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Investoren Wie reagieren die Finanzmärkte auf das Trump-Attentat?

In New York sehen sich Passanten Bilder vom Attentat auf Donald Trump an
In New York sehen sich Passanten Bilder vom Attentat auf Donald Trump an: Der Anschlag beschäftigt auch die Märkte
© NurPhoto / IMAGO
Der Anschlag auf den Ex-US-Präsidenten verunsichert die Börsen. Analysten glauben, dass es seine Chancen auf den Wahlsieg erhöht – was vielen Investoren nicht ungelegen käme

Die Verunsicherung rund um die US-Politik hat den Dax zum Wochenstart ins Minus gedrückt. Der deutsche Leitindex notierte nach der Eröffnung am Montag 0,2 Prozent schwächer bei 18.713 Punkten. Zuvor hatten schon die asiatischen Aktienmärkte unruhig auf den Attentatsversuch auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump reagiert. Die Anleger zeigten sich angesichts der gestiegenen Wahlchancen Trumps besorgt über mögliche Auswirkungen auf die künftige US-Wirtschaftspolitik. An den Anleihemärkten stiegen die Renditen für Staatsanleihen, was Experten mit der Erwartung einer möglicherweise inflationären und schuldenintensiven Wirtschaftspolitik unter einer Trump-Präsidentschaft erklären. 

Zudem könnten verschärfte Einwanderungsgesetze den Arbeitsmarkt verschärfen und die Löhne nach oben treiben. „Die Marktreaktion auf eine Präsidentschaft von Trump war bislang durch einen stärkeren Dollar und eine steilere Kurve der US-Staatsanleihen gekennzeichnet, sodass wir in der kommenden Woche einige dieser Entwicklungen beobachten könnten, wenn sich die Wahlchancen nach diesem Vorfall weiter verbessern sollten“, so Rong Ren Goh, Portfoliomanager bei Eastspring Investments in Singapur. 

Bereits nach dem Attentat am Wochenende erwarteten Experten, dass sich die Finanzmärkte neu sortieren müssen. Der Schuss, der den Republikaner bei einer Wahlkampfrede am Ohr verletzte, erhöhe Trumps Chancen auf einen Wahlsieg – und damit dürften auch die Finanzmärkte verstärkt darauf setzen, sagen Investoren. „Meiner Meinung nach erhöht dies seine Chancen, und wir werden wahrscheinlich am Morgen Zuflüsse in sichere Anlagen sehen“, sagte Analyst Nick Twidale von ATFX Global in Sidney. „Die Wahl wird wohl ein Erdrutschsieg. Das verringert wahrscheinlich die Unsicherheit", sagte Nick Ferres, Chef-Investmentmanager bei Vantage Point Asset Management.

Trump sei „mehr pro Märkte“

Trump war am Samstag bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania angeschossen und leicht verletzt worden. Die Motivation des mutmaßlichen Schützen, ein 20-jähriger Mann, der selbst getötet wurde, war bis zuletzt unklar. Es ist der erste Anschlag auf einen US-Präsidenten oder Bewerber seit dem Attentat auf den damaligen Amtsinhaber Ronald Reagan im Jahr 1981. Danach seien Reagans Umfragewerte gestiegen, erläuterte Ferres. Und Trump sei immer schon „mehr pro Märkte“ gewesen.

Unter Trump erwarten Marktanalysten eine härtere Handelspolitik, weniger Regulierung, weniger Vorschriften zum Klimawandel und eine Verlängerung der im nächsten Jahr eigentlich auslaufenden Unternehmens- und Einkommensteuersenkungen. Das schürt wiederum die Sorge vor steigenden Haushaltsdefiziten unter Trump. „Die entscheidende Frage ist, ob die Haushaltspolitik unverantwortlich locker bleibt und welche Folgen das für die Inflation und die zukünftige Zinsentwicklung haben könnte“, sagte Ferres.

Investoren bevorzugen eher Republikaner

Seit Bidens unsicherem Auftritt bei einer TV-Debatte gegen Trump vor zwei Wochen mehren sich Zweifel auch innerhalb der Demokraten, ob der 81-Jährige in der Lage ist, Trump zu besiegen und den Anforderungen des Amtes gerecht zu werden. Zusammen mit der Wahrscheinlichkeit einer zweiten Trump-Regierung sind die Renditen längerfristiger US-Staatsanleihen in den letzten zwei Wochen gestiegen, genauso wie die Aktienkurse. Sowohl der S&P 500 als auch der Dow Jones hatten am Freitag Rekordhöhen erreicht.

„Bei den fünf Präsidentschaftswahlen der letzten 20 Jahre sind das Vertrauen der CEOs, die Verbraucherstimmung und insbesondere der Optimismus der kleinen Unternehmen als Reaktion auf Wahlsiege der Republikaner stärker gestiegen als bei Wahlsiegen der Demokraten“, schrieben die Analysten von Goldman Sachs. „Wenn eine verbesserte Stimmung zu einem Anstieg der Ausgaben und Investitionen führt, könnte ein Sieg Trumps die Gewinnaussichten einiger Unternehmen auch ohne wesentliche politische Änderungen verbessern.“

rtr/ess

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