Es kam nicht ganz überraschend, dass der bisherige demokratische US-Präsident Joe Biden von seiner zweiten Kandidatur zurückgetreten ist. Doch die Patzer hatten sich gehäuft – Biden verlor die Unterstützung vieler seiner Mitstreiter. Nun soll auf dem Parteitag vom 19. bis 22. August eine Nachfolgerin nominiert werden: Bidens Stellvertreterin Kamala Harris steht dafür bereit.
An den Börsen verunsicherte Bidens Schritt zunächst Investoren, vor allem in Asien. Der Nikkei 225-Index fiel um 1,3 Prozent. Händler sagten, dass ähnliche Rückgänge von 1,4 Prozent im südkoreanischen Kospi und 0,7 Prozent im australischen S&P/ASX 200 wahrscheinlich darauf zurückzuführen seien, dass Fonds ihre Positionen, die sie in den letzten Wochen in Erwartung eines klaren Sieges von Trump aufgebaut hatten, abbauten.
Zum Morgen stabilisierten sich die Kurse jedoch schnell, inzwischen begrüßen die Märkte seine Entscheidung: Bei Dax-Anlegern kommt sein Schritt gut an. Der deutsche Leitindex notierte zur Eröffnung am Montag 0,4 Prozent fester bei 18.249 Punkten. Bis zum Mittag stieg er nach einer schwachen Woche um 1,2 Prozent.
Die europäischen Aktien erholten sich ebenfalls von Verlusten in der vergangenen Woche, der Euro Stoxx 600 stieg im frühen Handel um 0,6 Prozent. Die S&P 500-Futures stiegen vor der Eröffnung an der Wall Street um 0,2 Prozent. Der Kurs des Krypto-Assets Bitcoin stieg auf ein Monathshoch.
Analysten rechnen mit Kursschwankungen
„Noch hat Vizepräsidentin Harris die Kandidatur nicht sicher. Auf der Handelsplattform PredictIt wird ihre Nominierungs-Aktie aber für 84 gehandelt“, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. „Die Börsen dürfte heute vor allem die Frage bewegen, ob Kamala Harris Donald Trump schlagen kann.“
Die Märkte hatten bislang auf einen Wahlsieg des Republikaners Donald Trumps gesetzt. Der steht für Steuersenkungen, höhere Verschuldung und Protektionismus. Er will den Abbau von Rohstoffen fördern, was auch den US-Öltiteln geholfen hatte.
„Der Fokus wird sich nun auf die Bestätigung eines neuen demokratischen Kandidaten verlagern und darauf, ob es wesentliche Unterschiede in ihren politischen Prioritäten geben wird, die sich auf die Märkte auswirken könnten, und ob es wahrscheinlicher ist, dass der neue Kandidat den ehemaligen Präsidenten Trump im November besiegen wird“, sagt Mark Haefele, Chief Investment Officer von UBS Global Wealth Management. Kurzfristig sei mit einer gewissen Marktvolatilität zu rechnen.
Bitcoin – Kurs steigt auf Monatshoch
Der Dollar gab gegenüber anderen Währungen leicht nach, die Kurse der US-Staatslegten zu und drückten die 10-jährige Rendite um 0,03 Prozentpunkte auf 4,21 Prozent, was laut Händlern auf neue Unbekannte im Vorfeld der Präsidentschaftswahl im November zurückzuführen ist.
Der Kurs des Bitcoin erreichte nach Bidens Ankündigung mit über 68.000 US-Dollar den höchsten Stand seit mehr als einem Monat. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Rücktritts von Joe Bidens als Kandidat der Demokraten für die US-Präsidentschaft war der Bitcoin am Sonntagabend zunächst unter 66.000 Dollar gefallen, bevor er wieder anstieg.
Nach Einschätzung des Analysten Timo Emden von Emden Research überwiegt am Markt für Kryptowährungen weiter die Annahme, dass Donald Trump die kommenden Präsidentschaftswahlen gewinnen und als Präsident ins Weiße Haus zurückkehren wird. Trump steht für weniger Regulierung und gilt gemeinhin als Befürworter von Kryptowährungen wie Bitcoin. Nach Einschätzung des Analysten Tony Sycamore vom Handelshaus IG Australia geht der Markt davon aus, dass Harris bei der Präsidentschaftswahl gegen Trump verlieren dürfte. Auch Sycamore schätzt Trump als tendenziell „krypofreundlichen US-Präsidenten“ ein.
Der Kurs des Bitcoin ist extrem schwankungsanfällig. Experten warnen daher immer wieder vor möglichen großen Kursverlusten im Handel mit der Kryptowährung. Im März hatte der Bitcoin noch ein Rekordhoch bei knapp 74.000 Dollar erreicht und war im Juli zeitweise unter 55.000 Dollar gefallen.