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Christoph Bruns So unterschiedlich entwickeln sich die Rohstoffpreise

Christoph Bruns
Christoph Bruns
© Lyndon French
Eine einheitliche Richtung auf den Rohstoffmärkten zu entdecken, fällt derzeit schwer. Es gibt sie nicht. Christoph Bruns über steigende Ölpreise und enttäuschte Gold-Hoffnungen

Nach der turbulenten Dramaturgie an den Rohstoffmärkten im letzten Jahr geht es heuer einigermaßen gemächlich, wenngleich uneinheitlich zu. Wie heterogen sich die Märkte seit Jahresbeginn entwickeln, lässt sich paradigmatisch am Energiesektor ablesen. Während Erdgas einen veritablen Kurskollaps erlitt, drehten die Ölnotierungen im Verlauf des Sommers ins Plus. Deutlich abwärts ging es bei Kohle, während Uran angesichts der Renaissance der Kernkraft einen fulminanten Anstieg hinlegte.

Die Erklärung für fallende Notierungen bei Erdgas und Kohle liegt in dem Ausnahmejahr 2022, welches für kriegsbedingte Kursexzesse bei diesen beiden Primärenergieträgern sorgte. Insofern muss die diesjährige Entwicklung als Normalisierung gewertet werden, wenngleich auf erhöhtem Niveau.

Wesentlich konsistenter präsentierte sich demgegenüber der Metallsektor. Hier kam es im bisherigen Jahresverlauf ganz überwiegend zu abschmelzenden Preisentwicklungen. Besonders deftig sind die Rückgänge bei Nickel und Lithium, während die Industriemetalle Kupfer und Aluminium nur geringfügig zurücksetzten. Wenig Schwung zeigen die Edelmetalle, wobei Gold-Freunde gehofft hatten, dass die hartnäckige Inflation dem gelben Metall Flügel verleihen würde. Augenscheinlich überwiegt hier der Umstand, dass Zinsanlagen mittlerweile wieder bessere Nominalzinsen abwerfen.

Rohstoffe hatten Rückenwind

Im Agrarbereich offenbart sich wiederum ein sehr gemischtes Bild. Auf der einen Seite fielen die Notierungen für Weizen, Reis, Sojabohnen, Kaffee und Mais deutlich, während auf der anderen Seite Zucker, Kakao, Gummi und Baumwolle zulegten. Zu schwachen Notierungen kam es auch bei Dünger wie Kali und Harnstoff, wobei auch hier das Jahr 2022 eine Sonderkonjunktur mit sich gebracht hatte. Zu denken ist dabei etwa an die Sanktionen gegen russische und weißrussische Düngerlieferanten.

Eine längerfristige Betrachtung macht aber insgesamt klar, dass die Rohstoffmärkte in den vergangenen Jahren Rückenwind hatten. Der Bloomberg Rohstoff Index, der etwas energielastig ist, legte seit Ende 2019 um ca. 35 Prozent zu. Demgegenüber lag die Inflation in Deutschland seither bei ungefähr plus 18 Prozent. Vor allem am Energiemarkt manifestiert sich der ansteigende Trend. Während Erdgas zum Ultimo 2019 (also vor Covid-19) in Rotterdam bei ca. 23 Euro pro Megawattstunde notierte, muss dafür heute ca. 42 Euro bezahlt werden. Im gleichen Zeitraum stieg Öl der Sorte Brent von 57 Dollar auf jetzt 92 Dollar an.

Einen besonders ausgeprägten Anstieg zeitigten derweil die Preise für Strom. Preistreibend für die Strompreisentwicklung in Deutschland ist nicht zuletzt der Umstand, dass das Land sich in den letzten Jahren vom Stromexporteur zum Stromimporteur gewandelt hat. Obendrein ist nichts so stark angestiegen wie die staatlich administrierten Emissionszertifikate: 230 Prozent seit Ende 2019. Selbst Uran muss mit einem Sprung um 178 Prozent den Zertifikaten der EU den Vortritt gewähren.

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