Der Trend zum Öko-Investment erweist sich – Vorsicht: Kalauer – als nachhaltig. Allein im ersten Quartal dieses Jahres sind sieben neue Nachhaltigkeitsfonds auf den Markt gekommen, berichtet das Sustainable Business Institute (SBI), das die Marktplattform nachhaltiges-investment.org betreibt. Insgesamt gibt es im deutschsprachigen Raum mittlerweile rund 390 Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsfokus, die zusammengenommen rund 40 Mrd. Euro verwalten. Mehr als die Hälfte des Vermögens steckt in Aktienfonds, der Rest verteilt sich auf Renten-, Misch- und Dachfonds sowie eine Handvoll börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Im ersten Quartal entwickelten sich insbesondere die nachhaltigen Aktienfonds sehr unterschiedlich, berichtet SBI-Leiter Paschen von Flotow. Der schlechteste Fonds verlor sechs Prozent an Wert, der beste legte um 22 Prozent zu.
Für Investoren, die bei der Geldanlage nicht nur Rendite erzielen, sondern auch ein gutes Gewissen haben wollen, ist es immer noch schwierig, passende Produkte zu finden. Das liegt nicht nur an den großen Unterschieden bei der Wertentwicklung. Ökologisch, sozial, ethisch korrekt: Die Liste der Schlagwörter, mit denen Investmentgesellschaften um Kunden werben, ist lang, und nicht immer steckt hinter den Versprechen auch Substanz. Fondsanalysten kritisieren seit Jahren, dass Investmentgesellschaften einen zu schwammigen Nachhaltigkeitsbegriff verwendeten.
„Best in Class“-Ansatz
Allmählich kommen allerdings auch Nachhaltigkeitsfonds auf den Markt, die sehr spezielle Ansätze verfolgen. Für Anleger heißt das: Sie müssen noch mehr Arbeit in die Suche nach passenden Fonds investieren, haben aber größere Chancen, ein Investment zu finden, das tatsächlich ihren Vorstellungen entspricht.
Die meisten klassischen Nachhaltigkeitsfonds investieren nach dem sogenannten „Best in Class“-Ansatz. Dabei kommen Titel von Unternehmen ins Portfolio, die in ihrer jeweiligen Branche in punkto Nachhaltigkeit am besten abschneiden. Die Fonds dürfen prinzipiell in alle Branchen investieren, also auch Aktien oder Anleihen von Ölkonzernen oder Autoherstellern kaufen, solange diese sauberer arbeiten als ihre Konkurrenten. Manche Investmentgesellschaften schließen zusätzlich einzelne Branchen komplett aus, etwa die Rüstungsindustrie, Atomkraft oder auch Hersteller von Verhütungsmitteln – je nachdem, welchen Nachhaltigkeitsbegriff die Gesellschaft verwendet und welche Zielgruppe sie anspricht.
Ethikfonds werden reifer und differenzierter
Die Credit Suisse ist zuletzt einen anderen Weg gegangen. Die Schweizer Bank lancierte im vergangenen Herbst den ersten Aktienindex, der die Performance US-amerikanischer Unternehmen abbildet, die sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern (LGBT) einsetzen. Passend zum Index legte die Bank ein Portfolio auf, mit dem Anleger in LGBT-freundliche Unternehmen investieren können. Bislang ist das Portfolio zwar nur amerikanischen Privatkunden der Bank zugänglich. Es zeigt aber exemplarisch, dass das Segment der Nachhaltigkeitsinvestments reifer und differenzierter wird.
Weiteres Beispiel: Mit einem Fonds des belgischen Vermögensverwalters Petercam können Anleger gezielt in Staatsanleihen demokratischer Schwellenländer investieren. Der 2013 aufgelegte Fonds litt zwar in den vergangenen Monaten unter den Turbulenzen an den Schwellenmärkten. Angesichts des wachsenden islamistischen Terrors in Ländern wie Nigeria und dem Irak dürfte das Thema Demokratie für Schwellenländerinvestoren aber an Bedeutung gewinnen. Bei Rhein Asset Management setzt man stattdessen auf Deutschland: Der Vermögensverwalter hat einen Index ins Leben gerufen, der die 30 ethisch korrektesten Unternehmen aus den deutschen Aktienindizes Dax, MDax und TecDax enthält, und bietet seit Mai den passenden Aktienfonds dazu an.
Auch bei spezialisierten Nachhaltigkeitsfonds ist es für Investoren allerdings mitunter schwierig, zu erkennen, ob das Konzept Substanz hat oder nur schöner Schein ist. Anleger sollten darauf achten, dass eine unabhängige Instanz wie etwa die Ratingagentur Oekom Research sicherstellt, dass das Fondsmanagement seine Nachhaltigkeitskriterien einhält.