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1 Mrd. Mittelabflüsse Werden Kryptobörsen die großen Verlierer der neuen Bitcoin-ETFs?

Seit dieser Woche bieten zahlreiche Anbieter ETFs auf den Bitcoin an
Seit dieser Woche bieten zahlreiche Anbieter ETFs auf den Bitcoin an
© NurPhoto / IMAGO
Innerhalb von zwei Tagen sind mehr als 1 Mrd. Dollar in die neu zugelassenen Bitcoin-Spot-ETFs geflossen. Das Geld kommt vor allem von Altinvestoren, die Kosten sparen wollen – und bisherige Anbieter in Bedrängnis bringen

Es dauerte nur zwei Tage, bis die neuen Bitcoin-Spot-ETFs in den USA die erste Milliarde eingesammelt hatten. Investoren scheinen die neuen Fonds zu lieben, die Anbieter wie Blackrock, Franklin Templeton und Fidelity seit dieser Woche verkaufen. 

Wer allerdings weniger euphorisch sein dürfte, sind die alten, klassischen Kryptoanbieter in den USA. Denn, so legen es Daten des Asset-Managers Coinshares nahe: Viele Anlegerinnen und Anleger ziehen ihre Bitcoins von klassischen Kryptobörsen ab und legen sie über die Spot-ETFs neu an.

Laut den Coinshares-Daten, über die die „Financial Times“ zuerst berichtete, verzeichnete allein Grayscale Abflüsse in Höhe von 579 Mio. US-Dollar. Grayscale verwaltet den größten Bitcoin-Fonds, den es am Donnerstag in einen ETF konvertiert hatte. Doch bei laufenden Kosten von 1,5 Prozent scheinen die Anlegerinnen und Anleger ihre Assets lieber zur neuen und günstigeren Konkurrenz umzuschichten. 

Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock hatte Zuflüsse von 508 Mio. Dollar, gefolgt von Fidelity mit 442 Mio. Dollar. Bei beiden liegen die Kosten mehr als einen Prozentpunkt niedriger.

Bitcoin-Kurs um 6 Prozent gesunken

Geht der Trend weiter, könnten auch klassische Kryptobörsen zu den Verlierern der neuen ETF-Regelung werden. Ein Grund für den Boom der Börsen in den vergangenen Jahren waren nämlich die lukrativen Spreads. Die könnten mit den neuen Playern am Markt jedoch potenziell immer geringer werden – vorausgesetzt, die Anlegerinnen und Anleger geben sich langfristig mit dieser verbrieften Form des Bitcoin zufrieden und wollen diesen nicht selbst physisch hinterlegen. 

Denn unabhängig von der Diskussion, ob Bitcoin überhaupt eine Kryptowährung ist oder nicht, gilt für viele Krypto-Enthusiastwn: Not your keys, not your coins. Sie kämen niemals auf die Idee, die Verwahrung von Bitcoin, Ethereum, Solana oder ähnlichen Coins an Dritte zu übertragen – erst recht nicht an große Vermögensverwalter wie Blackrock.

Die dürften zwar grundsätzlich zufrieden sein mit den Zuflüssen. Nichtsdestotrotz meinen Experten, dass die Einführung bislang kein großer Erfolg war. In Antizipation auf eine erfolgreiche Zulassung war der Bitcoin-Kurs seit Oktober um mehr als 70 Prozent gestiegen. Seit der Zulassung ist er allerdings um sechs Prozent gefallen. „Das zeigt schon, dass sich der Markt mehr erhofft hatte“, sagt Ilan Solot, Co-Chef des Vermögensverwalters Marex Solutions. 

Vermögensverwalter verzichten freiwillig auf Produkt-Launch

Dazu kommt ein Imageproblem: Der Einbruch ist Ausdruck eines „Sell the News“-Events. Anlegerinnen und Anleger haben vielmehr auf die Zulassung gehofft als in die Technologie vertraut. Als die Zulassung dann kam, verkauften sie. So etwas nährt den Ruf des Bitcoin als spekulatives Anlageobjekt und könnte ihm nachhaltig schaden. Der Vermögensverwalter Vanguard beispielsweise will vorerst keine Bitcoin-Spot-ETFs anbieten, da dies „nicht mit Ansatz eines gut ausbalancierten und langfristigen Portfolios zusammenpasst“.

Grayscale selbst bewertet den Abfluss übrigens weniger dramatisch – und vor allem nicht als langfristiges Warnsignal für die Branche. „Es ist normal, dass die Community in solchen Phasen Gewinne mitnimmt“, sagte Managing Director Zach Pandl gegenüber der „Financial Times“. 

In der Europäischen Union ist das Ganze ohnehin kein Thema. Dort sind keine Bitcoin-ETFs zugelassen. Hier müssen ETFs, vereinfacht ausgedrückt, mehr als ein Asset umfassen. Im Fall der Bitcoin-ETFs ist diese Voraussetzung nicht erfüllt. Anlegerinnen und Anleger müssen über Krypto-Ersatzprodukte gehen, die an traditionellen Börsen gehandelt werden können. Sie heißen Exchange Traded Notes (ETN), manchmal auch Exchange Traded Projects (ETP). Dabei handelt es sich um nachrangige Schuldverschreibungen, die Kryptowerte verbriefen.

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