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Was sich für Außenstehende wie eine Randmeldung gelesen haben muss, sorgte in der Finanzszene für große Diskussionen: Die Finanzaufsichtsbehörde Bafin will sogenannte Turbo-Zertifikate stärker regulieren. Also jene Produkte, mit denen etwa die Reddit-Community gehebelt auf einzelne Aktien wie Gamestop, Rheinmetall und Deutz spekuliert. Entsprechend groß war auch die Empörung in dieser Community, dass die Bafin wohl bald eine Art „Führerschein“ verlangt, bevor Anleger diese Produkte handeln können.
Spannend ist die Meldung aber vor allem deshalb, weil Turbo-Zertifikate eine der gängigsten Optionen bei Neobrokern wie Trade Republic und Scalable Capital sind. Vor allem dann, wenn Anleger auf fallende Kurse setzen wollen. Beim beliebten Broker Etoro gehören sie sogar zum Markenkern. Doch auch institutionelle Anleger nutzen solche Zertifikate, um sich gegen Kursrisiken nach unten abzusichern. Turbo-Zertifikate sind insofern kein neues Phänomen, sondern wurden in den vergangenen Jahren durch Reddit, Neobroker und Finanzinfluencer nur deutlich bekannter.
Das Problem bei diesem Finanzprodukt ist ein anderes: In den falschen Händen führen Turbo-Zertifikate fast immer zu Verlusten. Nach Berechnungen der Bafin verloren Privatanleger in den vergangenen fünf Jahren 3,4 Mrd. Euro damit. In 74,2 Prozent der Fälle standen die Anleger vor Verlusten, im Durschschnitt betrugen sie 6358 Euro pro Person. Und das in einem Marktsegment, in das laut Statistik des Branchenverbandes BSW Ende März nur 1,65 Mrd. Euro investiert waren.
Die Gründe für die Verluste sind vielfältig, lassen sich aber mehr oder weniger auf zwei Faktoren zurückführen: auf Gier und auf Unkenntnis. Viele Anleger sind zu selbstbewusst bei ihrem Glauben an eine Aktie. Im Folgeschluss denken sie, dass sie überproportional stark an der prognostizierten Bewegung einer Aktie profitieren können. Das klingt zwar logisch, trifft aber auf eine große Unkenntnis, wie die Produkte überhaupt funktionieren. Capital beantwortet daher die wichtigsten Fragen.