Union und SPD haben bei ihren Sondierungen für eine erneute große Koalition Deutschlands Klimaziel für das Jahr 2020 gekippt. Die Vereinigten Staaten sind unter Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen, US-Unternehmen freuen sich heute über deutlich laxere Umweltauflagen als noch vor einigen Jahren. Russlands Präsident Wladimir Putin hält den Klimawandel für ein natürliches Phänomen. Man kann es nicht anders sagen: Um den Klimaschutz war es schon einmal besser bestellt.
Während Öko-Themen in der Politik nicht gerade Hochkonjunktur haben, werden sie für Anleger immer wichtiger. Nachhaltigkeitsfonds machen zwar bislang nur einen kleinen Teil des Fondsmarktes aus, sammeln aber seit Jahren stetig mehr Anlegergeld ein. Zum Ende des dritten Quartals 2017 steckten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengenommen rund 90 Mrd. Euro in nachhaltigen Publikumsfonds, zeigt eine Auswertung des Sustainable Business Institutes (SBI). Das war dreimal so viel wie im dritten Quartal 2007.
Die Berücksichtigung sogenannter ESG-Kriterien soll nicht nur der Umwelt zugutekommen, sondern auch dem Portemonnaie. Das Akronym ESG steht für „environmental, social and corporate governance“, also Umweltschutz, soziale Aspekte sowie gute Unternehmensführung. „Schneidet ein Unternehmen im Hinblick auf ESG-Kriterien gut ab, ist das häufig ein Zeichen dafür, dass es sich um ein hochwertiges Unternehmen handelt“, sagt Vicki Bakhshi, Nachhaltigkeitsspezialistin beim Fondsanbieter BMO Global Asset Management. Zahlreiche Studien bestätigten das. Tatsächlich widmet sich eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen der Frage, inwiefern ein Nachhaltigkeitsansatz die Performance von Unternehmen beeinflusst. Die Studien kommen nicht alle zu denselben Ergebnissen. Meta-Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, dass sich Nachhaltigkeit in der Tat auszahlt.
Umweltbewusste und soziale Unternehmensführung lohnt sich
Die bislang umfangreichste Meta-Studie stammt aus dem Jahr 2015 und ist eine Gemeinschaftsarbeit des Fondsanbieters Deutsche Asset Management und der Universität Hamburg. Die Autoren Gunnar Friede, Michael Lewis, Timo Busch und Alexander Bassen haben rund 2200 empirische Untersuchungen ausgewertet, die zwischen 1970 und 2014 erschienen sind. Ihr Fazit: Es besteht tatsächlich ein positiver Zusammenhang zwischen der Berücksichtigung von ESG-Kriterien und der Finanzperformance von Unternehmen. Anders ausgedrückt: Umweltbewusste und soziale Unternehmensführung lohnt sich.
Privatanleger haben die Möglichkeit, von dieser Erkenntnis zu profitieren. Ende vergangenen Jahres gab es in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 460 nachhaltige Publikumsfonds, zeigen Zahlen des SBI. Das waren fast dreimal so viele Produkte wie zehn Jahre zuvor. Auch per börsengehandeltem Indexfonds (ETF) können Anleger mittlerweile umweltbewusst investieren . Mehrere Aktien- und Anleihe-ETFs enthalten ausschließlich Papiere von Firmen, die ein solides Nachhaltigkeitsrating oder zumindest ein Nachhaltigkeitssiegel eines renommierten Analysehauses vorweisen können.
Nachhaltigkeits-ETFs haben im vergangenen Jahr weltweit ihren Durchbruch erlebt, sagt Patrick Mattar, Mitglied des Kapitalmarkt-Teams bei Blackrocks Indexfonds-Tochter iShares. Global flossen im Jahr 2017 mehr als 5 Mrd. US-Dollar in entsprechende Produkte. „Bislang hatte das beste Neugeschäft innerhalb eines Kalenderjahres in diesem Segment bei 2,4 Mrd. Dollar gelegen“, sagt Mattar. Er rechnet damit, dass das Interesse an Nachhaltigkeitsprodukten weiter steigt.