Anzeige
Anzeige

Geldanlage Cannabis-Aktien: Gras fürs Depot

Cannabis-Anlage des kanadischen Unternehmens Aurora Cannabis
Cannabis-Anlage des kanadischen Unternehmens Aurora Cannabis
© Aurora Cannabis
Börsennotierte Cannabis-Produzenten haben in den vergangenen Monaten einen steilen Aufstieg erlebt. Experten zweifeln allerdings an der Nachhaltigkeit des Booms

Bitcoin war gestern, das neue Lieblingskind der Spekulanten heißt Cannabis. Marihuana-Anleger sind derzeit wie im Rausch: Der Kurs des kanadischen Unternehmens Aurora Cannabis hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt, beim Marihuana-Produzenten Aphria steht auf Jahressicht ein Plus von rund 60 Prozent. Begonnen hat der jüngste Höhenflug mit der Liberalisierungswelle in Nordamerika. Im Oktober legalisierte Kanada Anbau, Verkauf und Konsum von Cannabis vollständig. Im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado können die Bürger schon seit 2012 legal „Pot“ erwerben. Nun spekulieren Investoren offenbar darauf, dass weitere Staaten nachziehen und den Konsum oder die Produktion von Cannabis ebenfalls legalisieren werden.


Aurora Cannabis Aktie


Aurora Cannabis Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Tatsächlich wird Gras auch hierzulande salonfähig: Seit 2017 dürfen deutsche Ärzte Marihuana zu medizinischen Zwecken verschreiben, in den ersten zehn Monaten nach der Einführung sollen Patienten laut Statistik des Apothekenbranchenverbands rund 27.000 Rezepte eingelöst haben. In der vergangenen Woche gab das Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nun bekannt, welche Firmen in Deutschland medizinisches Cannabis anbauen dürfen: Neben den Deutschland-Töchtern der kanadischen Platzhirsche Aurora Cannabis und Aphria erhielt auch das im Sommer 2017 gegründete Berliner Start-up Demecan die Erlaubnis, in den nächsten vier Jahren Medizinalhanf anzubauen. Eine von der BfArM eingerichtete Agentur wird das in Deutschland angebaute Cannabis verkaufen.

Der Hype rund um Cannabis-Aktien erinnert an die deutsche Solar-Euphorie nach der Jahrtausendwende
Alexander Adrian

Europaweit erlauben mittlerweile 20 Staaten medizinisches Cannabis. Glaubt man der neuesten Studie des Marktforschungsinstituts Prohibition Partners, dann steht das Geschäft erst am Anfang. Die Autoren erwarten, dass der europäische Marihuana-Markt bis 2028 knapp 116 Mrd. Euro schwer sein wird. Um schnell an Kapital zu kommen, drängen viele der noch jungen Hanf-Produzenten an die Börse – ein Trend, auf den nun auch die Fondsindustrie aufgesprungen ist. Im Dezember hat die Hamburger Firma WS-HC Werkhausen & Stehr Hanf Consulting den ersten deutschen Hanf-Aktienfonds auf den Markt gebracht. Mit dem Fonds sollen die Anleger in rund 35 der führenden Unternehmen des nordamerikanischen Marktes investieren können.

Neben den Jubelrufen gibt es aber auch Stimmen, die zur Vorsicht mahnen. So warnte jüngst Alexander Adrian, Fondsmanager bei der österreichischen Schoellerbank, vor den Risiken. „Der Hype rund um Cannabis-Aktien erinnert an die deutsche Solar-Euphorie nach der Jahrtausendwende“, sagt der Anlageprofi. Auch damals witterten Anleger ein sicheres und lukratives Geschäft. Die Aktienkurse der heimischen Solar-Hersteller stiegen in schwindelerregende Höhen. Dann aber drängte die günstige Konkurrenz aus Fernost auf den Markt. Viele deutschen Unternehmen waren schlagartig nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Aktienkurse brachen ein, und Investoren schauten in die Röhre.

Auch Cannabis-Investoren mussten in der Vergangenheit mehrfach erleben, dass auf den Rausch der Kater folgt. So kündigte die Deutsche Börse im Sommer 2018 plötzlich an, den Handel mit Hanf-Aktien ab September einzustellen. Innerhalb weniger Tage brachen die Aktienkurse vieler Produzenten um die Hälfte ein. Einige Wochen später lockerte die Deutsche Börse das Verbot zwar wieder, nachdem mehrere Firmen gegen die Entscheidung geklagt hatten. Aktien von Unternehmen, die Medizinalhanf vertreiben, bleiben erlaubt. „Wie groß dieser Markt genau ist, und ob man mit der Produktion schlussendlich nicht doch über das Ziel hinausschießt, ist nur schwer abzuschätzen“, sagt Adrian.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel