China treibt den Goldpreis in die Höhe. Im Herbst vergangenen Jahres startete eine fulminante Rally, im April war das Edelmetall mit mehr als 2400 Dollar pro Feinunze so teuer wie noch nie. Mittlerweile ist der Preis zwar wieder etwas zurückgefallen. Doch seit Jahresbeginn hat sich Gold trotzdem um knapp 12 Prozent verteuert. Das Plus seit vergangenem Herbst: 40 Prozent – angeheizt vor allem von Nachfrage aus China. Privatleute, Fonds und die Zentralbank der Volksrepublik kaufen Gold in Rekordmengen.
Für den rasanten Anstieg ist zwar nicht nur der Bedarf in China verantwortlich. Auch traditionelle Gründe spielen eine Rolle: Gold gilt in Zeiten geopolitischer Krisen - darunter derzeit vor allem der russische Angriffskrieg in der Ukraine und der Krieg im Gazastreifen – als sicherer Hafen. Auch die seit Jahresbeginn von der US-Notenbank Fed in Aussicht gestellte Zinssenkungen haben den Goldpreis angetrieben. Denn das zinslose Edelmetall, das häufig als Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertung verwendet wird, gewinnt damit an Attraktivität.
Doch derzeit sieht es so aus, als werde der Goldpreis nicht primär von wirtschaftlichen Faktoren bestimmt, sondern vor allem von der Nachfrage aus China. In den vergangenen Wochen hatte der Goldpreis sogar zugelegt, obwohl die Fed signalisiert hatte, die Zinsen erst später zu senken als erwartet. Und das in Dollar gehandelte Edelmetall wurde auch weiterhin stark gekauft, obwohl der Greenback gegenüber fast allen wichtigen Währungen der Welt gestiegen ist und den Rohstoff damit teurer macht.
In den vergangenen 17 Monaten – mit Beginn im November 2022 – hat Chinas Zentralbank stets ihre Goldvorräte aufgestockt. In den vergangenen beiden Jahren hat sie mehr Gold gekauft als weltweit jede andere Notenbank. Der Grund: Wie andere Schwellenländer will China seine Devisenreserven unabhängiger vom Dollar machen, der weltweiten Leitwährung. Denn die USA hatten nach dem Überfall auf die Ukraine weitreichende Maßnahmen ergriffen, um den russischen Staat und Unternehmen des Landes, vom internationalen Finanzsystem auszuschließen. Sogar Dollar-Reserven Russlands wurden eingefroren.
Auch Privatanleger kaufen Gold
Chinas Zentralbank kauft vor diesem Hintergrund nicht nur verstärkt Gold, sondern trennt sich zugleich von US-Staatsanleihen. Der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge hielt die Volksrepublik im März solche Papiere im Volumen von rund 775 Mrd. Dollar. Vor dem russischen Überfall waren es noch 1,1 Billionen Dollar. Trotzdem macht das Edelmetall nach Angaben des World Gold Council bisher nur 4,6 Prozent der chinesischen Reserven aus. Zur Einordnung: In Indien ist der Anteil fast doppelt so hoch, in Deutschland liegt er bei rund 70 Prozent.
Doch nicht nur die Zentralbank der Volksrepublik deckt sich mit Gold ein, auch Privatanleger kaufen. Das liegt daran, dass alternative Geldanlagen wenig attraktiv sind. Zum einen befindet sich der Immobilienmarkt, in den die meisten Familien ihre Ersparnisse gesteckt haben, in einer schweren Krise. Zum anderen läuft es am heimischen Aktienmarkt seit langer Zeit schlecht. Und wegen der Kapitalkontrollen der Volksrepublik können chinesische Privatanleger nicht einfach auf ausländische Märkte ausweiten.
Nach Angaben der „New York Times“ lagen die Chinas gesamten Goldkäufe 2023 um neun Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Im ersten Quartals 2024 waren es immerhin sechs Prozent. Angesichts des Booms sind nun auch chinesische Hedgefonds eingestiegen. Sie sehen trotz der Rally offenbar immer noch Luft nach oben.
Der Artikel ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.