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Staatsanleihen Letzte Rendite-Bastion für Rentenanleger

Händlerin an der Frankfurter Börse
Händlerin an der Frankfurter Börse
© dpa
Staatsanleihen aus Schwellenländern sind im laufenden Jahr die einzige attraktive Anleihegattung, sagen Fondsmanager. Die US-Geldpolitik bleibt allerdings ein Risikofaktor.

Die Zinsen steigen, Anleiheinvestments werden schwieriger. Alle Anleiheinvestments? Nein: Für Zinspapiere aus den Schwellenländern sind Investmentprofis nach wie vor optimistisch. Sie weisen darauf hin, dass Emerging-Markets-Bonds vergleichsweise hohe Zinsen bieten, die im Falle weiter steigender Zinsen Kursverluste abfedern würden. Darüber hinaus haben sich die Wirtschaftsdaten vieler Schwellenländer in den vergangenen Jahren verbessert. Und: Während der Konjunkturzyklus in den USA und möglicherweise auch in Europa seinen Zenit überschritten hat, könnten viele Emerging Markets jetzt erst richtig durchstarten.

Hauptgrund für diese Einschätzung: Befindet sich der globale Konjunkturzyklus in einem späten Stadium, ziehen üblicherweise die Rohstoffpreise an, erklärt Arif Joshi, Fondsmanager bei der Investmentgesellschaft Lazard. Die Wirtschaft in vielen Schwellenländern ist eng mit den Rohstoffpreisen verknüpft, unter den aufstrebenden Volkswirtschaften gibt es zahlreiche Rohstoffexporteure. „Emerging Markets gelten deshalb als Spätzünder“, sagt Joshi. Er rechnet folgerichtig damit, dass die Wirtschaft in den Schwellenländern in der kommenden Zeit stärker wächst als in vielen Industriestaaten.

Walter Liebe, Investmentstratege beim Fondsanbieter Pictet, sieht das ähnlich. „Die Schwellenmärkte befinden sich in einem früheren Stadium des Kreditzyklus als die Industriestaaten“, sagt er. Bei den Kursen von Emerging-Markets-Anleihen sei erst seit Anfang 2016 ein stabiler Aufwärtstrend zu sehen. „Zugleich bieten Schwellenländer-Anleihen hohe Zinsen. Und sie haben zu Jahresbeginn nur einen geringen Kursverlust verzeichnet, trotz des Rendite-Anstiegs am US-Anleihemarkt“, sagt Liebe – und betont: „Schwellenländer-Bonds sind die einzige Anleihegattung, für die wir im laufenden Jahr einen optimistischen Ausblick haben.“

Die Geldpolitik bleibt ein Risikofaktor

Anleger sollten sich nicht darüber wundern, dass in den Portfolios vieler Schwellenländer-Anleihefonds Papiere von Ländern mit eher schlechter Bonität dominieren. Erstens gehören die jetzt so interessanten Rohstoffexporteure in der Regel nicht zu den Top-Schuldnern. Zweitens setzen viele Fondsmanager daneben auf Länder, in denen es in den vergangenen Jahren einen markanten Politikwechsel gegeben hat. Dazu gehören etwa Ägypten oder Argentinien. „Seit die neue Regierung in Argentinien an der Macht ist, investieren ausländische Anleger wieder mehr Geld“, sagt Lazard-Manager Joshi. Generell sehen Fondsmanager vor allem lateinamerikanische Staatsanleihen positiv. Einige von ihnen finden zudem Papiere aus europäischen Schwellenländern wie der Ukraine interessant. Asiatische Emerging-Markets-Bonds dagegen sind nach Einschätzung der meisten Fonds-Profis zu teuer.

Größtes Risiko für die Rentenmärkte der Schwellenländer bleibt die Geldpolitik der US-Notenbank. Sollte die Fed die Leitzinsen in den Vereinigten Staaten rascher oder kräftiger anheben als gedacht, könnten die aufstrebenden Anleihemärkte unter Druck geraten. Vor allem Papiere mit Investment-Grade-Rating dürften dann leiden. Weil sie nur relativ geringe Risikoaufschläge gegenüber sicheren Staatsanleihen bieten, können sie überraschende Zinsanstiege nicht so gut abfedern. Auch ein stärkerer US-Dollar würde die Kurse von Emerging-Markets-Bonds belasten – vor allem die Kurse von Papieren, die in Lokalwährungen notiert sind. Diese würden nämlich gegenüber dem Greenback abwerten.

Fondsmanager erwarten indes keine bösen Überraschungen. Die US-Notenbank dürfte um jeden Preis verhindern wollen, dass sich das sogenannte Taper Tantrum wiederholt, sagt Pictet-Stratege Liebe. Im Jahr 2013 hatte der damalige Fed-Chef Ben Bernanke angekündigte, die Geldpolitik in den USA in nicht allzu ferner Zukunft straffen zu wollen. In der Folge zogen Anleger massenhaft Geld aus Schwellenländern ab. Diese Panikreaktion sei durch das damals eher schlechte fundamentale Umfeld verstärkt worden, erklärt Liebe. „Die Anleihekurse sind regelrecht kollabiert“, sagt er. Auch wenn die US-Geldpolitik nun tatsächlich nicht mehr so locker ist wie in früheren Jahren: Ein solcher Schock dürfte sich im laufenden Jahr nicht wiederholen.

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