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Aktien China gewährt dem Renminbi Freiraum

China hat den Renminbi deutlich abgewertet. Währungsexperten sehen darin einen Schritt zur Flexibilisierung der Währung. Von Julia Groth

Die Sorge um das chinesische Wirtschaftswachstum hat die Aktienkurse weltweit auf Talfahrt geschickt. Für Aufregung hatte vor allem die chinesische Zentralbank gesorgt: Mitte August wertete sie die chinesische Währung Renminbi in zwei Schritten um insgesamt 3,5 Prozent ab. Viele Anleger interpretierten dieses Vorgehen als Indiz dafür, dass es um die chinesische Wirtschaft schlechter bestellt ist als gedacht.

Drei Wochen später hat die Diskussion einen anderen Verlauf genommen. Viele Währungsexperten betrachten die Abwertung mittlerweile als Zeichen dafür, dass Chinas Regierung ihre Währungspolitik stärker an den Marktkräften ausrichten will. Die Führung in Peking hatte bereits vor einiger Zeit angekündigt, ihre Devisenpolitik liberalisieren und den Renminbi auf lange Sicht frei konvertierbar machen zu wollen. Für ausländische Anleger und Unternehmen, die Geschäfte in China tätigen, hätte das viele Vorteile: Anleger könnten ihre jeweiligen Landeswährungen nach Belieben in Renminbi tauschen, Unternehmen ihre Geschäfte ohne Auflagen in der chinesischen Währung abwickeln.

In den vergangenen drei Jahren war der Wechselkurs des Renminbi fest an den US-Dollar gekoppelt gewesen. Der Greenback wertete in dieser Zeit gegenüber vielen Währungen deutlich auf, dementsprechend wurde auch der Renminbi teurer. Das belastete Chinas Wettbewerbsfähigkeit und setzte den Export unter Druck. Die chinesische Notenbank hat mit der Abwertung auf diese Entwicklung reagiert. „Die Abwertung ist ein moderater Schritt in Richtung mehr Flexibilität“, sagt Steven Bell, Chefvolkswirt des Fondsanbieters BMO Global Asset Management.

Kein Währungskrieg

Die People’s Bank of China hat zudem beschlossen, dass Marktbewegungen stärker in die Festlegung des Renminbi-Kurses einfließen sollen. Der Renminbi darf künftig gegenüber dem US-Dollar deutlich stärker schwanken als bisher. Auch das deutet darauf hin, dass die Bank die Entwicklung hin zu einem freien Wechselkurs vorantreiben will. Mehr als zwei Drittel der Investment-Profis in Deutschland erwarten, dass China seine Devisenpolitik weiter liberalisieren wird, zeigt eine Umfrage der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management.

In den kommenden Wochen und Monaten könnte Chinas Zentralbank den Renminbi weiter schwächen, glauben Marktbeobachter. „Die Zentralbank hat die Tür für weitere Abwertungen geöffnet“, sagt Ursina Kubli, Ökonomin der Bank J-Safra Sarasin. „Wie kräftig die Abwertungsschritte sein werden, hängt hauptsächlich von politischen Abwägungen ab.“

Einige Ökonomen werfen China vor, einen Währungskrieg zu starten. Dabei werten Volkswirtschaften ihre Währungen um die Wette ab. Das Ziel: Exporte stärken und damit international wettbewerbsfähiger werden – auf Kosten anderer Länder. Die Mehrheit der Anlageexperten hält einen Abwertungswettlauf allerdings für unwahrscheinlich. „Wir erwarten, dass die chinesische Zentralbank ihre Währung gegenüber dem US-Dollar um drei Prozent abwerten wird“, sagt Kubli. „Von einem Währungskrieg zu sprechen ist demnach übertrieben.“

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