Tennisballgroße Hagelkörner, Orkanböen, Flutregen oder Hitzerekorde – das Wetter wird vielerorts extremer, auch in Deutschland. Damit müssen Heizungen heutzutage zurechtkommen. Vor allem in der Winterzeit muss die Wärmetechnik verlässlich funktionieren. Bisher heizt fast die Hälfte der Deutschen mit Gas, knapp ein Viertel der Bevölkerung nutzt Öl. Die Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft zeigen aber auch: Der Anteil der Immobilien in Deutschland, bei denen eine Elektrowärmepumpe zum Einsatz kommt, steigt. Waren es 2019 noch 2,2 Prozent, hat sich der Bestand bis 2023 bereits auf 5,7 Prozent mehr als verdoppelt.
Wärmepumpen sind einer der Hoffnungsträger der deutschen Wärmewende hin zu einem klimaneutralen Deutschland. Aber können die elektrischen Wärmeumwandler es mit immer extremeren Wetterereignissen aufnehmen, auch mit Hagel und Orkanböen? Schließlich stehen die meisten Wärmepumpen unter freiem Himmel, während Ölöfen und Gasthermen in der Regel geschützt in Kellern oder Wohnungen verbaut wurden und allenfalls bei von Starkregen ausgelösten Überschwemmungen beeinträchtig sind.
Beim Kauf auf den IPX Standard achten
Für normale Wetterschwankungen sind die Geräte konzipiert. Hersteller und unabhängige Experten bestätigen, dass Luft-Luft- und Luft-Wasser-Wärmepumpen sturmerprobt sind, da sie schließlich im Außeneinsatz sein müssen. Das haben auch schon zahlreiche Länder vor Deutschland in der Praxis getestet. Besonders im sehr kalten und stürmischen Skandinavien sind Wärmepumpen deutlich etablierter. Während der Verkauf von Wärmepumpen in Deutschland gerade mal einen Anteil von 27 Prozent am Heizmarkt hat, liegt der Marktanteil in den skandinavischen Ländern überall bei über 90 Prozent – das zeigen Zahlen des Europäischen Wärmepumpenverbands.
Regen, Schnee und Sonne macht den Geräten also nichts aus. Beim Kauf sollten Verbraucher am besten aber darauf achten, dass die Pumpe auch mit Starkspritzwasser – also Spritzwasser aus allen Richtungen – klar kommt. Ob das eigene Gerät das schafft, zeigt der IPX Standard. Für Spritzwasser von oben, unten, links und rechts ist IPX Standard 4 ausreichend. Am besten steht die Wärmepumpe auf einem Sockel. Der verhindert, dass stehendes Wasser ins Gerät laufen kann, wenn sich zum Beispiel bei starkem Regen große Pfützen bilden.
Wer an einem Ort mit sehr kalten Wintern und viel Schnee lebt, sollte das Gerät möglichst von Schnee und Eis freihalten. Dabei hilft zum Beispiel bereits ein kleines Schutzdach. Das verhindert, dass die Wärmepumpe komplett zugeschneit wird und schützt sie vor Dachlawinen oder herabfallendem Schnee von Bäumen. Besonders nach schneereichen Tagen sollten Immobilienbesitzer ihre Wärmepumpe kurz kontrollieren und gegebenenfalls Schnee oder Eis entfernen. An exponierten Standorten kann außerdem ein Windschutz sinnvoll sein. Der verhindert, dass im Winter zu viel Schnee in die Wärmepumpe geblasen wird, ist aber auch im Sommer sinnvoll, damit nicht zu viel Staub in die Wärmepumpe gerät. Wichtig: Dabei darf die Luftzufuhr für das Gerät nicht eingeschränkt sein. Wer also Schutzdach, Käfig oder Windschutz nachrüsten will, sollte die Ausrichtung und Umsetzung im Zweifel mit einem Installateur besprechen. Sonst leidet unter Umständen die Leistungsfähigkeit der Heizung.
Blitz und Hagel machen der Wärmepumpe nichts aus
Auch mit starken Gewittern kommen Wärmepumpen in der Regel gut zurecht. Die Geräte sind zum Beispiel hagelerprobt. Die Verkleidung der Wärmepumpe kann bei besonders starkem Hagel zwar Dellen bekommen, aber das schränkt die Leistung nicht ein. Wem das trotzdem zu riskant ist oder wer ein Modell hat, an dem ein paar Komponenten ungeschützt sind, der kann auch hierfür auf ein Schutzdach wie für Schnee setzen. Eine Schallschutzhaube, wie sie viele gegen die Geräusche installieren, bietet ebenfalls Schutz vor Hagel – auch wenn das nicht ihre Hauptaufgabe ist.
Vor Blitzeinschlägen ins Gerät müssen sich Immobilienbesitzer nicht sorgen. Das Gerät steht schließlich am Boden, Haus und Bäume sind deutlich höher. Dass der Blitz also ausgerechnet in die Wärmepumpe einschlägt, ist sehr unwahrscheinlich. Wer sich trotzdem Sorgen macht, kann einen eigenen kleinen Blitzableiter für die Wärmepumpe installieren sowie einen zweiten Überspannungsschutz.
Zahlt die Versicherung bei Wetterschäden?
Die meisten Wettersituationen dürften die Wärmepumpen also gut überstehen, wenn Eigentümer auf die richtigen Standards achten. Wirklich extreme Ereignisse wie starke Stürme, die möglicherweise Teile eines Gebäudes verwüsten oder Bäume entwurzeln, können auch die hochwertigste Wärmepumpe beschädigen. Deshalb gilt: Immobilienbesitzer müssen ihren Versicherungsschutz prüfen – und zwar am besten bevor sie die Wärmepumpe installieren. Denn nicht jede Wohngebäudeversicherung zahlt im Schadensfall oder bei Diebstahl der Wärmepumpe. Viele Policen berücksichtigen die Geräte nicht, weil sie nicht fest mit dem Haus verbunden sind, sondern in einem gewissen Abstand zum Gebäude stehen, um möglichst effizient zu arbeiten. Wenn diese Lücke sich auch im Versicherungsschutz wiederfindet, kann es im Schadensfall teuer werden.