobilien den Aufstieg einer neuen Branche: die der „Home Stager“. Ein deutsches Wort für dieses Berufsbild gibt es bezeichnenderweise noch nicht – gemeint sind bühnenbildnerisch begabte Menschen, die Immobilien verkaufsfördernd in Szene setzen.

Man kennt das Prinzip aus Ratgebern für Bewerbungsgespräche: Zeigen Sie Stärken, spielen Sie Schwächen herunter, machen Sie sich attraktiv für einen möglichst großen Kreis potenzieller Interessenten. Zu den simpleren Geheimtipps der Stager zählt das gründliche Putzen der Wohnung (ein Kniff, der auf dem Washingtoner Mietmarkt bisher leider selten angewandt wird). Das volle Stager-Programm sieht so aus: Raus mit der geliebten schwarzen Ledercouch, dem Nippes vom Weihnachtsmarkt und dem Orientteppich – stattdessen werden per Umzugswagen Show-Möbel und Accessoires angeliefert, die der Mainstreamgeschmack liebt.

40.000 Dollar kann das Aufhübschen schnell kosten

Für das Staging einer Einzimmerbleibe fallen rund 5000 Dollar an, bei größeren Wohnungen können sich die Kosten leicht auf 40.000 Dollar summieren – die Lagerung des eigenen, unansehnlichen Mobiliars nicht inbegriffen. Nicht nur die New Yorker Oberschicht leistet sich das Aufhübschen. Auf US-Immobilienportalen finden Käufer oder Mieter inzwischen kaum noch Fotos real bewohnter Apartments, sondern nur noch Bilder einer Ausstellung.

Die Stager behaupten, ihre Arbeit so gut zu machen, dass die Eigentümer am Ende gar nicht mehr ausziehen möchten. „Die Wohnung sieht supergroßartig aus, wir wollen sie nicht verkaufen“, hätten ihm jüngst die Bewohner eines Vier-Zimmer-Apartments im Stadtteil Chelsea gesagt, brüstet sich ein Makler.

Andere glauben, dass hier eher ein tröstender Effekt mit Geld zu bezahlen ist: Der Abschied von einem Eigenheim, das man nicht wieder erkennt, falle nun mal leichter.

Unsere Kollegin Ines Zöttl lebt und arbeitet in Washington. Hier schreibt sie jeden Monat über Politik und Wirtschaft in den USA.

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