Geldanlage Reederei-Aktien: auf zu goldenen Ufern

Die Reederei Hapag-Lloyd hat ihre Prognose für dieses Jahr angehoben
Die Reederei Hapag-Lloyd hat ihre Prognose für dieses Jahr angehoben
© Bihlmayerfotografie / IMAGO
Die Aktien der großen Reedereien profitieren derzeit von den weltweiten Lieferengpässen. Wegen der angespannten Lage gehen die Containerpreise durch die Decke. Wer etwa in Hapag-Lloyd investiert hat, darf sich nun über ein sattes Kursplus freuen

Die globalen Lieferketten sind überlastet. Vor den Häfen in Los Angeles und Long Beach stauen sich teilweise rund 100 Schiffe, Waren im Milliardenwert können nicht gelöscht werden. Die Folge: Die Containerpreise der großen Reedereischiffe sind zuletzt durch die Decke gegangen. Laut dem deutschen Unternehmen Hapag Lloyd kostete eine Frachtrate zuletzt im Schnitt rund 1600 Euro für einen Standardcontainer und somit 46 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Und damit sind nur die langfristigen Verträge gemeint. Auf dem Spotmarkt dürften die Preise teils noch drastischer gestiegen sein.

Burkhard Lemper, Professor an der Hochschule Bremen im Studiengang Shipping and Chartering, berichtet von bis zu zehnmal so hohen Preisen für Frachtraten im Vergleich zu den Jahren davor. Der Experte nennt dafür zwei Hauptgründe: Erstens haben die großen Reedereien im vergangenen Jahr zu wenig neue Schiffe bestellt, weil sie einen stärkeren Einbruch im weltweiten Handel aufgrund der Corona-Pandemie vermutetet hatten. Zum anderen brauchen Schiffe und Container durch die Staus in den Häfen schlicht länger bis zum Ziel.

Entspannung lässt auf sich warten

Für 2022 prognostiziert Lemper höchstens eine kleine Entspannung des Schiffsmarktes. „Im gesamten nächsten Jahr gibt es kein starkes Wachstum der Schiffskapazität durch Ablieferung neuer Schiffe. Maximal erreicht man das Wachstum von diesem Jahr“, sagt er. Die Anfang dieses Jahres bestellten Schiffe würden frühestens im Jahr 2023 fertiggestellt. Erst dann werde sich die Angebotskapazität wieder auf Vorkrisenniveau bewegen und die Frachtraten spürbar sinken.

Dieses knappe Angebot bei zugleich starker Nachfrage macht börsennotierte Container-Reedereien zu einem interessanten Investment für Anleger. So profitiert etwa die größte deutsche Reederei Hapag-Lloyd stark von der großen Nachfrage nach Schiffscontainern und den gestörten Lieferketten. Auf Basis vorläufiger Zahlen steigerte Hapag-Lloyd sein Ebitda in den ersten neun Monaten 2021 auf 6,8 Mrd. Euro, nach 1,8 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Die aktualisierte Prognose für das gesamte Geschäftsjahr 2021 beträgt 10,9 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr lag das Ebitda der Hamburger nur bei rund 3 Mrd. Euro. Nun gab das Unternehmen zwölf neue Schiffe in Auftrag, die zwischen 2023 und 2025 fertiggestellt werden. Am Finanzmarkt zeigt man sich über diese Entwicklungen erfreut. Innerhalb eines Jahres kletterte der Aktienkurs der Reederei um satte 270 Prozent nach oben und liegt zurzeit bei rund 215 Euro pro Aktie.

Das Schwergewicht der Branche ist indes die börsennotierte A. P. Møller-Maersk Group. Sie besitzt rund 321 eigene Schiffe und weitere 410, die sie vom jeweiligen Eigentümer chartert. So kommt das dänische Unternehmen mit Sitz in Kopenhagen auf einen Gesamtumsatz von rund 43,38 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten dieses Jahres und steigert sich so um 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Ebitda der Reederei verdreifachte sich von 4,76 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten im Jahr 2020 auf gegenwärtig 13,68 Mrd. Euro. Die Anteilsscheine stiegen seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent und liegen aktuell bei rund 2530 Euro.

Auch die Papiere der weltweit viertgrößten Reederei Cosco Group werden derzeit heiß am Aktienmarkt gehandelt. Nachdem das chinesische Unternehmen Anfang Juli sein 52-Wochen Hoch mit umgerechnet 1,92 Euro erreicht hatte, gab es einen leichten Dämpfer – die Aktien notieren heute bei 1,26 Euro. Dennoch freuen sich Cosco-Investoren, die ihre Anteile vor einem Jahr gekauft haben, über eine attraktive Rendite von 140 Prozent. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beträgt 2,05. Damit ist Cosco immer noch sehr niedrig bewertet.

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