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Geldanlage Aktien: Teuer, aber noch erschwinglich

Händler an der Wall Street
Händler an der Wall Street rätseln, ob die Kursrally weitergeht
© UPI Photo / IMAGO
Wichtige Aktienindizes notieren in der Nähe ihrer Höchststände. Aktien sind teuer geworden, aber noch ist der Markt erschwinglich. Capital erklärt, warum sich der Einstieg bei S&P 500, Dax & Co. noch immer lohnen kann

Niemals würde er eine Aktie zum Preis von 1000 Dollar kaufen, das stand für meinen Bekannten fest. Einfache Begründung: Viel zu teuer, schließlich gebe es ja auch Aktien für 100 und sogar für 20 Dollar. Wer den Fehler jetzt nicht erkannt hat, sollte sich das Aktien-Investment noch einmal gut überlegen. Aber dennoch: Das Gespräch mit meinem Bekannten erinnerte mich an eine Erkenntnis der Verhaltensökonomie: Große Zahlen erschrecken uns meist („Milliarden-Schulden“), wohingegen kleine Zahlen uns zunächst vertrauter erscheinen.

Nun wissen Aktien-Aficionados natürlich, dass ein hoher oder niedriger Kurs nichts darüber aussagt, ob eine Aktie zu teuer oder zu billig ist. Und doch stellt sich angesichts von Indizes in der Nähe ihrer Rekordstände auch den Profis gerade die Frage: Sind die Aktienmärkte vielleicht überbewertet, also zu teuer? Halten die Aktienkurse den Gewinnerwartungen der Unternehmen und der Prognose für die Zinsentwicklung stand? 

Bei der Antwort ist zu beachten: Aktienkurse sind im Kern immer der aufsummierte Gegenwartswert künftiger, abdiskontierter Gewinne. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als wichtigster Bewertungsindikator gibt also an, mit welchem Faktor die Gewinne multipliziert werden. Ein KGV von zehn bedeutet, dass der Kurs dem zehnfachen Gegenwartswert der erwarteten Gewinne entspricht.

Das gilt es im Hinterkopf zu behalten, wenn etwa der US-Leitindex S&P 500 bei gut 4700 Punkten notiert. Es ist noch nicht lange her, da stand der wichtigste Länderindex bei 3000 Punkten. Und beim Dax, der aufgrund der Einrechnung von Dividenden und dem damit ausgehenden Zinseszinseffekt eine Sonderrolle weltweit hat, steht heute eine Marke von 16.000 auf der Frankfurter Kurstafel. Ist das nun viel oder wenig, schließlich war er doch vor noch einigen Jahren erst vierstellig und lag selbst vor Ausbruch der globalen Finanzkrise 2008 nur bei rund 8000 Zählern.

KGV richtig einordnen

Der Dax notiert inzwischen etwa doppelt so hoch wie 2008, der S&P 500 etwa dreimal so hoch. Aber bedeutet das nun, dass Aktien auch dreimal so teuer sind? Erinnern wir uns: Der Index spiegelt die erwarteten Gewinne wider. Und die US-Unternehmen verdienen heute nominal betrachtet deutlich mehr als vor 15 Jahren, schon alleine wegen der Inflation, aber auch wegen zunehmender Konzentration und damit steigender Gewinnmargen. Verdienen die Firmen also nominal dreimal so viel wie vor 15 Jahren – gemessen am Gewinn je Aktie bei konstanter Zahl ausstehender Aktien–, dann liegt der Index auch dreimal so hoch.

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