Wer ein Wohngebäude sanieren und auf das Know-how eines Energieberaters setzen möchte, kann dafür ab sofort wieder finanzielle Hilfe vom Staat erhalten. Seit dem 19. Januar könnten Anträge für entsprechende Förderprogramme wieder gestellt und bewilligt werden, heißt es auf der Homepage des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
Für viele Hauseigentümer und Energieberater endet damit eine gut zweimonatige Hängepartie: Im November hatte das Verfassungsgericht den zweiten Nachtragshaushalt 2021 wegen unrechtmäßig umgewidmeter Gelder für nichtig erklärt. In der Folge musste die Ampel-Koalition diverse Förderprogramme vorerst stoppen – darunter auch jene für die Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden. Für Energieberater ein finanzielles Desaster, glaubte man Umfragen: Laut dem Bundesverband Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker (GIH) fürchteten zwei Drittel der befragten Mitglieder um ihre Existenz.
„Hausbesitzer können nun endlich verlässlich planen“
Auch unter Start-ups, die sich mit Online-Angeboten auf eine vereinfachte Abwicklung von Energieberatungen spezialisiert haben, war die Verunsicherung zuletzt groß. Viele Kunden hätten ihr Sanierungsprojekt zunächst verschoben, sagte etwa Jörg Überla von der Münchner Energieberatungs-Plattform 42watt im Dezember zu Capital. Beim Konkurrent Enter wollte man aufgrund der zu dem Zeitpunkt „dynamischen Lage“ gar keine Prognose über die Geschäftsaussichten treffen. In der Branche hieß es, die Förderung habe bei einigen Anbietern bis zu 80 Prozent vom Gesamtumsatz ausgemacht.
Eine Pleitewelle bleibt der Branche durch die Wiederaufnahme der Förderprogramme nun wohl erspart. „Wir beobachten, dass Hauseigentümer ihr Sanierungsprojekt wieder in Angriff nehmen“, sagt 42watt-Chef Überla. Er geht davon aus, dass die Förderprogramme jetzt „länger stabil“ bleiben. Vor allem die Nachfrage nach Sanierungsfahrplänen (ISFP) dürfte sich kurz- bis mittelfristig wieder erholen. „Die Einigung auf den Bundeshaushalt ist für alle Hausbesitzer enorm wichtig“, sagt Justus Menten, Gründer der Berliner Beratungsplattform Enter. „Sie können nun endlich verlässlich planen.“
Für Hausbesitzer lohne sich eine Energieberatung jetzt sogar mehr als noch vor einigen Wochen, so Menten weiter. Denn wer einen Sanierungsfahrplan bei Antragstellung vorlege, bekomme Maßnahmen etwa für neue Dämm-Materialien oder Heizungsgeräte mit zusätzlich fünf Prozent gefördert. In diesem Fall liege der Fördersatz bei 20 Prozent und decke Kosten von bis zu 60.000 Euro ab. „Ohne Sanierungsfahrplan wären es nur maximal 30.000 Euro“, so Menten.
Die Kosten für eine Energieberatung – in der Regel zwischen 1600 und 2100 Euro – übernimmt der Bund indes auch weiterhin zu gut 80 Prozent. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern sind das maximal 1300 Euro, bei Mehrfamilienhäusern bis zu 1700 Euro.
Förderung mit Steuergeldern
Altruistisch motiviert ist der Förderbonus übrigens nicht. Der Bund will damit offenbar sicherstellen, dass Energieberatungen professionell und seriös erfolgen. Schließlich speisen sich die Förderungen aus Steuergeldern in Milliardenhöhe. Typische Sanierungsfehler, etwa indem bloß eine teure Wärmepumpe in einem schlecht gedämmten Wohnhaus installiert wird, sollen durch die Sanierungsfahrpläne vermieden werden.
Das begrüßt man auch beim Verband GIH, wenngleich sich dadurch manch belesener Hauseigentümer über das Mehr an Bürokratie ärgern dürfte. „Energetische Sanierungen sind kein Laientheater und wer sein Vorhaben mithilfe von Steuergeldern umsetzen möchte, sollte dies nur unter Einbezug einer einschlägigen Expertise tun können“, so der Branchenverband in einer Mitteilung.