Die erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed seit Jahren hat den Dax über die 19.000-Punkte-Marke gehievt. Der Dax kletterte am frühen Donnerstagnachmittag um 1,8 Prozent auf 19.044,96 Zähler – so hoch wie nie. „Technisch wäre theoretisch der Weg noch in diesem Jahr frei bis zur Krönung bei 20.000 Punkten“, konstatierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Der EuroStoxx50 legte um zwei Prozent auf 4937 Punkte zu. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Plus.
Die US-Währungshüter senkten am Mittwoch erstmals seit Anfang des Jahrzehnts den Leitzins und dies sogleich um einen halben Prozentpunkt. Er liegt nun in der Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. „Nicht wenige Marktteilnehmer dürften kurz nach Bekanntgabe des Zinsentscheids große Augen gemacht haben“, sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG.
Im Gegensatz zur Fed hielt die britische Zentralbank bei ihrer Sitzung am Donnerstag die Füße still und beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz bei 5,0 Prozent. Die Währungshüter um BoE-Chef Andrew Bailey hatten im vorigen Monat erstmals seit 2020 die geldpolitischen Zügel gelockert und damit auf das Abebben der Inflationswelle reagiert. Doch die Teuerungsrate stagnierte zuletzt bei 2,2 Prozent und blieb damit über dem Zielwert der Notenbank von zwei Prozent.
Heidelberg Materials und Bayer gefragt – Deutsche Telekom unter Druck
Unter den Einzelwerten konnten im Dax viele Titel aufgrund der Aufwärtsbewegung am Gesamtmarkt deutliche Gewinne verbuchen. Zu den stärksten Werten zählten kurz vor Börsenschluss Heidelberg Materials und Bayer, die um knapp vier und 3,6 Prozent zulegten.
Auf der Verliererseite machten die Aktien der Deutschen Telekom mit einem Abschlag von knapp zwei Prozent von sich reden. Die Mobilfunktochter T-Mobile US hatte am Mittwoch auf einem Investorentag milliardenschwere Ausschüttungen an ihre Aktionäre angekündigt. Die Summe lag letztlich jedoch niedriger als von den Investoren erwartet worden war, hieß es in einem Kommentar der Investment Bank JP Morgan. Einem Händler zufolge fürchten Analysten, dass es nun auch bei der Telekom zu geringeren Ausschüttungen kommen könnte. Ebenfalls zu den Verlierern zählen die Energieunternehmen RWE und Eon, die den Börsentag mit einem Minus von vier bzw. 2,8 Prozent beenden.
Kontrast zur mauen Wirtschaftslage
Die Entwicklung an den Börsen steht in deutlichem Gegensatz zur verhaltenen Wirtschaftslage in Deutschland. Während sich der Dax auf neuen Höhen befindet, ermittelte das Statistische Bundesamt für das zweite Quartal 2024 eine schrumpfende Wirtschaft im Vergleich zum ersten Vierteljahr. Für das Gesamtjahr sagen die Wirtschaftsforschungsinstitute ein Nullwachstum voraus.
Dass sich Börse und Konjunktur derart unterscheiden ist allerdings nur wenig überraschend. Die Blicke von Investoren und Anlegern richten sich oft nicht unbedingt auf die aktuelle Wirtschaftslage, sondern auf künftige Gewinne. Zudem sind die meisten der 40 im Dax geführten Konzerne international aufgestellt: Deutschland ist also nur ein Markt unter vielen.
Der jüngste Höhenflug des Dax ist nicht der erste in den vergangenen zwölf Monaten. Mitte Dezember vergangenen Jahres knackte der Index die Marke von 17.000 Punkten. Erst im März diesen Jahres hatte der Dax zum ersten Mal die Marke von 18.000 Punkten überschritten.