Tobias Rehberger ist bekannt für seine raumfüllenden Installationen. Im Jahr 2009 wurde er auf der Biennale in Venedig als bester Künstler mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Der Professor an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (Städelschule) hat schon in vielen Städten auf dem Globus gelebt. Aber es gibt eine Stadt, in die der 52-Jährige immer wieder zurückkehrt: Frankfurt. Und dafür hat er gute Gründe.
Meine Heimat
Ich komme aus Esslingen, hier habe ich meine Wurzeln. Später habe ich einige Zeit in New York gelebt, ebenso in London, und seit vielen Jahren habe ich eine zweite Wohnung in Berlin. Aber Frankfurt ist mein Zuhause. Hier fühle ich mich wohl – und hierher bin ich immer wieder zurückgekehrt.
Mein Haus
Wer so viel unterwegs ist wie ich, zieht auch häufig um. In Frankfurt habe ich schon in fünf Wohnungen gelebt. Jetzt wohne ich im Nordend. Dort habe ich etwas gefunden, das meinen Wünschen entspricht – sehr speziell, aber passend: keine typische Gründerzeit- oder Stadtvilla, sondern eher industriemäßig. Das gibt es in Frankfurt selten. Schon gar nicht mitten in der Stadt.
Mein Lieblingsort
Es gibt nicht den einen Lieblingsort für mich. An Frankfurt mag ich die Kontraste, das Heterogene. Einerseits das Volkstümliche, die Restaurants mit Apfelwein. Andererseits, dass es hier schnell, tough und direkt zugeht. Am besten geht man zum Abendessen mal ins Spitzen- restaurant Lohninger am Museumsufer und dann zum Trinken ins Moseleck im Bahnhofsviertel. Dann versteht man die Unterschiede.
Die Atmospähre
Es gibt keine andere Stadt in Deutschland, wo es so wenig Bullshit gibt. Frankfurt ist rau, aber ehrlich. Es wird nicht rumgelabert, sondern gemacht.
Mein Tipp
Der Obsthof Schneider in Nieder-Erlenbach ist ein Biohof mit 250 Obstsorten. Der Chef dort macht einen sortenreinen Apfelwein – wirklich gut. Aber ich besuche auch gerne Restaurants im Bahnhofsviertel. Oder den Elektroclub Robert Johnson – auch wenn der in Offenbach liegt. Aber für mich gehört das noch zu Frankfurt.
Der größte Makel
Ich finde, man sollte die Stadtgrenzen einreißen, um eine kritische Masse zu schaffen. Wenn ich in der Bar stehe und sage: „Ich fahr jetzt in einen Club nach Offenbach“, dann stöhnen die Leute: „Jetzt noch nach Offenbach?“ Dabei sind das 12 Euro mit dem Taxi. Aber das ist ein echtes Problem hier, die psychologische Grenze. Die kritische Masse ist das Einzige, was Frankfurt zu einer echten Großstadt fehlt.