Mit Tesla und der Wahrnehmung von Fans und Gegnern ist das so eine Sache. Die einen schauen sich die Fahrzeuge nach der Auslieferung an und bemerken nicht ganz zu Unrecht, dass viele Autos bei Daimler oder BMW nicht einmal die Vorserie überlebt hätten, so mau ist die Verarbeitung. Die Fans schwärmen von regelmäßigen Updates, von einer ganz neuen Technologie und einem Auto, das IT und Fahren auf ein neues Level hebt. Sie erwarten nichts weniger, als dass Tesla das Apple des Automobilsektors wird. Kein Massenhersteller auf allen Ebenen, sondern ein Premiumhersteller mit einem hochpreisigen Produkt für wahre Kenner. Wie Apple eben. Und das kostet eben viel Geld.
Der Aktienkurs von Tesla reagiert auf die Zuneigung der Fans und die Ablehnung der Kritiker mit immenser Volatilität. In den letzten zehn Handelstagen zwischen Ende August und Anfang September raste die Aktie vor ihrem Split nach oben, um dann mal eben 38 Prozent zu verlieren. Comeback eingeschlossen, natürlich. Kein Wunder, dass Tesla in den Auswertungen der Broker Etoro und Smartbroker mittlerweile Woche für Woche einen Spitzenrang einnimmt. Für Discountzertifikate oder Aktienanleihen ist sie ein Geschenk, das Anleger nutzen sollten.
Sentiment ist aber bei Tesla ebenso wichtig wie ein kühler Kopf. Bei offensiver Herangehensweise sollte man es nicht übertreiben, sich der Volatilität bewusst sein. So kam mit dem Aktiensplit der erwartete Rückschlag mit Verzug. Doch wer auf fallende Kurse spekuliert hatte, brauchte bei Tesla starke Nerven, ausreichend Puffer und das passende Werkzeug. Denn die Aktie stieg im „alten Kurs“ über 2600 Dollar. Nach dem Split von fünf zu eins steht der Rekord nun bei 538 Dollar. Rund eine Woche später notierte die Aktie im Tief bei 310 Dollar, eine Korrektur um fast 40 Prozent. Früher nannte man so etwas Crash. Wer bei Tesla nun einsteigen will, sollte es bei Hebelpapieren längerfristig ruhig angehen lassen. Ein Hebel 2 wie die WKN VP5WA0 mit unbegrenzter Laufzeit genügt völlig.
Denn hat sich an der Tesla-Story etwas geändert? Nein! Die Bewegung war in erster Linie von Markttechnik getrieben. Wie bekannt wurde, hat der japanische Investor Softbank mit massiven Optionswetten den Technologiesektor in schwindelerregende Höhen getrieben. Aber auch die Wetten der Privatanleger haben eine enorme Größenordnung erreicht. Nun ist die Blase partiell geplatzt und man kann bei Tesla wieder etwas nüchterner auf die Lage blicken.
Denn die Aktie ist mit 340 Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung immer noch mehr wert als Toyota (180 Milliarden), VW (93 Milliarden) und Daimler (59 Milliarden) zusammen. Daran dürfte sich auch vorläufig nichts ändern. Elon Musk dreht mit Tesla weiter ein ganz großes Rad und startet nun in Europa durch. Zuletzt war auf seinem Twitter-Account zu lesen „Bitte arbeiten Sie bei Tesla Giga Berlin! Es wird super Spaß machen!!“. In der Fabrik im Berliner Umland sollen rund 500.000 Autos jährlich vom Band rollen und bis zu 40.000 Menschen arbeiten.
Ein solcher Tweet hätte bei Daimler oder BMW vermutlich nicht einmal die interne Compliance oder die Bedenken der PR-Abteilungen überlebt. Elon Musk macht eben einfach. Volatil und unberechenbar wie seine Aktie. Aber bisher erfolgreich.
Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter Info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com