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Immobilien Architektenhäuser: Maßgeschneidert, aber auch maßlos überteuert?

Modernes Einfamilienhaus
Nicht von der Stange: Bei einem Architektenhaus kann ein Bauherr seine individuellen Wünsche verwirklichen
© IMAGO / Panthermedia
Wer sein Haus vom Architekten planen und bauen lässt, muss mitunter tief in die Tasche greifen. Doch das kann sich lohnen – denn die Zusammenarbeit bietet Raum für individuelle und kreative Ideen. Das sind die Vor- und Nachteile des Architektenhauses

Mit dem Traumhaus ist es ähnlich wie mit der Traumhochzeit: Die einen Menschen geben sich mit dem preiswerten Brautkleid oder dem erschwinglichen Hochzeitsanzug von der Stange zufrieden. Die anderen wünschen sich eine maßgeschneiderte Lösung – und sind im Gegenzug bereit, dafür deutlich mehr Geld hinzublättern. Auch bei Immobilien gibt es Maßanfertigungen: sogenannte Architektenhäuser.

Hier übernimmt der Architekt nicht nur die Planung, er organisiert und überwacht auch den gesamten Bauprozess. Das heißt, dass er alle notwendigen Genehmigungen einholt, Baufirmen beauftragt und am Ende noch den Bau beaufsichtigt. Kurzum sorgt er für einen reibungslosen Ablauf. Der Bauherr entscheidet gleichzeitig, wo es langgeht – denn er sucht alles aus, was individuell anpassbar ist. Er wählt einen Baustil, wie „rustikales Landhaus“, „modernes Schwedenhaus“ oder „mediterrane Designervilla“. Er bestimmt den Grundriss mit allem, was dazugehört: Innenhof, Terrasse, Pool. Und sucht die Baumaterialien aus. Dabei muss er überlegen, was ihm am wichtigsten ist: Soll das Material überwiegend schön aussehen, möglichst langlebig sein oder vor allem die Umwelt schonen?

Die Suche nach einem passenden Architekten kann sehr zeitaufwändig sein. Einen ersten Überblick bieten die Architektenkammern der einzelnen Bundesländer. Auf ihren Internetseiten finden sich Architektenlisten für die einzelnen Länder. Oft sind Architekten aus der Region eine gute Wahl: Zum einen können Bauherr und Architekt hier in der Planungsphase gemeinsam das Grundstück besichtigen. Zum anderen wissen regionale Architekten oft besser über lokale Auflagen Bescheid. Denn verschiedene Gemeinden und Länder haben unterschiedliche Regelungen zum Hausbau.

Für ein Unikat gibt es keine Blaupause

Vor dem ersten Treffen mit dem Architekten sollten sich Bauherren bereits Gedanken zu den grundlegenden Gestaltungsfragen gemacht haben: Wie soll das Traumhaus am Ende aussehen? Wie groß sollen die einzelnen Räume werden? Und welches Farbkonzept kommt für das Gesamtwerk in Frage? Am einfachsten ist es, wenn der Bauherr die Wünsche vorab aufschreibt oder dem Architekten anhand von Bildern zeigt, was ihm gefällt. Das verkürzt die Planungszeit, die beim Architektenhaus schon lange genug dauert – denn für ein Unikat gibt es keine Blaupause. Architekt und Bauherr stimmen alles individuell ab. Das kann sogar nach der Planungsphase noch für Verzögerungen sorgen, beispielsweise beim Antrag einer Baugenehmigung. Hier ecken individuelle, kreative Lösungen schnell mal an.

Sobald alle Genehmigungen vorliegen, kann der Hausbau beginnen – zumindest in der Theorie. In der Praxis folgen oft lange Wartezeiten für Handwerker, bedingt durch den Fachkräftemangel, knappe Rohstoffe und Lieferkettenprobleme. Schneller geht es, wenn der Architekt gute Kontakte in die Baubranche hat. Dann macht er dem Bauherrn konkrete Vorschläge, welche Firmen er beauftragen würde, und kontaktiert diese nach seiner Zustimmung. Doch die Bauphase des Architektenhauses dauert lange, heute meist länger als ein halbes Jahr. Sie kann sich noch weiter verzögern, wenn beispielsweise besondere Baumaterialien bestellt werden müssen oder nur ein ganz bestimmter Handwerker einen speziellen Auftrag ausführen kann. Insgesamt sind die Wartezeiten nicht mit denen anderer Neubauten zu vergleichen. Ein schlüsselfertiges Haus können Kunden oft schon nach zwei bis drei Monaten beziehen.

Wie viel ein Architektenhaus kostet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Architekt erhält durchschnittlich ein Honorar von rund zehn Prozent der Bausumme. Natürlich kann der Bauherr Kosten sparen, indem er einige Arbeitsschritte selbst übernimmt. Neben den Architektenkosten entscheiden hauptsächlich noch die Materialkosten über den Endpreis. Die reinen Baukosten unterscheiden sich nicht von denen anderer Neubauten. Sie liegen im Schnitt bei rund 1800 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Hier kommen noch die üblichen Kosten für die verschiedenen Genehmigungen obendrauf: Eine Baugenehmigung kostet rund 0,5 bis 1 Prozent der Bausumme. Alle weiteren Anschlüsse, wie Wasser und Strom, kosten dem Onlineportal Kostencheck zufolge insgesamt noch einmal rund 10.000 bis 15.000 Euro.

Die Investition kann sich allerdings lohnen. Denn der Wiederverkaufswert eines Architektenhauses ist in der Regel höher als der eines Fertighauses. Somit kann ein Architektenhaus auch als Altersvorsorge dienen. Ob sich ein Bauherr am Ende für das schlüsselfertige Haus von der Stange oder das maßgeschneiderte Architektenhaus entscheidet, bleibt ihm natürlich selbst überlassen. Neben der Kostenfrage ist es auch eine Frage nach den individuellen Bedürfnissen und Wünschen.

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