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Immobilien Das war das Immobilienjahr 2020

Die Bauzinsen liegen auf niedrigem Niveau - aber wie lange noch?
Die Bauzinsen liegen auf niedrigem Niveau - aber wie lange noch?
© dpa
Gewerbeimmobilien bekamen die Corona-Rezession zu spüren, die Preise für Häuser und Wohnungen kletterten dagegen weiter in die Höhe. So lief das Pandemie-Jahr 2020 an den Immobilienmärkten

Wer sich angesichts der steigenden Preise auf dem Immobilienmarkt fragt, was es braucht, um dem Aufwärtstrend ein Ende zu setzen, der ist seit diesem Jahr zumindest ein bisschen schlauer: Eine Pandemie reicht nicht. In vielen Anlageklassen sorgte Corona zumindest vorübergehend für einen Preisknick. Nicht so bei Wohnimmobilien: Dort kletterten die Preise trotz Krise weiter in die Höhe. Im dritten Quartal 2020 waren Häuser und Wohnungen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 7,8 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Damit verzeichneten sie den stärksten Preisanstieg seit dem Jahr 2016.

Der anhaltende Preisboom bei Wohnimmobilien dürfte für Immobilienanalysten die größte Überraschung in dem an Überraschungen nicht armen Corona-Jahr 2020 gewesen sein. Es gab schließlich genügend Gründe, mit dem Gegenteil zu rechnen. Kurzarbeit, die Angst vor Jobverlust und eine Scheu vor großen Investitionen mitten in einer Pandemie hätten das Interesse an Häusern und Wohnungen erlahmen lassen und die Preise drücken sollen. Stattdessen hat die Corona-Krise das Preiswachstum wohl sogar noch befeuert.

Weiterhin hohe Wohnraum-Nachfrage in Ballungszentren

Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Pandemie die seit längerem zu beobachtende Stadtflucht-Tendenz einer solventen Klientel weiter beschleunigt hat. Wer es sich leisten kann, sucht unter dem Eindruck der Lockdowns heute eher nach einem Häuschen im Grünen als nach einer Wohnung im Stadtzentrum. Weil die Wohnraum-Nachfrage in Ballungszentren trotzdem hoch bleibt, weiten sich die Preissteigerungen immer weiter auf die Speckgürtel und den ländlichen Raum aus. Für Investoren ist das eine gute Nachricht – für Mieter auf der Suche nach Wohneigentum nicht.

Alle, die mit Grauen auf die immer weiter steigenden Immobilienpreise schauen, konnten sich 2020 immerhin mit niedrigen Bauzinsen trösten. Das gesamte Jahr über waren die Zinsen von Immobiliendarlehen wie einbetoniert, und zwar auf einem extrem niedrigen Niveau. Nicht einmal die guten Nachrichten aus der Impfstoffforschung gegen Jahresende, die an den Finanzmärkten für Bewegung sorgten, konnten daran etwas ändern. Im Dezember lagen die Zinsen für Immobiliendarlehen mit 10 und 15 Jahren Laufzeit laut Interhyp-Trendbarometer sogar beinahe auf Rekordtief, deutlich niedriger jedenfalls als zu Jahresbeginn.

Unterschiede bei Gewerbe- und Wohnimmobilien

Für Gewerbeimmobilien war das Jahr 2020 schwieriger als für Wohnimmobilien. Auch in diesem Marktsegment waren die Preise jahrelang gestiegen. Corona brachte offenbar die Trendwende: Hochrechnungen für das Gesamtjahr deuten darauf hin, dass die Büropreise in deutschen Großstädten 2020 zum ersten Mal seit Jahren wieder gesunken sind. Schuld daran waren die Rezession, Pleiten im Einzelhandel, leerstehende Hotels und der Trend zum Homeoffice – Faktoren, die auch im kommenden Jahr wichtige Rolle für den Büroimmobilienmarkt spielen dürften.

Die gegenläufige Entwicklung der beiden großen Immobilien-Segmente machte sich bei offenen Immobilienfonds bemerkbar. Diese standen im ablaufenden Jahr je nach Anlageschwerpunkt vor unterschiedlichen Herausforderungen: Fonds mit Fokus auf Wohnimmobilien hatten teilweise Probleme, Investitionsobjekte zu finden, weil der Markt wie leergefegt war. Investoren mussten nicht einmal Mietausfälle fürchten. Das Kurzarbeitergeld und andere Corona-Hilfen hielten den Wohnimmobilienmarkt und die Renditen der Fonds stabil. Fondsmanager, die in Gewerbeimmobilien investieren, litten dagegen unter der Krise. Steigende Leerstände, sinkende Büropreise und fallende Mieten drückten bei vielen von ihnen die Rendite.

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