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Anleihenkäufe Der „Whatever-it-takes“-Moment der Bank of England

Der Union-Jack weht über dem Gebäude der Bank of England
Die Bank of England sieht die Stabilität des Finanzsystems in Gefahr
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Frank Augstein
Die von den Steuersenkungsplänen der Regierung ausgelösten Turbulenzen gefährden nach Ansicht der britischen Notenbank die Finanzstabilität im Vereinigten Königreich. Sie will daher langlaufende Staatsanleihen kaufen – in unbegrenztem Umfang  

Die Bank of England hat angekündigt, dass sie langlaufende britische Staatsanleihen – sogenannte Gilts – in jeglichem Umfang kaufen wird, der erforderlich ist, um den Markt wieder in Ordnung zu bringen. Gilts waren im Zuge der Zentralbank-Reaktion auf die Schockwellen der Steuersenkungspläne von Premierministerin Liz Truss in die Höhe geschossen.

Die Renditen für 30-jährige britische Staatsanleihen drohten nach der Ankündigung, mit der auch der für Montag geplante Beginn der quantitativen Straffung der Anleiheverkäufe verschoben wurde, so stark zu fallen wie nie zuvor. Zuvor waren die Renditen auf den höchsten Stand seit 1998 geklettert.

Der Schritt wurde vom Ausschuss für Finanzpolitik empfohlen, da ein „erhebliches Risiko“ für die Finanzstabilität bestehe, wenn die Dysfunktion weiter anhält. „Dies würde zu einer ungerechtfertigten Verschärfung der Finanzierungsbedingungen und einer Verringerung des Kreditflusses an die Realwirtschaft führen“, erklärte die BoE. Es handle sich nicht um eine geldpolitische Entscheidung.

„Der Zweck dieser Käufe wird darin bestehen, geordnete Marktbedingungen wiederherzustellen“, so die BoE in ihrer Mitteilung. „Die Käufe werden in einem für das Erreichen dieses Ziels erforderlichen Umfang durchgeführt“, eine Formulierung, die an das Versprechen des früheren Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi aus dem Jahr 2012 erinnert, „alles zu tun, was nötig ist“, um den Euro zu retten.

Die BoE fügte hinzu, dass die Käufe zeitlich streng begrenzt seien und „ein spezifisches Problem auf dem Markt für langlaufende Staatsanleihen angehen sollen“. Die Auktionen finden von heute bis zum 14. Oktober statt.

Renditen fallen

Die Rendite 30-jähriger Anleihen sank um 11:37 Uhr in London um 63 Basispunkte auf 4,35 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Anleihen fiel um 43 Basispunkte auf 4,07 Prozent, und das Pfund gab um 0,5 Prozent auf 1,0675 Dollar nach.

Die Wiederaufnahme der Anleihekäufe erfolgt nur wenige Tage, bevor die BoE mit dem Verkauf ihrer seit der Finanzkrise angehäuften gigantischen Wertpapierbestände beginnen wollte. Die Zentralbank erklärte, sie werde das Vorhaben auf den 31. Oktober verschieben. Am Dienstag hatte Chefvolkswirt Huw Pill noch erklärt, dass das Programm der Bank zum Verkauf von Staatsanleihen wie geplant in der nächsten Woche fortgesetzt werden sollte, wenn die Neubewertung am Markt geordnet verläuft.

Eine geldpolitische Antwort auf den Fiskalplan werde wahrscheinlich im November erfolgen, so die BoE. „Das MPC wird auf seiner nächsten planmäßigen Sitzung eine umfassende Bewertung der jüngsten makroökonomischen Entwicklungen vornehmen und entsprechend handeln“, so die Bank. „Das MPC wird nicht zögern, die Zinssätze so weit zu ändern, wie es erforderlich ist, um die Inflation mittelfristig und nachhaltig auf das Zwei-Prozent-Ziel zurückzuführen, wie es seinem Auftrag entspricht.“

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