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Daniel Saurenz Trotz ETF-Zulassung: Der Bitcoin-Kurs bleibt unberechenbar

In den USA dürfen seit kurzem Bitcoin-Spot-ETFs angeboten werden
In den USA dürfen seit kurzem Bitcoin-Spot-ETFs angeboten werden
© NurPhoto / IMAGO
Die Zulassung von Bitcoin-ETFs in den USA sollte der Startschuss für neue Kursrekorde sein. Doch bisherige Erfahrungen sprechen dagegen: Die Kryptowährung ist nach wie vor ein sehr spekulatives Instrument 

Manchmal ist es schon kurios mit der Gier und dem Einkaufen am Finanzmarkt. Ein großes Börsenmagazin machte vor kurzem mit der großen Rally beim Bitcoin und einer entsprechenden Empfehlung auf. Im passenden Text dazu sah man in einer großen Grafik, dass Ereignisse wie die Genehmigung des ersten Futures seitens der SEC im Dezember 2017 eine satte Korrektur einläutete. Im April 2021 ging die Kryptofirma Coinbase an den Aktienmarkt und erneut wurde der Bitcoin deutlich abwärts geschickt. „Auch die Zulassung der Bitcoin-Futures im Oktober 2021 sollte der Aufgalopp zu Rekorden sein, doch es war recht passgenau das Rekordhoch, auf das ein Crash beim Bitcoin von mehr als 70 Prozent folgte“, so Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. 

Kurioserweise war dann die Pleite der Kryptobörse FTX um 15.000 US-Dollar im Bitcoin-Kurs das Wendesignal. Man sieht also – der Bitcoin ist vom Sentiment nicht viel anders zu handeln als manche gehypte oder ausverkaufte Aktie. Im Januar 2024 ist die Kryptowährung offensichtlich näher am Hype als am Ausverkauf. Wie aber sieht das Umfeld genau aus? Das neue ETF-Angebot beim Bitcoin macht die Kryptowährung vermeintlich salonfähig. 

Eingefleischte Fans sehen den Bitcoin erst am Anfang einer großen Geschichte und träumen von Kurszielen bei 1 Mio. US-Dollar. Skeptiker argumentieren mit heißer Luft und im Grunde einem Kursziel von null. Ohne Zweifel ist die Kursentwicklung eine Erfolgsgeschichte. Welcher Basiswert kann in den vergangenen zehn Jahren schon über eine solch starke Gewinnserie zurückblicken? 

Träumer und Pessimisten

Und auch wenn am Argument durchaus etwas dran ist, dass der Bitcoin einen inneren Wert von null hat, sprechen Preise um 40.000 Dollar eben eine klare Sprache. Ein innerer Wert von null bedeutet dabei, dass er im Prinzip ein Aufbewahrungs- und Tauschmittel ist. Gold kann immerhin noch industriell und für die Schmuckfertigung eingesetzt werden, verfügt aber auch über einen extrem hohen Aufschlag, weil eben sehr viele an die Wertbeständigkeit von Gold glauben. Fragt man jedoch viele gerade jüngere Anleger, so glauben sie auch an Bitcoin als wertbeständiges Vehikel. 

Es gibt daher Argumente für beide Seiten. Die Träumer auf der einen oder die Pessimisten auf der anderen Seite aber pauschal als Trottel abzuqualifizieren wäre völlig falsch. Wer nicht daran glaubt, darf ihn selbstredend ignorieren. Wie aber sieht der Status quo aus, nachdem die ETFs in den USA genehmigt wurden?

SEC blamiert

Begonnen hat es im Januar mit einer ironischen Note. Denn seit Jahren führt die US-Börsenaufsicht SEC die mangelnde Sicherheit und Manipulationsanfälligkeit des Bitcoin als Hauptargument gegen die Kryptowährung an. „Zwei Tage, bevor die Behörde grünes Licht für ETFs gab, wurde der offizielle X-Account der SEC gehackt und eine Zulassung gemeldet. Offenbar haben die Mitarbeiter selbst dringenden Schulungsbedarf in Sachen Sicherheitsstandards“, sagt Franz-Georg Wenner von Indexradar. Nachdem der Bitcoin nun an der Wall Street angekommen ist – wo er nach Ansicht vieler Anhänger der Idee eigentlich nie hätte landen dürfen – werden sich wohl auch institutionelle Investoren zunehmend für die Münze interessieren. 

Gerade die erste Kursreaktion nach unten zeigte aber auch, dass der Bitcoin ein sehr spekulatives Instrument bleibt. Beim Zertifikateanbieter Vontobel werden Hebelpapiere auf den Bitcoin momentan rauf und runter gehandelt. Man sollte jedoch beachten, dass diese sogenannten Mini-Futures eine üppige Sicherheitszone haben und genau drauf achten, wo genau das Stopp-Loss-Level liegt. Ansonsten kann für Volatilitätsfreunde der Bitcoin natürlich ein großer Spaß sein. Was übrigens auch für abgeleitete Basiswerte wie die Plattform Coinbase gilt, auf deren Aktien man mit Hebelpapieren des Emittenten Morgan Stanley spekulieren kann. Doch wie geht es fundamental nun weiter?

April als nächster Termin

„Mitte April steht mit dem Halving der nächste wichtige Termin an. Die Anzahl Bitcoins, die ein Miner für jeden gefundenen Block erhält, halbiert sich von 6,25 auf 3,125 Bitcoins“, erklärt Molnar, dessen professionelle Kunden ebenfalls Bitcoin traden können und dies 2024 wieder vermehrt tun. Mit der sinkenden Belohnung wird das Geschäft für einige Miner unattraktiver, so dass tendenziell weniger Münzen auf den Markt kommen. Trifft das sinkende Angebot auf eine unverändert robuste oder sogar steigende Nachfrage, kann diese Verknappung den Preis nach oben treiben. Dies war zumindest in der Vergangenheit der Fall: Nach den bisherigen drei Halbierungen kletterte der Bitcoin jeweils auf Rekordstände. Auch hier gilt es kurzfristig aber auf die Stimmung zu achten. Wenn der Bitcoin in den nächsten Wochen als sichere Wette für Kursgewinne gehandelt wird, ist umso mehr Vorsicht angesagt.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com.

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