Die Aktie vom Hamburger Kupferhersteller Aurubis ist um 15 Prozent eingebrochen, nachdem der Konzern am Mittwochabend erneut einen Metalldiebstahl in großem Umfang bekanntgegen hat.
Daraufhin strich Aurubis per Ad-hoc-Mitteilung seine Jahresprognose. Erst im Juni war bekannt geworden, dass eine Diebesbande bei dem Unternehmen über Jahre edelmetallhaltige Zwischenprodukte gestohlen und damit Erlöse im Wert von rund 20 Millionen Euro erzielt haben soll.
Der Fall des erneuten Diebstahls ist bisher bei der Staatsanwaltschaft Hamburg nicht anhängig, wie diese auf Nachfrage von Capital mitteilte. Ob eine förmliche Strafanzeige seitens Aurubis bei der Polizei gestellt worden sei, ist demnach nicht bekannt. Nach ersten Erkenntnissen bestehe kein Zusammenhang mit den umfangreichen Ermittlungen, die seit Juni laufen.
Wie Aurubis mitteilte, wurden bei der Überprüfung des Metallbestands „erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Einsatzmaterialien im Recyclingbereich Abweichungen festgestellt“. Aufgrund dieser Indizien sei davon auszugehen, „dass das Unternehmen Gegenstand weiterer – über die im Juni 2023 veröffentlichten Fälle hinausgehender – krimineller Handlungen geworden ist“. Aurubis hat nach eigenen Angaben das Landeskriminalamt eingeschaltet. Das Ausmaß des Schadens könne noch nicht sicher festgestellt werden, hieß es.
Schaden im „niedrigen, dreistelligen“ Millionenbereich
Aurubis hat nach Angaben in der Börsenpflichtmitteilung eine außerordentliche Inventur der Metallbestände gestartet. Mit dem Ergebnis werde Ende September 2023 gerechnet. Derzeit könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein Schaden im „niedrigen, dreistelligen“ Millionen-Bereich entstanden sei. Der Schaden werde das Ergebnis des Geschäftsjahres 2022/23 belasten. Der Prognosekorridor für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 von 450 Millionen bis 550 Millionen Euro könne deshalb nicht gehalten werden.
Aurubis ist nach eigenen Angaben der weltweit führende Anbieter von Nichteisenmetallen und einer der größten Kupferrecycler der Welt. Mitte Juni ließ die Hamburger Staatsanwaltschaft wegen Metalldiebstahls bei Aurubis mehr als 30 Objekte in Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hessen durchsuchen. Sechs Männer seien verhaftet worden, teilte die Staatsanwaltschaft seinerzeit mit. Die mittlerweile zwöf Beschuldigten und weitere, noch unbekannte Mittäter sollen in unterschiedlicher Tatbeteiligung mehrere Tonnen edelmetallhaltige Nebenprodukte der Kupferproduktion vom Firmengelände gestohlen haben.