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Kaum Zinsen Sparkassen-Präsident Schleweis rät von Tagesgeld-Angeboten ab

Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, wirft der Konkurrenz Lockangebote vor, die sie nicht dauerhaft aufrecht halten könne
Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, wirft der Konkurrenz Lockangebote vor, die sie nicht dauerhaft aufrecht halten könne
© Bernd von Jutrczenka/dpa / Picture Alliance
Helmut Schleweis rät von Tagesgeld ab und empfiehlt Wertpapiere für die langfristige Anlage. Dass Sparkassen und Volksbanken die gestiegenen Zinsen kaum an ihre Kunden weitergeben, verteidigt er als verantwortungsvoll

Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, Helmut Schleweis, rät längerfristig orientierten Anlegern von Tagesgeld ab. Trotz gestiegener Zinsen seien Wertpapiere weiterhin die sinnvollere Anlageform.

Mit Tagesgeld spare man derzeit der Inflation hinterher, sagte Schleweis der dpa am Rande der IWF-Jahrestagung in Marokko. Auf Dauer mache das wirtschaftlich keinen Sinn. „So lange die Inflation in der Größenordnung ist, wie wir jetzt haben, verliere ich jedes Jahr an Substanz.“ Wertpapiere würden langfristig eine höhere Rendite abwerfen. Dafür müsse man aber die Schwankungen aussitzen.

Sparkassen und Volksbanken geben höhere Zinsen kaum weiter

Die Aussage ist umso bemerkenswerter, da die Sparkassen selbst massiv in der Kritik stehen, weil sie die gestiegenen Zinsen kaum an ihre Kunden weitergeben. Eine Auswertung des Vergleichsportals Biallo.de zeigt, dass der durchschnittliche Tagesgeldzins bei den insgesamt 548 untersuchten Sparkassen und Volksbanken nur bei mageren 0,59 Prozent liegt. Manche Sparkassen- und Volksbankkunden gehen sogar komplett leer aus. Zum Vergleich: Beim Neobroker Trade Republic gibt es zurzeit 4,0 Prozent aufs Tagesgeld. Das ist deutlich näher am EZB-Leitzins, der seit September bei 4,5 Prozent liegt.

Schleweis lässt diese Kritik aber nicht gelten. „Natürlich haben wir auch Wettbewerber, die mit Lockvogel-Angeboten Preise vorzeigen, die nicht dauerhaft halten.“ Die Sparkassen dagegen gingen mit dem Thema verantwortungsvoll um. „Viele Sparkassen machen auch, was viel sinnvoller ist, dann Angebote für längerfristige Anlagen, wo dann die Zinssätze in ganz anderen Größenordnungen darzustellen sind.“

In anderen Worten: Viele Konkurrenten knüpfen ihre Zinsangebote an Bedingungen, um neue Kunden anzulocken. Nach einiger Zeit läuft das Angebot aber ab, und das Zinsniveau liegt auf einem vergleichbaren Niveau wie bei den Sparkassen und Volksbanken. Das ist zwar richtig, aber es gibt eben auch bedingungslose Angebot wie die von Scalable Capital oder Trade Republic. Gegenüber Capital erklärt Schleweis, dass Kundinnen und Kunden einen genauen Blick auf die Angebote werfen sollten: „Für Kundinnen und Kunden empfehlen sich sorgfältige Marktvergleiche und eine Beratung mit Blick auf die eigene Anlagestrategie.“

Was er für ein „verantwortungsvolles“ Zinsniveau hält – also ein Niveau, das sowohl wettbewerbsfähig als auch nachhaltig tragbar ist, führt Schleweis gegenüber der dpa zunächst nicht weiter aus. Er warnte aber zuletzt, dass die Sparkassen keinen falschen Eindruck bei den Kunden hinterlassen dürfe. „Es ist in Zeiten der schnellen Zinswende natürlich unmöglich, alle Bestandseinlagen sofort hoch zu verzinsen. Wenn wir aber den Eindruck hinterlassen, Sparsamkeit nicht mehr zu belohnen, dann nagt das an unserer DNA, eine Institution zum Sparen zu sein“, sagte Schleweis in einer Rede, über die das Handelsblatt berichtet hat.

Damit habe er aber nicht unbedingt auf die Tagesgeldzinsen abgezielt, erklärt Schleweis gegenüber Capital. „Sparkassen sollten ihren Kunden langfristig ertragreiche Anlageformen anbieten. Das sind in erster Linie Wertpapieranlagen. Die Preisgestaltung obliegt letztlich jedem einzelnen Institut.“

mit dpa

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