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Kolumne Inflation und kein Ende?

Bargeld aus dem Geldautomaten: Die Inflation bleibt hoch
Bargeld aus dem Geldautomaten: Die Inflation bleibt hoch
© Gottfried Czepluch / IMAGO
Wohin mit dem Geld? Auf deutschen Sparkonten liegen unverzinst Unsummen. Angesichts der Inflation sind Fluchtwege gesucht – dringend. Gold könnte ein solcher Weg sein

Nicht nur an den Aktienmärkten werden derzeit fast täglich frische Rekorde erzielt, auch die Verbraucherpreise steigen in atemberaubendem Tempo. Vor allem die Amerikaner müssen immer tiefer für die gleichen Produkte in die Tasche greifen. Im Oktober zog die Inflation den 17. Monat in Folge an, mit einer Jahresveränderungsrate von 6,2 Prozent liegt sie auf dem höchsten Niveau seit 1990. Ein wesentlicher Treiber sind die hohen Energiepreise, aber nicht nur.

Inzwischen ziehen die Preise durchweg an, bei Gebrauchtwagen, Übernachtungen und Flügen. Vor allem aber bei den Löhnen. Da verwundert es, dass alle Welt über Bitcoin spricht, aber kaum einer über Gold. Stefan Riße von Acatis führt bezogen auf das Edelmetall im Inflationsumfeld folgende Punkte an: „Gold profitiert vor allem wenn der Realzins – also der Zins nach Abzug der Inflation fällt. Das ist derzeit der Fall, und deshalb ist und wäre der Goldanstieg nur logisch. Gold ist eben im Vergleich zum Papiergeld nicht unendlich vermehrbar. Das macht es in inflationären Zeiten attraktiv.“

Und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht, denn die enge Verzahnung der Weltwirtschaft befeuert die Entwicklung. Hafenschließungen wegen Corona-Maßnahmen in Asien sorgen für Lieferunterbrechungen und lassen die Teuerungsrate ebenso steigen wie die daraus resultierenden Materialengpässe bei zahlreichen Produkten rund um den Globus. Auch bei den Nahrungsmittelpreisen geht der Blick nun deutlich aufwärts, gleiches gilt für die Mieten, welche die Kernrate ebenfalls für längere Zeit nach oben treiben könnte.

Wie lange ist vorübergehend?

Nicht nur bei der US-Notenbank bemüht man sich, Signale der Ruhe zu sehen. Was bleibt den Währungshütern auch anderes übrig? Doch das Mantra der „voraussichtlich vorübergehenden“ Preiseffekte ist irgendwann nicht mehr glaubhaft, und Vertrauen ist das höchste Gut der Notenbanken. Das sollten die Notenbanker nicht verspielen, denn ein Ende der Preisrally ist derzeit nicht in Sicht. Die globalen Engpässe halten an, mit dem Winter auf der Nordhalbkugel wird Corona den Handel erneut ausbremsen. Und 2022 könnten dann die nächsten Konjunkturprogramme folgen statt der bisher erwarteten Zinserhöhungen. Dumm nur – die Notenbanken sitzen in der selbst gebauten Falle. „Die Zentralbanker merken gerade, dass die Inflation doch länger anhält. Tun werden sie trotzdem nichts oder so gut wie nichts dagegen. Zu hoch ist die Verschuldung in der Welt“, so Experte Riße.

In den USA klettern die Erzeugerpreise, die bekanntlich ein guter Vorlaufindikator für die Verbraucherpreise sind. Auch in China springt die Teuerung an und liegt auf einem Zwölf-Monats-Hoch mit der Folge, dass Konsumenten rund um den Globus mehr für die Produkte aus dem Land des Exportweltmeisters zahlen müssen. „Gold liegt in diesem Umfeld noch immer rund 200 Dollar unter seinem Rekordhoch, in Euro gerechnet sind es 'nur' 80“, merkt Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets an, bei dem man zuletzt wieder steigende Nachfrage im Goldsektor sehen konnte.

Goldanteil nicht vernachlässigen

Für die Aktienmärkte sind die niedrigen Zinsen zwar nicht zwingend schlechte Nachrichten, zumindest solange die Notenbanken eben nicht wie früher mit kräftigen Zinserhöhungen kontern. Diese Gefahr ist aktuell nicht gegeben. Für Funda Sertkaya, Geschäftsführerin beim Edelmetallhändler Ophirum, sind aber vor allem zwei Bedingungen für die Goldpreisentwicklung wichtig: „Gold dürfte dann wieder durchstarten, wenn die Inflation mindestens auf dem nun erreichten Niveau bleibt und die Zinserhöhungswahrscheinlichkeiten nicht weiter zunehmen.“

Für die Unternehmen kann dies allerdings mittelfristig Probleme bereiten, denn eine konstant hohe Inflation rüttelt an ihren Margen, sie geraten unter Druck. Wenn wie in den USA die Arbeitskosten wie derzeit um knapp fünf Prozent zulegen, sind Produktivitätssteigerungen im gleichen Umfang nötig, nur um den Lohnkostenanstieg auszugleichen. Gold oder Produkte auf Gold sind vor diesem Hintergrund mit einem Anteil von 10 bis 15 Prozent im Depot eine gute Wahl.

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