Die Finanzaufsicht Bafin will den Zertifikatevertrieb hierzulande genauer unter die Lupe nehmen und bittet dafür Verbraucherinnen und Verbraucher um Mithilfe: Per Onlineumfrage sollen sie melden, wenn sie sich in den vergangenen zwei Jahren bei einer Bank oder Sparkasse haben beraten lassen. Die Aufseher interessiert ob ihnen dabei Zinsprodukte empfohlen wurden – und wenn ja, welche.
Grund für die Untersuchung sind auch die jüngsten Geschäftszahlen der Branche, denn die Unternehmen wiesen einen wahren Zertifikateboom in ihren Geschäftsberichten aus. Die Deka etwa, die Fondsgesellschaft der Sparkassen, verkaufte 2023 laut eigene Aussagen ungefähr dreimal so viele Zertifikate wie Fonds, gemessen an der Absatzsumme. Das kommt den Finanzaufsehern merkwürdig vor.
Denn, so sagt die Bafin: „Verbraucherinnen und Verbraucher können aktuell Geld bei ihrer Bank oder Sparkasse zu vergleichsweise hohen Zinsen anlegen, beispielweise bei Tages- oder Festgeldangeboten.“ Das wäre für sicherheitsbewusste Bankkunden mit Abstand die sinnvollste und kostengünstigste Art, Geld anzusparen. Wer kapitalmarktaffiner ist, kann sehr gut und günstig mit Fonds und Indexfonds sparen. Es gibt bereits Millionen Fondssparpläne hierzulande, und sie verkaufen sich generell gut. Wieso aber machen die Sparkassen ausgerechnet das große Geschäft mit Zertifikaten?
Zertifikate sind komplizierte Produkte
Zertifikate dagegen sind nämlich häufig sehr komplizierte Konstrukte, deren Ertrag von einer Vielzahl an Bedingungen abhängt. Oft tragen Anleger dabei auch noch ein Verlustrisiko, etwa wenn bestimmte Schwellenwerte gerissen werden. Oder wenn der Herausgeber der Zertifikate, der Emittent, in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Denn anders als Fonds ist das Geld in Zertifikaten kein Sondervermögen, das im Pleitefall geschützt ist. Das mussten bereits zu Zeiten der Finanzkrise Millionen Lehman-Anleger schmerzlich erfahren. Auch damals hatten sich hiesige Banken und Sparkassen massenhaft als Verkäufer von Zertifikaten betätigt. Fakt ist zweifellos, dass die Institute an den Zertifikaten, die sie selber auflegen, glänzend verdienen – viel mehr als mit Tagesgeld und Fonds.
Zumindest will die Bafin mit der Umfrage klären, ob ihnen verständlich erklärt wurde, wie diese Papiere funktionieren. Und welche Wünsche sie zuvor gegenüber den Beratern geäußert hatten. Die Umfrage dürfte vor allem die Handschrift des Bafin-Chefs Mark Branson tragen. Der Brite hat sich viel stärker dem Verbraucherschutz verschrieben als seine Vorgänger. Man kann keine falschen Antworten geben, sondern nur dazu beitragen, dass sich die Beratung von Banken generell im Sinne der Kunden verbessert.