Siemens hat die Zahlen für das vierte Quartal des vergangenen Jahres veröffentlicht. Der Technologiekonzern konnte Umsatz- und Ergebniszuwächse verzeichnen. Die Erlöse stiegen von Anfang Oktober bis Ende Dezember auf 18,4 Mrd. Euro – ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich liegt der Quartalsgewinn bei 2,5 Mrd. Euro und damit 56 Prozent höher als im Vorjahresquartal.
In der Sparte Digitale Industrien gab es hingegen keine Zuwächse, im Gegenteil: Das Softwaregeschäft lief zwar stärker, aber der Auftragseingang brach um fast ein Drittel ein auf 4,0 Mrd. Euro, das Ergebnis fiel um 20 Prozent auf 0,9 Mrd. Euro. Finanzvorstand Ralf Thomas begründete das mit dem wirtschaftlich trägen Umfeld. Dafür bügelten die Bereiche „Intelligente Infrastruktur“ und „Mobility“ den Rückgang aus. Der Auftragseingang legte dort um zwei Prozent auf 22,3 Mrd. zu. Siemens profitierte vor allem von Großaufträgen im Zuggeschäft. Analysten hatten hier zuvor weniger gute Ergebnisse erwartet.
Verkauf von Siemens-Energy-Anteilen beeinflusst Ergebnis
Wichtigster Indikator für die operative Entwicklung ist das Ergebnis des Industriegeschäfts. Hier gab es ein Wachstum von drei Prozent auf 2,7 Mrd. Euro. Nach Steuern erzielte Siemens einen Ergebnisanstieg um gut die Hälfte auf rund 2,5 Mrd. Euro. Den positiven Ausblick für das aktuelle Geschäftsjahr bekräftigte Siemens. Man gehe von einem weiteren Umsatz- und Gewinnplus aus, hieß es aus München.
Ein Teil dieses überraschend guten Ergebnisses ist auch dem Verkauf von Siemens-Energy-Anteilen an den eigenen Pensionsfonds geschuldet. Nach dem Verkauf von Anteilen im Wert einer halben Milliarden Euro hält der Mutterkonzern nur noch 17,1 Prozent an dem angeschlagenen Energietechnikunternehmen.
DZ Bank sieht Erwartungen übertroffen
Analyst Alexander Hauenstein von der DZ Bank sagte zu den Zahlen, dass Siemens auf dem bestem Weg sei, seine Jahresziele zu erreichen. Der Konzern sei außerdem ein guter Indikator für das industrielle Umfeld im ersten Quartal 2023, so der Experte in einem Papier des Zentralinstituts der Genossenschaftsbanken.
Insgesamt seien die Zahlen unterm Strich besser als erwartet, vor allem die Zuwächse bei den Aufträgen stimmten positiv. Hauenstein belässt die Siemens-Aktie deshalb auf „Buy“. Als Kursziel sieht er 186 Euro. Als nächsten wichtigen Termin für eine aktualisierte Einschätzung sieht der Analyst die Hannover Messe im April und den zweiten Quartalsbericht im Mai.
Als Grund, warum die Industrieautomation schwächelt, sieht Hauenstein das aktuelle Zinsumfeld, das weniger Investments in Digitalisierung & Automatisierung erlaubt. Außerdem bestehe aktuell eine allgemeine Nachfragenormalisierung nach einem extrem starken Jahr und der große Importeur China würde – wenn auch nur temporär – schwächeln, sagte er gegenüber Capital.
Die Aufspaltung des Konzerns unter dem Ex-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser hat sich laut Hauenstein ausgezahlt. Die Konkurrenten ABB und Schneider Electric seien Siemens zwar noch einen Schritt voraus. Der Münchner Konzern sei aber auch mehr Konglomerat als die Wettbewerber. Unterm Strich würden die veröffentlichten Zahlen für die Anleger keine großen Veränderungen bedeuten, die Story sei „on track“, so der Experte der DZ Bank.
Deutsche Bank sieht weiterhin Kaufsignal
Auch Gael de-Bray, der für Siemens zuständige Analyst der Deutsche Bank Research, sieht weiterhin ein Kaufsignal für die Aktie des Münchner Technologiekonzerns. Als Kursziel steckte er 195 Euro fest. In einer am Donnerstag veröffentlichten Studie bezeichnete de-Bray die Zahlen als Zeichen für ein gutes Quartal und bestätigte den positiven Ausblick des Unternehmens. Weiterhin bescheinigte er Siemens die gestiegenen Auftragseingänge. Der Erfolg sei aber begünstigt von positiven Einmaleffekten.
In seiner Studie kommentiert de-Bray, Siemens sehe eine weitere Normalisierung der Aufträge bei anhaltendem Lagerabbau. Diese Zuversicht des Konzerns für das Geschäftsjahr 2024, so der Analyst, werde durch den rekordverdächtigen Auftragsbestand von 113 Mrd. Euro untermauert.