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Kolumne Zehn Prognosen für das Jahr 2014

Blasen platzen, der Ölpreis sinkt, Mario Draghi hält Europas Banken über Wasser – und China-Aktien werden vielleicht ein Kauf. Mein Blick in die Glaskugel 2014. Von David McWilliams
David McWilliams, geb. 1966, hat als Ökonom für Großbanken und die irische Notenbank gearbeitet. Heute ist er TV-Journalist, Theater- und Bestsellerautor und einer der profiliertesten Wirtschaftskommentatoren Irlands
David McWilliams hat als Ökonom für Großbanken und die irische Zentralbank gearbeitet. Heute ist er TV-Journalist, Bühnen- und Bestsellerautor. Vor Kurzem hat er seinen täglichen Weltwirtschafts-Newsletter globalmacro360.com gestartet
© Laif

Prognosen sind ein Geschäft voller Risiken. Aber das ist das Leben auch. Und weil die Kehrseite von Rendite immer Risiko ist, kriegt man das eine nicht ohne das andere. Also wagen wir den Sprung. Hier sind meine wichtigsten zehn Prognosen für 2014:

  1. Das große Hintergrundgemurmel wird darum kreisen, dass die USA – vielleicht auch Großbritannien – die monetäre Lockerung der vergangenen fünf Jahre zurücknehmen. Das kann höhere Zinsen in beiden Ländern bringen, aber es bedeutet sicher das Ende der freizügigen Liquidität, die den Preis für alles Mögliche durch die Decke gehen lässt – vom modernen Ölbild über Fußballer bis zu Edelapartments in London. Wir wissen, dass sich die Verknappung von Liquidität und Preise von Protz-Assets genauso zuei­nander verhalten wie leere Tore und ­Chelseas Chancentod Fernando Torres: Die beiden mögen sich nicht.
  2. Auch Länder mit großen Leistungsbilanzdefiziten mögen keine Liquiditätsverknappung, besonders Schwellenländer und ihre Währungen. Die Hälfte der Brics – speziell Brasilien und Indien – werden harte Zeiten erleben.
  3. Ein Teil der anderen Hälfte, Russland, wird ein sehr interessantes Jahr haben. Der beste Frühindikator für Turbulenzen ist immer überbordendes Selbstvertrauen. Dass Putin zuletzt Häftlinge wie Chodorkowski freiließ, zeigt solches Selbstvertrauen. Aber der Ukrainekonflikt und ein Verfall der Energiepreise könnten Moskau bald sehr nervös machen.
  4. Wenn wir schon über Öl reden: Es wird viel, viel neue Produktion geben, vom US-Schieferöl bis zu steigender Förderung in Libyen. Das drückt die Preise. Normalerweise kürzen dann die Saudis den Output, um den Preis zu stützen. Diesmal nicht, weil sie sich von den US-Avancen Richtung Iran bedroht fühlen.
  5. In Europa steuert Frankreich geradewegs in die Rezession. Das Budgetdefizit steigt rasch und stößt an die Grenzen des EU-Fiskalpakts. Frankreich wird dann auf Deutschland losgehen, was den Euro belastet. Der fällt gegenüber dem Dollar sowieso schon, weil der Zins sich zugunsten Amerikas ändert.
  • Draghis Bankenstresstest bringt jede Menge hässliche Überraschungen, denn er zeigt, was Europas sieben desaströse Jahre in den Bankbilanzen angerichtet haben. Der Stresstest kann neue Turbulenzen in der Peripherie auslösen, aber am wahrscheinlichsten ist, dass die EZB mehr Geld ausgeben muss. Auch wegen der Deflation im größeren Teil der Eurozone muss sie eine Form des Quantitative Easing à la Fed starten: Staatsanleihen also wirklich kaufen, statt nur so zu tun als ob.
  • Japan wird stottern, denn es ist für kräftiges Wachstum einfach zu alt. Es gibt erneut einen massiven monetären Stimulus, der die Börse hochtreibt und den Yen drückt.
  • Aus einigen Social-Media-Firmen wird 2014 an der Börse die Luft herausgelassen. Mit der Liquidität verschwindet auch die Spekulation, Milliardenbewertungen für Firmen ohne Gewinn passen dann nicht mehr. Die Aktien einiger Tech-Lieblinge werden abstürzen.
  • Der chinesische Aktienindex ist vier Jahre in Folge gefallen. China kann sich aber selbst finanzieren, seine Bankenprobleme also besser managen als andere. Wenn Chinas Aktienmarkt weiter fällt, könnte er der Kauf des Jahrzehnts werden.
  • Australien schwächelt etwas, aber dank einer expansiven Fiskalpolitik geht der Jobaufbau weiter. Der Aussie-Dollar bleibt stark. Kann das dort immer so weitergehen?
  • Ein gutes neues Jahr!
Die neue Capital
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Der Beitrag von David McWilliams erschien zuerst in der aktuellen Capital. Hier können Sie sich die iPad-Ausgabe der neuen Capital herunterladen. Hier geht es zum Abo-Shop, wenn Sie die Print-Ausgabe bestellen möchten.

Das ökonomische Quartett: David McWilliams (Irland), Heleen Mees (Niederlande), Jagdish Bhagwati (Indien), Michael Pettis (USA).Jeden Monat schreibt bei Capital einer dieser vier Ökonomen. Sie stammen aus verschiedenen Ländern, und jeder hat damit eine andere Perspektive auf die Welt.

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