Die Inflationsrate in der Eurozone liegt nur noch knapp über dem Ziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent. Wird sie den Kampf gegen die Inflation gewinnen?
RAPHAEL GALLARDO: Der Kampf ist bereits gewonnen. Jetzt besteht das Risiko, dass die Inflationsrate unter zwei Prozent fällt – jedenfalls bis das deutsche Fiskalpaket an Fahrt gewinnt und in ganz Europa positive Spillover-Effekte auslöst.
Warum wird die Inflationsrate weiter fallen?
Wir sollten auf die disinflationären Schocks blicken, die uns bevorstehen. Die Öl- und Gaspreise sind eingebrochen, das lässt die Inflation sinken. Gleiches gilt für die Aufwertung des Euro, weil viel Kapital aus den USA nach Europa repatriiert wird. Der Euro war unterbewertet und nähert sich nun seinem fairen Wert an, den wir bei rund 1,20 Dollar sehen. Dazu kommt ein negativer Nachfrageschock durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, weil diese das Wachstum schwächen wird. Die Zollverhandlungen der EU mit den USA werden sehr mühsam sein, sodass wir keine schnelle Erleichterung sehen werden. Die EZB sollte vorausschauend auf die kommenden Schocks schauen und ihren Leitzins unter den neutralen Zins senken.