Trifft Wohnungsinserat auf Wirklichkeit, ist die Erkenntnis häufig: Online sah die Wohnung so hochwertig, geräumig und hell aus – bei der Besichtigung erwies sie sich eher als dunkle Kammer. Klar, Makler und Fotografen wollen stets das Beste aus einer Immobilie herausholen und ihr Produkt gut aussehen lassen. Manche ihrer Tricks erweisen sich für Interessenten aber als Ärgernis. Auf diese Dinge sollten Mieter bei Anzeigen besonders achten, um sich unnötige Besichtigungen und Enttäuschung zu ersparen:
1. Fenster checken
Nichts lässt sich heutzutage auf Bildern so leicht bearbeiten wie die Helligkeit. Schon beim Entstehen des Fotos nutzen Profi- und Hobbyfotografen lichtempfindliche Objektive und die Blendeneinstellung der Kamera, um dunkle Umgebungen in ein besseres Licht zu rücken. Auch die sogenannte HDR-Fotografie, das steht für High Dynamic Range, ist heute Standard. Dabei werden mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen gemacht und zu einem Bild komponiert. So wirken Innenräume perfekt ausgeleuchtet, gleichzeitig kann man klar aus dem Fenster herausschauen. Unser Auge kann das nicht. Nachträglich lässt sich noch viel mehr bearbeiten.
Wer vor der Besichtigung auf Nummer sicher gehen will, kann hier im Vorfeld ein paar Dinge überprüfen, um besser einzuschätzen, wie hell eine Wohnung wirklich ist. Erstens: In welcher Etage liegt sie? Im Erdgeschoss ist es immer dunkler, besonders wenn das Haus nicht auf der freien Fläche steht, sondern im Schatten anderer Häuser oder hoher Bäume. Zweitens: In welche Himmelsrichtung liegen Balkon und Fenster? Gibt es viele Nordfenster, wird es im Herbst und Winter eher düster.
Wer die Adresse kennt, kann mithilfe von Kartendiensten wie Google Maps oder Google Earth genau überprüfen, wie das Haus ausgerichtet ist. Die Streetview-Ansicht von Google Maps schafft, sofern verfügbar, noch mehr Klarheit über die Größe und Lage der Fenster. Drittens: Wie viele Fenster gibt es insgesamt und wirken sie groß genug für den Raum? Viele fühlen sich in Wohnräumen, bei denen Tageslicht bloß aus einer Richtung kommt, unwohl. Ein genauer Blick auf die Fotos hilft, auch so was zu erkennen.
2. Raumgröße prüfen
Kleine Räume, die von Ecke zu Ecke fotografiert werden, wirken größer. Zudem nutzen professionelle Immobilienfotografen oft Weitwinkelobjektive, die mehr vom Zimmer einfangen. Das erzeugt ein Gefühl von Weite, verzerrt aber die Wirklichkeit. Wie groß ein Raum tatsächlich ist, zeigt der Grundriss beziehungsweise die Angabe der Quadratmeter.
3. Möbel ignorieren
Wohnungen wirken schnell hochwertiger, wenn in ihnen schicke Möbel stehen. Das wissen auch Makler, die nun immer häufiger auf sogenanntes Virtual Staging setzen. Dabei retuschiert eine Künstliche Intelligenz virtuelle Hochglanzmöbel in leere Räume. Anbieter wie Homestaging-AI oder Virtual Staging AI können inzwischen binnen Sekunden nahezu fotorealistische Darstellungen zaubern. Die KI-generierten Möbel entsprechen allerdings oft nicht den wahren Raumgrößen. Ein virtuell platziertes Sofa passt möglicherweise gar nicht in das Wohnzimmer.
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Eine allzu perfekte Hochglanz-Optik sollte grundsätzlich skeptisch machen – am besten ignoriert man das Mobiliar komplett, denn Vasen und Beistelltischchen mietet man ja eh nicht mit. Im Zweifel hilft erneut der prüfende Blick auf den Grundriss – oder auf die Zimmertür: Passen die beeindruckenden Möbel da gar nicht durch, dann waren sie auch nie im Zimmer.
4. Renovierungen bei Immobilien hinterfragen
Gilt bei Fotos wie vor Ort: Wurden bestimmte Ecken einer Wand offensichtlich frisch überstrichen, kann es sein, dass dahinter ein Problem lauert, etwa Feuchtigkeit oder größere Löcher. In solchen Fällen ist es klug, beim Vermieter explizit nach dem jüngsten Renovierungszeitpunkt zu fragen, und danach, was dabei gemacht wurde.